
Öko-Gerste im Sortenversuch
Die ökologische Sortenprüfung Wintergerste wird in Baden-Württemberg seit zehn Jahren an den Standorten Karlsruhe-Grötzingen und Stuttgart-Hohenheim durchgeführt. Die Ergebnisse 2025 liefern wichtige Informationen zu Erträgen, Qualitäten und Krankheitsanfälligkeiten, die für die Sortenwahl von Bedeutung sind.
von Barbara Orth, LTZ Augustenberg erschienen am 01.09.2025Die Sortenprüfung von Wintergerste im ökologischen Landbau feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Die zwei Prüfstandorte sind Karlsruhe-Grötzingen, das vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg betreut wird, und Stuttgart-Hohenheim, das von der Universität Hohenheim betreut wird. Integrierte in die ökologischen Landessortenversuche ist die offizielle Wertprüfung des Bundessortenamtes. Die Ergebnisse liefern Informationen über Erträge und Qualitäten für die Beratung und die eigenbetriebliche Sortenwahl.
Wintergerste wird im ökologischen Landbau überwiegend als Futtergetreide angebaut. Die Nachfrage nach ökologischer Winterbraugerste für die Bierproduktion ist bislang sehr gering und spielt im Anbau kaum eine Rolle. In Süddeutschland werden sowohl zweizeilige als auch mehrzeilige Wintergerstensorten angebaut. Die mehrzeiligen Sorten verfügen tendenziell über ein etwas längeres Stroh, während die zweizeiligen Sorten in der Regel höhere Qualitäten erreichen. Im Versuchsjahr zweitausendfünfundzwanzig bestand das Sortiment aus einundzwanzig Prüfgliedern: sieben zweizeiligen und zwölf mehrzeiligen Sorten sowie zwei Wertprüfungsstämmen. Neu im Versuch waren die drei Sorten Osanna (zweizeilig), KWS Chilis (mehrzeilig) und Charmant (mehrzeilig).
Aussaat und Pflanzengesundheit
Die Aussaat erfolgte im Herbst 2024. Am Standort Grötzingen konnte Mitte Oktober unter guten Bedingungen gesät werden. In Stuttgart-Hohenheim verzögerte der viele Regen die Bodenbearbeitung, sodass erst Ende Oktober mit etwa zehn Prozent erhöhter Saatstärke ausgesät wurde. Es folgten ein milder Winter und ein eher trockenes Frühjahr mit einigen sehr warmen Tagen, bevor dann zum Vegetationsende hohe Niederschlagsmengen verzeichnet wurden. Die späte Aussaat in Stuttgart-Hohenheim führte zu Beständen mit geringerer Bestandesdichte und kürzeren Pflanzen im Vergleich zu den Vorjahren. Dennoch lag der Mittelwert der Erträge bei 34,6 dt/ha und damit leicht über dem schwachen Vorjahr (31 dt/ha). In Karlsruhe-Grötzingen erreichte die Wintergerste mit der Vorfrucht Kleegras sehr gute Erträge mit einem Mittelwert von 74,2 dt/ha. Jedoch gingen einige Sorten ins Lager, und wie im Vorjahr gab es bei einzelnen Parzellen Verluste durch Vogelfraß.
Die trockene Witterung im Frühjahr begünstigte das Auftreten von Mehltau in Karlsruhe-Grötzingen, von dem alle Sorten in geringem bis mittlerem Umfang betroffen waren (Boniturnoten zwei bis fünf). An beiden Standorten wurde Ramularia beobachtet, welches in Stuttgart-Hohenheim (Boniturnoten vier bis acht) stärker auftrat im Vergleich zu Karlsruhe-Grötzingen (Boniturnoten zwei bis fünf). In Karlsruhe-Grötzingen zeigten die Sorten Arthene, Charmant und SU Midnight einen leichten bis mittleren Befall mit Rhynchosporium, sowie in geringem Maße (Boniturnote drei) Zwergrost bei den Sorten Axxis, Esprit und Julia.

Standortspezifische Erträge
Die meisten Sorten zeigten an beiden Standorten ähnliche relative Erträge, während es bei einzelnen Sorten gegensätzliche relative Erträge gab. Fascination und Arthene erzielten in Karlsruhe-Grötzingen sehr gute Erträge, blieben in Stuttgart-Hohenheim jedoch unterdurchschnittlich. Umgekehrt überzeugte KWS Chilis im ersten Versuchsjahr in Stuttgart-Hohenheim, blieb in Karlsruhe-Grötzingen jedoch zurück. Sorten, die an beiden Standorten überzeugten, waren bei den zweizeiligen Sorten Goldmarie und Eufemia und bei den mehrzeiligen RGT Mela.
