Milchwerke Schwaben eG erzielt gutes Ergebnis
Die Milchwerke Schwaben eG hat 2024 ein bemerkenswertes Ergebnis erzielt. Der Umsatz stieg um 5,5 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 347 Mio. Euro (2023: 329 Mio. Euro). Entsprechend gut war die Stimmung auf der Generalversammlung am 29. April in der Donauhalle Ulm.
von Matthias Borlinghaus Quelle Milchwerke Schwaben erschienen am 02.05.2025„Das Geschäftsjahr 2024 begann für die Milchwerke Schwaben erfreulicher als das Jahr zuvor“, meinte der Vorsitzende des Vorstands, Joachim Keller, gleich zu Beginn der Versammlung und zeigte sich insgesamt zufrieden mit der Geschäftsentwicklung. Hauptgrund dafür waren ordentliche Milchpreise, die sich angesichts geringerer Anlieferungsmengen das ganze Jahr über stabil hielten. Im Milchwerk wurden mit einer zusätzlichen Joghurt-Abfüllanlage weitere Kapazitäten geschaffen, sodass man die Marktführerschaft für Ein-Kilo-Becher in Deutschland ausbauen konnte. Entsprechend einer guten Auftragslage könnten die Milchwerke deutlich mehr Milch verarbeiten, was aber aus Kapazitätsgründen derzeit nicht zu schaffen sei.
Tierbestände schützen
Die Blauzungenkrankheit hatte laut Keller große Auswirkungen auf den Milchmarkt, aber auch auf den Nutz- und Schlachtviehmarkt. Er appellierte an die Erzeuger, die Tierbestände gegen die Blauzunge impfen zu lassen, und auch gegen einen möglichen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche sei höchste Vorsicht geboten. Keller mahnte, dass die aktuell guten Preise nicht in den Himmel wachsen würden. Die Discounter zum Beispiel hätten mit ihrer harten Preispolitik unlängst einmal mehr gezeigt, wie schnell sie in der Lage seien, die angestiegenen Butterpreise wieder zu senken.
Gewinn fast verdoppelt
Der Jahresüberschuss der Genossenschaft hat sich mit einem Anstieg um 1,5 Mio. Euro auf 3,2 Mio. Euro im Vergleich zu 2023 fast verdoppelt. Von diesem Gewinn gehen 1,6 Mio. Euro in die gesetzliche Rücklage und rund 1,6 Mio. Euro in die Betriebsrücklage. Gleichwohl ging das Geschäftsjahr mit deutlich gestiegenen Kosten einher. So weist der Geschäftsbericht unter anderem eine Erhöhung des Materialaufwands gegenüber dem Vorjahr um 17,7 Mio. Euro auf 296,9 Mio. Euro aus, 218 Mio. Euro davon sind Milchgeldzahlungen an die Milcherzeuger. Die Milchwerke Schwaben investierten 2024 rund 5,9 Mio. Euro unter anderem in die Ertüchtigung eines Sprühtrocknungsturmes und in die Erweiterung der Abfüllkapazitäten für Joghurt und Dessert sowie diverse Erhaltungs-, Modernisierungs- und Optimierungsinvestitionen, erläuterte der geschäftsführende Co-Vorstand, Dr. Johann Meier.
Patrick Schmälzle, Prüfer beim Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband, attestierte den Milchwerke Schwaben ein gutes Ergebnis. Er lobte die Verschiebungen in den Verwertungen der Milch hin zu mehr Frischeprodukten. So habe sich die Verarbeitungstiefe beziehungsweise die Wertschöpfung verbessert. Erhöhte Absatzpreise für Frischeprodukte, Butter und Schnittkäse hätten das gute Ergebnis ermöglicht. Erhöht hat sich nicht nur die Bilanzsumme um rund 5,6 Mio. Euro auf 98,2 Mio. Euro, auch das Eigenkapital des Unternehmens ist gestiegen. Die EK-Quote mit 47,8 Prozent bezeichnete Schmälzle als eine „gesunde Bilanzkennzahl“. Trotz erhöhter Produktionskosten befände sich die Effizienz des Unternehmens weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Schmälzle zeigte sich beeindruckt, wie schnell es dem Unternehmen gelungen sei, den Ausbau für mehr Frischeprodukte auf die Beine zu stellen.
Gestiegene Auszahlungspreise
Gestiegene Produktpreise führten zu einer Erhöhung der Milcherzeugerpreise. Die durchschnittlichen Auszahlungspreise inklusive Nachzahlung betrugen bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß, netto, 49,53 Cent/kg für konventionelle Milch, 50,73 Cent/kg für Milch ohne Gentechnik und 51,73 Cent/kg für Weidemilch. Für Milch aus Haltungsstufe 3 (HF3) QM++ Milch gab es im Schnitt 52,73 Cent/kg sowie 62,97 Cent/kg für Biomilch. Für das Jahr 2024 gibt es eine Nachzahlung von 2,2 Cent pro kg Milch, die mit dem Milchgeld für den April Anfang Mai ausgezahlt wird.
