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Interview mit Roswitha Geyer-Fäßler

Keine unternehmerische Freiheit

Roswitha Geyer-Fäßler ist Vizepräsidentin im Landesbauernverband in Baden-Württemberg und stellvertretende Kreisvorsitzende im Bauernverband Allgäu-Oberschwaben. Sie bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann einen Bio-Milchviehbetrieb im Allgäu und sieht für Milchviehhalter Nachteile im europäischen Beschluss zur Änderung der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO).

von Landesbauernverband Baden-Württemberg Quelle LBV erschienen am 29.10.2025
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Zur Person
Roswitha Geyer-Fäßler
Vizepräsidentin im Landesbauernverband in Baden-Württemberg und stellvertretende Kreisvorsitzende im Bauernverband Allgäu-Oberschwaben
Frau Geyer-Fäßler, die EU plant über eine Änderung der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) verpflichtende schriftliche Lieferverträge (unter anderem Art. 148 und 168 GMO), um die Stellung der Landwirte in der Lebensmittelkette zu stärken. Warum lehnt der Bauernverband das ab? Geyer-Fäßler: Was nach Sicherheit klingt, beschneidet in der Praxis unsere unternehmerische Freiheit: Starre Vertragsbindungen nehmen Betrieben die Möglichkeit, flexibel auf Marktpreise zu reagieren. In Hochpreisphasen können wir nicht mehr profitieren, stattdessen drohen Risikoabschläge der Abnehmer und damit niedrigere Erzeugerpreise. Zugleich würde ein erheblicher Bürokratieaufwand entstehen, der unsere Betriebe belastet. Wir fordern dagegen seit Langem einen Bürokratieabbau. Abgesehen davon gibt es hierzulande schon verschiedene Vertrags- und Preisabsicherungsmodelle wie zum Beispiel über Erzeugergemeinschaften.
„Keinen Zwang zu Lieferverträgen.“ Roswitha Geyer-Fäßler
Die EU verspricht mehr Stabilität und Fairness – warum sehen Sie dennoch erhebliche Nachteile für die Landwirtschaft? Geyer-Fäßler: Weil die Reform in gewachsene Strukturen eingreift: Gerade in Baden-Württemberg, wo die große Mehrheit der Milcherzeuger an Genossenschaften liefert, die ja den Landwirten selbst gehören, würden diese durch Vertragszwänge, genauso wie die Arbeit von Milcherzeugergemeinschaften, erheblich eingeschränkt. Weniger Flexibilität bedeutet schlechtere Reaktionsfähigkeit bei Marktveränderungen und gefährdet unsere Wettbewerbsfähigkeit im EU-Binnenmarkt und im Export, zumal nationale Besonderheiten unzureichend berücksichtigt werden. Eine Analyse von Prof. Dr. Holger Thiele vom ife-Institut für Ernährung und Ernährungswirtschaft in Kiel sowie von Prof. Dr. Torben Tiedemann von der Fachhochschule Kiel kommt zu folgendem Ergebnis: Wenn eine vertragliche Festpreisgarantie für 80 Prozent der Anlieferungsmenge angeboten werden soll, können im Mittel mindestens 100 Millionen Euro Zusatzkosten auf die Milchbranche zukommen. Was fordert der Bauernverband stattdessen? Geyer-Fäßler: Keinen Zwang zu Lieferverträgen. Wir wollen Wahlfreiheit, das Genossenschaftsprivileg und echte unternehmerische Selbstbestimmung erhalten. Vertragsgestaltung muss bei den Mitgliedstaaten und den Betrieben liegen. Die Bundesregierung soll sich im Trilog dafür einsetzen, dass es Sache der Mitgliedstaaten bleibt, ob sie verpflichtende Verträge einführen – wir lehnen den Vorschlag im Grundsatz ab. Im Detail kann man unsere Argumente auch nochmals über unsere Homepage unter www.lbv-bw.de nachvollziehen.
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