Bei den Qualitäten liegen in diesem Jahr aussagekräftige Daten nur für Karlsruhe-Grötzingen vor. Dort reichte das Hektolitergewicht von 60,9 kg/hl bis 70,4 kg/hl, das Versuchsmittel betrug 66,4 kg/hl und lag leicht über dem des Vorjahrs. Die für die Vermarktung relevante Grenze von 64 kg/hl erreichten in diesem Jahr drei Sorten nicht. Die Siebsortierung lag mit 95,5 % >2,2 mm unter den Vorjahren (>97 %). Die Ergebnisse der mehrjährigen Auswertung werden, sobald diese vorliegen, im Versuchsbericht auf der Homepage des LTZ veröffentlicht.
Beschreibung der Prüfsorten
Arthene (zweizeilig): Seit 2023 im Sortiment. Etwas kürzere Sorte. In Grötzingen ertragsstärkste zweizeilige Sorte (86 dt/ha), in Hohenheim mit 33 dt/ha leicht unterdurchschnittlich. Dieses Jahr das höchste Hektolitergewicht (70,4 kg/hl) und eine überdurchschnittliche Sortierung. An beiden Standorten in Baden-Württemberg Befall mit Ramularia (Hohenheim Note 8, Grötzingen Note 2) und zudem in Grötzingen mittlerer Befall mit Rhynchosporium. Züchter und Vertrieb: SZB Polska/IG Pflanzenzucht.
Avantasia (mehrzeilig): Seit 2024 im Versuch. Mittlere Pflanzenlänge und Reifezeit. Dieses Jahr beim Ertrag im Mittelfeld. Schwäche bei Ramularia, dafür bei den anderen Krankheiten keine Auffälligkeiten. Bei Hektolitergewicht gerade die 64 kg/hl erreicht und mit die niedrigsten Proteingehalte. Züchter und Vertrieb: Deutsche Saatveredelung AG.
Axxis (zweizeilig): Im zweiten Jahr im Sortiment. Beim Ertrag und Hektolitergewicht im unteren Bereich vertreten, dafür beim Proteingehalt im Mittelfeld. Zusätzlich zu Ramularia gab es in Grötzingen leichten Befall mit Zwergrost und mittleren Befall mit Mehltau. Züchtung und Vertrieb: Ackermann Saatzucht GmbH & Co. KG/ Hauptsaaten.
Charmant (mehrzeilig): Neu im Sortiment. Zulassung 2025. Laut Beschreibender Sortenliste längere Sorte mit hohem Marktwarenanteil und beim Proteingehalt laut Bundessortenliste im oberen Bereich von Wintergerste. Sie zeichnet sich zudem durch eine Resistenz gegen das Gerstengelbverzwergungsvirus aus. Züchtung/Vertrieb: Ackermann Saatzucht GmbH & Co. KG/ Hauptsaaten.
Esprit (mehrzeilig): Verrechnungssorte. Im ökologischen Landbau geprüft. In diesem Jahr durchschnittlicher Ertrag, leicht überdurchschnittliches Hektolitergewicht, jedoch im unteren Bereich beim Proteingehalt. Zeigte dieses Jahr im Verhältnis zu den anderen Sorten eine gute Blattgesundheit. Sie gehört mit zu den drei Sorten, bei denen in leichtem Umfang (3) Zwergrost in Grötzingen auftrat. Züchter/Vertrieb: Deutsche Saatveredelung AG.
Eufemia (zweizeilig): Seit 2024 im Versuch. Zulassung 2022 (Österreich). Laut Beschreibender Sortenliste kurze Sorte mit hoher Halmstabilität. Bei Ertrag, Hektolitergewicht und Sortierung überdurchschnittlich in Baden-Württemberg. Mittlerer Ramulariabefall und deutlicher Mehltaubefall (6). Züchter/Vertrieb: Saatzucht Edelhof/Natur-Saaten.
Fascination (mehrzeilig): Im zweiten Versuchsjahr. Laut Beschreibender Sortenliste kurze Sorte mit hoher Zwergrostresistenz. In diesem Jahr sehr gute Erträge in Grötzingen (109 % rel.) jedoch sehr niedrige Erträge in Hohenheim (76 % rel.). Höchste Proteingehalt im Versuchsjahr und sehr gutes Hektolitergewicht. Bei der Blattgesundheit im Mittelfeld. Züchter/Vertrieb: Deutsche Saatveredelung AG.
Goldmarie (zweizeilig): Seit 2023 im Sortiment. Mittellange Sorte mit guter Standfestigkeit laut Sortenliste. An beiden Standorten über dem Versuchsmittel. In Grötzingen leichtes Lager vor Ernte (4). Gehörte in Hohenheim zu den stark mit Ramularia befallenen Sorten, in Grötzingen nur geringe Ramularia-Erkrankung. Züchter/Vertrieb: Saatzucht Bauer/IG Pflanzenzucht.
Julia (mehrzeilig): Seit 2023 im Sortiment. Etwas längere Sorte mit guter Standfestigkeit und hoher Mehltauresistenz laut Sortenliste. Nach durchschnittlichen Erträgen im Vorjahr dieses Jahr überdurchschnittliche Erträge. Hektolitergewicht liegt leicht unter dem Versuchsmittel, die Sortierung ist hingegen überdurchschnittlich. Leichtes Auftreten von Zwergrost. Züchter/Vertrieb: Deutsche Saatveredelung AG.
