
Öko-Winterackerbohnen im Versuch
Winterackerbohnen gewinnen im ökologischen Landbau zunehmend an Bedeutung, da sie die Winterfeuchtigkeit nutzen und ein höheres Ertragspotenzial als Sommerformen bieten. Im Öko-Landessortenversuch 2025 wurden in Baden-Württemberg erneut mehrere Winterformen unter Praxisbedingungen geprüft, um ihre Ertragsleistung, Standfestigkeit und Krankheitsanfälligkeit zu bewerten.
von Verena Preußner/LTZ Augustenberg erschienen am 13.10.2025Winterackerbohnen werden im Herbst zwischen dem 20. September und dem 31. Oktober ausgesät und sollten noch mindestens 4 bis 6 Wochen der Vegetationszeit nutzen können, um mit 4 bis 6 Laubblättern und einer maximalen Pflanzenhöhe von 5 bis 8 cm in den Winter zu gehen. Da sie im Frühjahr sehr stark bestocken, ist die Aussaatstärke geringer (maximal 30 Körner pro Quadratmeter) als bei der Sommerform. Winterackerbohnen haben im Vergleich ein höheres Ertragspotenzial und können die Winterfeuchtigkeit ausnutzen, was gerade in trockenen Jahren von Vorteil ist. Der Entwicklungsvorsprung kann den Schädlingsdruck minimieren, allerdings ist die Winterform anfälliger gegenüber Pilzkrankheiten.
Entwicklung der Winterackerbohnen in Deutschland
Die konventionellen und ökologischen Vermehrungsflächen für Winterackerbohnen in Deutschland haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen und lagen 2025 bei circa 970 ha (Anteil ökologisch und konventionell ungefähr gleich groß). Neben Baden-Württemberg führt auch Bayern seit 2024 Landessortenversuche zu Winterackerbohnen durch. In Deutschland sind derzeit nur die beiden Sorten Augusta und GL Arabella zugelassen. Die weiteren im Sortiment geprüften Sorten stammen aus Frankreich, Österreich und Dänemark.
Der Öko-Landessortenversuch Winterackerbohnen wird in Reinsaat, einfaktoriell und vierfach wiederholt angelegt und in Baden-Württemberg an drei Standorten durchgeführt: Hohenheim (Betreuung Universität Hohenheim), Forchheim am Kaiserstuhl (Betreuung Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg) und Crailsheim (Betreuung Demeter-Beratung). Der Versuch am Standort Crailsheim war 2025 wegen verstärktem Auftreten von Fußkrankheiten und daraus resultierender lückiger Bestände nicht wertbar.
Ergebnisse der Landessortenversuche
An beiden wertbaren Standorten erfolgte die Aussaat witterungsbedingt erst Ende Oktober beziehungsweise Anfang November. An beiden Standorten wurde Mitte Juli geerntet.
Der Durchschnittsertrag über beide Standorte lag bei 39,6 dt/ha und damit deutlich über den Ergebnissen der Vorjahre. Die Proteingehalte lagen über beide Standorte zwischen 28,1 Prozent und 31,9 Prozent. Am Standort Forchheim gab es mit Werten zwischen 27,1 Prozent und 34 Prozent Rohproteingehalt eine größere Spannbreite.
Nach einem milden und vergleichsweise trockenen Winter und Frühling gab es bereits Anfang Juni sehr hohe Temperaturen und in den Sommermonaten im Vergleich zum langjährigen Mittel höhere Niederschläge in Form von Gewitterschauern und Starkregenereignissen. In Forchheim am Kaiserstuhl führte ein Gewitter mit Sturmböen Anfang Juli zum Auftreten von Lager im Bestand (durchschnittliche Boniturnote 4). In Hohenheim trat ebenfalls Lager mit einer durchschnittlichen Boniturnote von 3 auf. Die beste Standfestigkeit zeigte die Sorte Noumea (durchschnittliche Boniturnote 1), am anfälligsten für Lager war die Sorte Curlew (durchschnittliche Boniturnote 6).
Die Niederschläge in den Sommermonaten führten an beiden Standorten zum Auftreten von Krankheiten. In Hohenheim wurden Alternaria (durchschnittliche Boniturnote 4), Botrytis (durchschnittliche Boniturnote 4) und Rost (durchschnittliche Boniturnote 3) in geringem bis mittlerem Umfang festgestellt. In Forchheim am Kaiserstuhl sind bis Mitte Juni keinerlei Blattkrankheiten aufgetreten, dann kam es allerdings zu einem starken bis sehr starken Rostbefall (durchschnittliche Boniturnote 8).