Anlieferungsmengen leicht gefallen
Mit 421 Mio. kg Milch blieb die Anlieferungsmenge der Milcherzeuger gegenüber dem Vorjahr weitgehend stabil (minus 0,5 Prozent). Insgesamt verarbeitete die Neu-Ulmer Molkereigenossenschaft 452,1 Mio. kg Milch, was eine Reduktion um 2,7 Prozent oder 12,7 Mio. kg bedeutet. Hauptgrund für diesen Rückgang liegt im geringeren Milchzukauf. Noch bis 2023 bekamen die Ulmer von FrieslandCampina Landliebe-Milch, um daraus Landliebe-Käse herzustellen. Mit der Übernahme des FrieslandCampina-Werkes in Heilbronn durch Müller Milch wurde dieser Milchzukauf dann seit Beginn 2024 eingestellt, so Dr. Johann Meier. Das war dann auch mit ein Grund dafür, warum die Käseproduktion insgesamt um 4,1 Prozent zurückging, von 33.338 Tonnen auf 31.972 Tonnen. Zudem wurden Mengen aus der Käserei in die Frischeabteilung verschoben. Laut Meier wurden rund 68 Prozent der Milch zu Käse verarbeitet, 21 Prozent zu Frischeprodukten, 1,0 Prozent Butter, 3,4 Prozent Pulver und 6,5 Prozent in den Milchversand.
Entwicklung der Produktsegmente
Das für die Milchwerke Schwaben klassische Segment Joghurt und Dessert im 1-Kilogramm- beziehungsweise 800-Gramm-Becher konnte weiter zulegen. Der Absatz erhöhte sich um 6,3 Prozent. Im Bereich Käse und SB-Käse verringerte sich der Absatz wegen der angespannten Erlössituation um 7,3 Prozent. Bei den Kleinbechern Milchreis wurde der Absatz um 6,8 Prozent gesteigert. Im Gegensatz dazu ging der Absatz von Butter um 8,6 Prozent zurück. Rohstoffbedingt verringerte sich der Absatz bei Milchpulver, hier wurde die Produktion regelrecht halbiert, was ebenfalls dem Frischebereich zugute kam. Und entsprechend der Käseproduktion waren auch die Verkaufsmengen bei Molkenpulver rückläufig. Insgesamt wurden rund 9,5 Prozent weniger Trockenmilcherzeugnisse verkauft als 2023.
Ausblick auf das laufende Jahr
Das Milchangebot, so eine Einschätzung auf der Versammlung, könnte in den kommenden Monaten wohl eher weiter stagnieren. Vorhersagen, wonach es wegen der guten Milchauszahlungspreise zu deutlich mehr Menge kommen wird, seien bislang nicht eingetreten. Tierkrankheiten, Umwelt- und Tierschutzauflagen, langwierige Genehmigungsverfahren, Arbeitskräftemangel und politische Unsicherheiten wirken sich dämpfend auf die Erzeugung aus. „Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind entscheidend, um den Marktanforderungen gerecht zu werden “, erklärte Karl Laible, geschäftsführender Co-Vorstand der Milchwerke Schwaben. Bei einer stagnierenden Milchmenge und weiterwachsendem Konsum im Inland blieben weniger Milchprodukte für den Export und den Weltmarkt. Im Bereich Marketing, so Laible, laufen derzeit die Vorbereitungen für den Launch des neuen laktosefreien Joghurts mild mit 3,5 Prozent Fett im 800-g-Becher. Eine Umstellung aller konventionellen Dessert- und Joghurtsorten auf die Haltungsstufe 3 (QM++) soll bis Mai abgeschlossen sein. Die Produktionskosten bleiben auch 2025 ein zentrales Thema. Die Milchwerke Schwaben werden weiterhin in moderne Technologien und Prozesse investieren, um die Effizienz zu steigern und die Kosten zu senken. Investitionen in erneuerbare Energien und nachhaltige Produktionsmethoden stünden dabei im Fokus.
Veganer Joghurt auf Haferbasis
Im kommenden Juli 2025 ist bei den Milchwerke Schwaben unter anderem der Start für die Produktion eines pflanzlichen Produktes aus „Hafer, Wasser und Frucht“ (veganer Joghurt auf Haferbasis) geplant, berichtete Laible. Das Produkt werde unter der Marke eines Partnerunternehmens geführt. „Wir haben einen 10-Jahresvertrag – und das Gute ist, dass die gesamte Wertschöpfungskette bei uns im Unternehmen liegt“, so Laible. Für die Nutzung der Marke müssten die Milchwerke eine Lizenzgebühr bezahlen, sollten aber die geplanten Absatzzahlen nicht erreicht werden, gebe es die Möglichkeit einer Sonderkündigung nach frühestens zwei Jahren, so Laible, der sich über den Einstieg in diese Schiene letztlich eine weitere Stabilisierung des künftigen Milchgeldes erhofft.
Wahlen in die Gremien
Bei den turnusmäßigen Wahlen wurde im Vorstand der stellvertretende Vorsitzende Josef Puhrer verabschiedet. Für ihn wählten die Mitglieder Matthias Bosch aus dem Beirat in den Vorstand. Im Aufsichtsrat wurden Martina Heckenberger, Josef Laubheimer und Michael Schmaus einstimmig wiedergewählt. Für den Beirat wiedergewählt wurden Thomas Haide, Daniel Löffler, Markus Wenger und Peter Werner. Auf eigenen Wunsch ausgeschieden aus dem Beirat sind Rainer Wöhrle nach 13 Jahren Mitgliedschaft und Ludwig Dirr nach 25 Jahren. Karl Müller wurde nach 31 Jahren im Gremium altershalber verabschiedet. Neu in den Beirat wählte die Versammlung Simon Kaiser und Christian Wiedemann.


Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.