KWS Chilis (mehrzeilig): Neu im Sortiment. Zulassung 2025. Einstufung nach Bundessortenamt als etwas frühere, längere Sorte mit gutem Marktwarenanteil, jedoch laut Sortenliste einer Anfälligkeit für Zwergrost. Zeigte im ersten Versuchsjahr kein Zwergrost, ist dafür in Grötzingen ins Lager gegangen. Züchter/Vertrieb: KWS Lochow GmbH.
KWS Exquis (mehrzeilig): Seit 2023 im Sortiment. Mittellange, standfeste Sorte und hohe Zwergrostresistenz. Hektolitergewicht liegt leicht unter dem Versuchsmittel die Sortierung ist überdurchschnittlich. Zeigte eine Schwäche beim Mehltau, hingegen bei Ramularia im Vergleich zum Versuchsmittel leicht unterdurchschnittlich. Züchter/Vertrieb: KWS Momont Recherche SARL.
KWS Flemming (mehrzeilig): Vergleichssorte. Im ökologischen Landbau geprüft. Mittlere Länge und Reife laut Sortenliste. Ertragsleistung und Qualitäten minimal unter dem Versuchsmittel. Bei den Krankheiten im Vergleich zu den anderen Sorten unauffällig. Züchter/Vertrieb: KWS Lochow GmbH.
LG Callista (zweizeilig): Seit 2024 im Sortiment. Hohe Resistenz gegen Rhynchosporium und Zwergrost laut Sortenliste. Konnte die guten Erträge aus dem letzten Jahr nicht erreichen, sondern war dieses Jahr Schlusslicht in Grötzingen und auch in Hohenheim nur im unteren Drittel beim Ertrag. Beim Hektolitergewicht lag sie im Bereich das Versuchsmittels. Züchter/Vertrieb: LIMAGRAIN GmbH.
Melia (mehrzeilig): Seit 2023 im Sortiment. Lange Sorte mit mittlerer Standfestigkeit laut Sortenliste. Der Ertrag lag in Grötzingen leicht unter und in Hohenheim leicht über dem Versuchsmittel. Die Qualitäten liegen im guten mittleren Bereich. Zeigte die beste Blattgesundheit. Züchter/Vertrieb: IG Pflanzenzucht.
Normandy (zweizeilig): Vergleichssorte. Mittellange Sorte mit mittlerer Reifeeinstufung. Die Ertragsleistung war an beiden Standorten in diesem Jahr unterdurchschnittlich. In Grötzingen fiel Sie mit einer 5 im Lager auf. Rohproteinwerte waren in Grötzingen überdurchschnittlich, hingegen fallen Hektolitergewicht und Sortierung 2025 niedrig aus. Züchter/Vertrieb: Nordic Seed Germany GmbH.
Osanna (zweizeilig): Neu im Sortiment. Zulassung 2025. Das Bundessortenamt stuft die Sorte als kürzere Pflanze mit hoher Bestandesdichte, einem hohen Vollgerstenanteil und einem guten Hektolitergewicht ein. Es besteht eine Resistenz gegen das Gerstengelbverzwergungsvirus. Im ersten Versuchsjahr in Baden-Württemberg unterdurchschnittlicher Ertrag und auch im direkten Vergleich der zweizeiligen Sorten nur im Mittelfeld. Züchter/Vertrieb: Ackermann Saatzucht GmbH & Co. KG.
RGT Mela (mehrzeilig): Seit 2024 im Sortiment. Lange Sorte mit mittlerer Reifezeit. Sehr gute Ertragsleistung auf beiden Standorten (relativ 113 % in Grötzingen und 103 % in Hohenheim). Die Qualitätsergebnisse sind ebenfalls überdurchschnittlich. Zeigte mit den geringsten Krankheitsdruck. Züchter/Vertrieb: W. von Borries-Eckendorf GmbH & Co. KG/RAGT.
SU Midnight (mehrzeilig): Verrechnungssorte. Längere Sorte mit mittlerer Standfestigkeit. Nach zwei schwachen Ertragsjahren dieses Jahr im Mittelfeld bei den Erträgen. Die Qualitäten liegen über dem Versuchsmittel. Züchter/Vertrieb: W. von Borries-Eckendorf GmbH /Saaten-Union.
Valena (mehrzeilig): Vergleichssorte. Zulassung 2024. Im ökologischen Landbau geprüft. Längere Sorte mit mittlerer Reife und hoher Zwergrostresistenz. Die Erträge liegen an beiden Standorten unter dem Versuchsmittel. Ging in Grötzingen ins Lager (5). Gute Sortierung, hoher Rohproteingehalt im Verhältnis zu den anderen Sorten, Hektolitergewicht liegt unter 64 kg/hl. Züchter/Vertrieb: Landbauschule Dottenfelderhof e. V.
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