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Blick auf den Milchmarkt

Weltweit großes Wachstum vorhergesagt

Beim Jahrestreffen der beiden Milchausschüsse von BLHV und LBV am 23. Mai auf dem Steinachtalhof von Familie Faßnacht stand nach dem Betriebsrundgang der Blick auf den Milchmarkt auf der Tagesordnung. Für Leonie Langeneck, Milchreferentin beim Deutschen Verband (DBV) und Dr. Stefanie Vogt, Leiterin des Marktreferates bei der LEL, stehen die Chancen für weiterhin stabile Milchpreise nicht schlecht.

von Matthias Borlinghaus Quelle LBV/BLHV erschienen am 27.05.2025
Zu Gast auf dem Betrieb Faßnacht (v. l.): Horst Wenk, stellvertretender LBV-Hauptgeschäftsführer, Roswitha Geyer-Fäßler, LBV-Vizepräsidentin, mit dem Betriebsleiterehepaar Ulrike und Gerhard Faßnacht und Sohn Stefan Faßnacht. © Borlinghaus
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Anfang des Jahres hatten wir MKS, hier gibt es erfreulicherweise Entwarnung. Dabei ist die Seuchengefahr insgesamt hoch. Das kann von heute auf morgen auf den Markt durchschlagen und jeden Einzelnen treffen“, meinte Leonie Langeneck. Emissionsbilanzierung, CO2-Minderung: Für die Milchwirtschaft gebe es jede Menge Herausforderungen. Das Milchangebot habe in der EU von 2020 bis 2024 und auch weltweit zugenommen. In Deutschland lag die Rohmilchanlieferung 2024 unter Vorjahresniveau. Ein Grund dafür war der Ausbruch der Blauzungenkrankheit. Was in Deutschland stark zugenommen hat, sind die Milchsorten, angefangen von GVO-freier Milch bis hin zu immer mehr Milch aus den Haltungsformen 3, 4 und 5 mit Bio- und Weide-Heu-Milch.

Der Markt ist global

Fast jeder zehnte Liter Milch wird weltweit gehandelt. Top-Exporteure sind die EU, Neuseeland und die USA. Top-Importeure sind China, Mexiko und das Vereinigte Königreich. China sei auf die Importe weiter angewiesen. Nach einem Einbruch im vergangenen Jahr würden Chinas Importe heuer wieder zunehmen, berichtete Langeneck. Entsprechend der global guten Nachfrage erhöhen sich die Preise weltweit (FAO-Preis-Index). Auch der Global Dairy Trade Tender befindet sich auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Dass der Spotmilchpreis in Deutschland aktuell nur 41 Cent pro kg beträgt, dürfte an der saisonalen Milchspitze liegen, hieß es. Beim Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland ging die Trinkmilch tendenziell zurück, Butter ebenfalls leicht, Käse legte deutlich und Joghurt leicht zu. Pflanzliche Alternativprodukte hätten zuletzt längst nicht mehr so stark zugenommen wie von vielen vorhergesagt. Laut Dr. Stefanie Vogt ist der EU-Milchmarkt durch Zölle nach außen geschützt. Eine Intervention, wie der Ankauf von Butter, findet nicht mehr statt. Abgeschafft wurden die Exporterstattungen für die Ausfuhr von Milchprodukten ebenso wie die Milchquotenregelung (1984 bis 2015). So sei der Markt heute insgesamt weniger reglementiert als früher. Die Höhe des Exports hängt auch vom Wechselkurs ab. Im Jahr 2024 exportierte die EU-27 zum Beispiel Käse zu 20 Prozent in die USA, Butter zu 10 Prozent und Kasein ebenfalls zu 10 Prozent. Der US-Markt spiele also für die EU durchaus eine Rolle. Während umgekehrt der europäische Markt für die USA keine so hohe Bedeutung habe. Die US-Milchprodukte gingen großteils nach Kanada, Mexiko oder nach China.

