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Rüben unter Beobachtung

Bestände vor Blattkrankheiten schützen

Nachdem die Reihen geschlossen sind, meist ab Mitte Juni, beginnt die wichtige Kontrolle der Zuckerrüben auf Blattkrankheiten. Die Infektionsgefahr für Cercospora-Blattflecken ist bei Temperaturen zwischen 25 und 35 °C und einer hohen Luftfeuchtigkeit über mehrere Stunden besonders hoch. Zudem zeigen langjährige Erfahrungen, dass der Infektionsdruck stark von der Anbaudichte in einem Gebiet abhängt.

von Dr. Jonathan Mühleisen, Pflanzenschutzdienst am Regierungspräsidium Stuttgart erschienen am 16.06.2025
Systemische Wirkstoffe wie z. B. Prothioconazol werden nur in lebendem Pflanzengewebe transportiert. In das abgestorbene Gewebe der Cercospora-Blattflecken (siehe Foto) kann der Wirkstoff daher nicht von der Pflanze hinein transportiert werden. Deshalb sollte eine Behandlung möglichst frühzeitig erfolgen. © Mühleisen, RP Stuttgart
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In intensiven Rübenanbaugebieten sind häufig drei Fungizidanwendungen notwendig. In höher gelegenen Randlagen ist hingegen teilweise überhaupt keine Fungizidbehandlung erforderlich. Bei den fungiziden Wirkstoffen Difenoconazol (zum Beispiel Amistar Gold, Score) und Mefentrifluconazol (zum Beispiel Diadem) wurde bei Cercospora-Isolaten aus Süddeutschland teilweise bereits ein starker Shift zu weniger sensitiven Isolaten festgestellt. Das bedeutet, dass bei entsprechenden Pflanzenschutzmitteln, je nach gegebenenfalls weiteren Wirkstoffen und örtlich vorherrschenden Cercospora-Isolaten, mit verminderten Wirkungsgraden zu rechnen ist.

Prothioconazol als Schlüsselwirkstoff

Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Wirkstoff Prothioconazol (zum Beispiel Propulse) durchweg eine sehr gute Wirkung zeigt. Daher kommt diesem Wirkstoff eine Schlüsselstellung in der Bekämpfung zu. In Gebieten mit hohem Cercospora-Druck sollte den Azolen ein Kupfer-Präparat („Multi-site-Inhibitoren“, zum Beispiel Funguran progress, Yukon) beigemischt werden, sofern die Notfallzulassungen rechtzeitig erteilt werden, um die Bildung von Resistenzen zu verhindern.

Wichtige Hinweise zur Kupferanwendung

Es ist wichtig zu beachten, dass Kupferpräparate nicht bei sehr trockener oder feuchter Witterung beziehungsweise vorhergesagtem Regen oder Taubildung angewendet werden sollten. Auch bei intensiver Sonneneinstrahlung sind Verbrennungen möglich. Ideal ist eine Ausbringung am Nachmittag oder frühen Abend bei durchschnittlichen Temperaturen und bedecktem Himmel. Die Spritzmenge ist in jedem Fall so zu bemessen, dass Tropfenbildung und Ablagerungen vermieden werden. Im vorletzten Jahr, also 2023, gab es massive Schäden am Blattapparat durch ungünstig platzierte Kupferanwendungen; dies sollte unbedingt vermieden werden. Im Zweifelsfall ist der Hersteller zu kontaktieren und Beratung anzufordern.

Vorbeugen ist besser als Heilen

Grundsätzlich gilt bei Cercospora: Vorbeugen ist besser als Heilen. Weder die Kurativleistung noch die Wirkungsdauer der Fungizide (in der Regel nicht mehr als drei Wochen, teilweise deutlich kürzer) darf überschätzt werden. Sowohl Südzucker als auch der Pflanzenschutzdienst an den Landratsämtern informieren regelmäßig über die Ergebnisse der Überwachung auf Blattkrankheiten (Blattkrankheiten-Warndienst). Dies ersetzt jedoch nicht die regelmäßige Kontrolle – zumindest bei Kontrollaufruf – der eigenen Bestände, da kleinräumige Unterschiede möglich sind. Bei ersten Symptomen sollte unverzüglich eine Behandlung erfolgen, um den Blattapparat zu schützen.

Neue Erkenntnisse aus Bayern

Einjährige Versuchsergebnisse aus Bayern im vergleichsweise feuchten Jahr 2024 zeigen sogar, dass eine zusätzliche vorbeugende Behandlung Mitte Juni und damit circa zwei bis drei Wochen vor der üblichen T1-Behandlung den bereinigten Zuckerertrag verbesserte. Am Standort Makofen (Landkreis Straubing-Bogen) wurde in der Variante Propulse + Yukon durch die zusätzliche vorbeugende Maßnahme der bereinigte Zuckerertrag von 118,8 Prozent auf 124,1 Prozent erhöht. Am Standort Schambach (Landkreis Kelheim) stieg der Ertrag sogar von 115,9 Prozent auf 129,7 Prozent. Die vollständigen Versuchsergebnisse der ARGE Regensburg sind online einsehbar unter https://bayernruebe.de/medien/ ? Versuchsbericht 2024.

Unsicherheiten und weitere Beratung

Einjährige Versuchsergebnisse sind immer mit hohen Unsicherheiten behaftet, und 2024 war ein außergewöhnlich feuchtes Jahr. In einem weniger feuchten Jahr hätten die Ergebnisse auch anders aussehen können. Aktuell orientiert sich die amtliche Beratung in Baden-Württemberg nach wie vor an den bekannten Bekämpfungsrichtwerten. Weitere Versuche werden zeigen müssen, ob eventuell andere Strategien zielführender sind. Geeignete Fungizide und weitere Hinweise können Tabelle 48 (Seite 96 und 97) der Broschüre „Integrierter Pflanzenschutz 2025 – Ackerbau und Grünland“ entnommen werden.

Spritzfenster anlegen

In Schutzgebieten (Geltungsbereich von IPSplus) ist zur Beurteilung der Behandlungsnotwendigkeit ein Spritzfenster anzulegen. Es wird jedoch insbesondere bei Cercospora auch außerhalb von Schutzgebieten dringend empfohlen, ein Spritzfenster anzulegen. Nur so kann die eigene Fungizid-Strategie zuverlässig bewertet, mit Kollegen und Beratern diskutiert und gegebenenfalls in Folgejahren verbessert werden.

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