Beschreibungen der Öko-Winterackerbohnensorten
Arktis (Zulassung 2023 in Dänemark): Neu im Sortiment. Eignung für Human- und Tierernährung, tanninhaltig, mit einem Relativertrag von 89,4 Prozent ertragsschwächste Sorte im Jahr 2025 bei durchschnittlichem Proteingehalt. Züchtung/Vertrieb: P.H. Petersen Saatzucht Lundsgaard GmbH/Saaten-Union (Quelle: Züchterangabe).
Augusta (2018 in Deutschland): Violett blühend, kurze Wuchshöhe, standfest, tanninhaltig. 2025 mit einem Relativertrag von 94,4 Prozent auf dem drittletzten Platz bei durchschnittlichem Proteingehalt. Züchtung/Vertrieb: Norddeutsche Pflanzenzucht/Saaten Union (Quelle: Beschreibende Sortenliste 2025 des Bundessortenamt).
Curlew (2024 in Frankreich): Neu im Sortiment. 2025 mit durchschnittlich 42,7 dt/ha ertragsstarke Sorte, Proteingehalt leicht überdurchschnittlich. Violett blühend, geringe Frosttoleranz. Züchtung/Vertrieb: Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG/Saatenunion (Quelle: Terres Inovia, Katalog 2023).
GL Alice (2017 in Österreich): Violett blühend, lange Wuchshöhe. 2025 102,3 Prozent durchschnittlicher Relativertrag, Proteingehalt deutlich unter dem Durchschnitt. Züchtung/Vertrieb: Saatzucht Gleisdorf GmbH/Interessengemeinschaft Pflanzenzucht (Quelle: Züchterangabe).
GL Arabella (2017 in Deutschland und Österreich): Violett blühend, kurze Wuchshöhe, tanninhaltig. Ertrag und Proteingehalt im Jahr 2025 unterdurchschnittlich. Züchtung/Vertrieb: Saatzucht Gleisdorf GmbH/Interessengemeinschaft Pflanzenzucht (Quelle: Beschreibende Sortenliste 2025 des Bundessortenamt).
Nagoya (2024 in Frankreich): Neu im Sortiment. Frostverträglich, hoher Vicin-/Convicingehalt, violett blühend, mittelfrühe Blüte, mittelspäte Reife, durchschnittliche Wuchshöhe, hohes Tausendkornmasse. 2025 gute Ertragsleistung und überdurchschnittlicher Proteingehalt. Züchtung/Vertrieb: Agri Obtentions SA (Quelle: Terres Inovia, Katalog 2024).
Nairobi (2021 in Frankreich): Hoher Vicin-/Convicingehalt, violett blühend, durchschnittliche Frosttoleranz, mittelspäte Blüte und Reife, durchschnittliche Wuchshöhe, hohes Tausendkornmasse. 2025 Ertrag und Proteingehalt überdurchschnittlich. Züchtung/Vertrieb: Agri Obtentions SA (Quelle: Terres Inovia, Katalog 2024).
Nebraska (2016 in Frankreich): Hoher Vicin-/Convicingehalt, tanninhaltig, mittelfrühe Reife, mittelspäte Blüte, violett blühend, durchschnittliche Wuchshöhe, frostverträglich, anfällig für Brennfleckenkrankheit. 2025 mit durchschnittlich 36,7 dt/ha ertraglich auf dem vorletzten und mit 28,1 Prozent Rohprotein auf dem letzten Platz. Züchtung/Vertrieb: Agri Obtentions SA (Quelle: Terres Inovia, Katalog 2024).
Nepal (2024 in Frankreich): Neu im Sortiment. Hoher Vicin-/Convicingehalt, violett blühend, frostverträglich, mittelfrühe Blüte, mittelspäte Reife, durchschnittliche Wuchshöhe, hohes Tausendkornmasse. Mit 109,3 Prozent ertragsstärkste Sorte in 2025 bei leicht unterdurchschnittlichem Proteingehalt. Züchtung/Vertrieb: Agri Obtentions SA (Quelle: Terres Inovia, Katalog 2024).
Noumea (2021 in Frankreich): Frostverträglich, hoher Vicin-/Convicingehalt, violett blühend, späte Blüte und Reife, durchschnittliche Wuchshöhe. 2025 Ertrag und Proteingehalt leicht unter Durchschnitt. Züchtung/Vertrieb: Agri Obtentions SA (Quelle: Terres Inovia, Katalog 2024).
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