Immer weniger Kühe

In Baden-Württemberg ging die Zahl der Milchkühe von 800.000 im Jahr 1960 auf heute rund 300.000 Milchkühe zurück. Auch europaweit nehmen die Bestände seit Jahren kontinuierlich ab. „Dies ist der niedrigste Milchkuhbestand in der Geschichte der EU-27“, so Vogt. In Indien gibt es laut Langeneck eine jährliche Wachstumsrate in der Milchproduktion um 4,8 Prozent. „Allein dieser Zuwachs ist mehr Milch als in Deutschland pro Jahr produziert wird. Gleichzeitig sind wir das stärkste Milchland in der EU und liegen weltweit auf Platz sechs. Das zeigt, wo wir stehen, und macht auch deutlich, dass wir es mit dem Tierwohl nicht auf die Spitze treiben sollten“, so Langeneck.

Im Milchausschuss war man sich einig, dass eine Weidepflicht den Bio-Betrieben keinerlei Vorteile bringe. Die Gefahr sei hoch, mit der Weidepflicht die Biomilchproduktion zu gefährden. Der Bio-Anteil an der Anlieferungsmilch lag 2024 bei knapp fünf Prozent in Deutschland, in Baden-Württemberg waren es 8,5 Prozent. Ein Problem für die Bio-Betriebe sei der zu geringe Preisabstand zur konventionell erzeugten Milch. 2022 lagen beide Preise fast gleichauf. Mittlerweile habe sich der Abstand wieder vergrößert auf rund zehn Cent und der Biomarkt scheint im Lot zu sein. Hauptkonkurrenten bei Biomilch sind Österreich und Dänemark, zwei Nachbarländer, die mit ihren Milchprodukten auf den deutschen Markt drücken.

Bauen wird immer schwierger

Der Betrieb von Gerhard Faßnacht in Horb-Altheim, auf dem die gemeinsame Tagung des LBV- und BLHV-Milchausschusses stattfand, ist im Landkreis Freudenstadt kein unbekannter. Im Stall des Vorsitzenden des Kreisbauernverbands stehen 120 gemolkene Kühe. Ziel seien 160 Milchkühe mit drei Robotern. Abnehmende Molkerei ist die Schwarzwaldmilch. Gemolken werden im Schnitt 37 bis 38 Liter Milch pro Kuh und Tag. Bewirtschaftet wird der Betrieb mit drei Familien-AK und einer Fremd-AK in Vollzeit. Zudem gibt es fünf 520-Euro-Jobber. Gerhard Faßnacht hat den Betrieb als 19-Jähriger übernommen. Mittlerweile läuft sein 15. Bauantrag, erzählt er. Am Dorfrand von Altheim im Steinachtal sind die Flächen knapp. Betriebsnachfolger Stefan Faßnacht weiß, dass er an dem Standort baulich nur noch schwer weiter expandieren kann.

Neben den Rindern, Schweinen und der Biogasanlage gibt es auf dem Steinachtalhof von Familie Faßnacht einen Automatenverkauf mit Bauernhof-Eis und leckeren Milch- und Fleischprodukten.
Neben den Rindern, Schweinen und der Biogasanlage gibt es auf dem Steinachtalhof von Familie Faßnacht einen Automatenverkauf mit Bauernhof-Eis und leckeren Milch- und Fleischprodukten. © Borlinghaus
Volles Haus: Bei den Milchausschuss-Sitzungen von LBV und BLHV kommen Milchviehbetriebe aus dem ganzen Land zusammen und tauschen sich aus. Den Vorsitz beim LBV hat Roswitha Geyer-Fäßler aus Wangen im Allgäu, beim BLHV Karl-Heinz Mayer aus Überlingen. „Milch hat Zukunft. Weltweit wird ein großes Wachstum vorhergesagt“, berichtete die Milchreferentin des DBV, Leonie Langeneck, im Gastvortrag.
Volles Haus: Bei den Milchausschuss-Sitzungen von LBV und BLHV kommen Milchviehbetriebe aus dem ganzen Land zusammen und tauschen sich aus. Den Vorsitz beim LBV hat Roswitha Geyer-Fäßler aus Wangen im Allgäu, beim BLHV Karl-Heinz Mayer aus Überlingen. „Milch hat Zukunft. Weltweit wird ein großes Wachstum vorhergesagt“, berichtete die Milchreferentin des DBV, Leonie Langeneck, im Gastvortrag. © Borlinghaus
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