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Interview mit Franz Josef Müller, LVEO

Preismisere bei Erdbeeren

Der starre Mindestlohn und das neue Arbeitszeitgesetz belasten die Sonderkulturbetriebe. Damit sie noch Geld verdienen können, müssen deutsche Erdbeeren höhere Preise erzielen, fordert Franz Josef Müller. Müller ist Präsident des Landesverbandes Erwerbsobstbau in Baden-Württemberg (LVEO) und bewirtschaftet in Oberkirch-Zusenhofen einen Obstbaubetrieb mit Kernobst, Kirschen und Erdbeeren.

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Die Stimmung unter den Erdbeerproduzenten ist am Boden. Auszahlungspreise von 1,60 Euro pro Kilo in der Pfingstwoche und damit in einer noch frühen Phase der Saison lassen für die Kampagne nichts Gutes erwarten.
Die Stimmung unter den Erdbeerproduzenten ist am Boden. Auszahlungspreise von 1,60 Euro pro Kilo in der Pfingstwoche und damit in einer noch frühen Phase der Saison lassen für die Kampagne nichts Gutes erwarten.we
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BWagrar: Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf bei Erdbeeren?
Müller: Die Stimmung unter den Erdbeerproduzenten ist am Boden. Auszahlungspreise von 1,60 Euro pro Kilo in der Pfingstwoche und damit in einer noch frühen Phase der Saison lassen für die Kampagne nichts Gutes erwarten. Solche Preise sind nicht kostendeckend und es ist zu befürchten, dass sie noch weiter nach unten rutschen. Dabei waren die Startvoraussetzungen in diesem Jahr eigentlich günstig. Das Wetter war lange kühl, eine Überschneidung der Ernte aus verschiedenen Anbauregionen damit nicht zu befürchten. So konnten wir für Tunnelware anfangs noch durchaus zufriedenstellende Preise erzielen. Doch als ab Christi Himmelfahrt Freilandware in nennenswerten Mengen geerntet wurden, bröckelten die Preise rasch. Dabei rechnen wir nur mit einer Durchschnittsernte. Hauptgrund ist, dass der Lebensmitteleinzelhandel bis Pfingsten sich noch mit spanischer Ware eingedeckt hat. In der Folge gab es einen Absatzstau für deutsche Erdbeeren, was den Druck auf die Preise auslöste. Zudem hat der Handel bislang keine Anzeige für heimische Ware geschaltet. Im Gegenteil: In der vergangenen Woche wurde noch für spanische Heidelbeeren und Himbeeren geworben. Vom Druck auf die Preise hat der Verbraucher bis Pfingsten nicht profitiert, denn im Laden kostete die 500 Gramm-Schale drei Euro.

BWagrar: Der Handel betont doch aber immer, wie wichtig ihm regional erzeugte Ware ist?
Müller: Bei Erdbeeren ist das wenig glaubhaft. Nunmehr schon im vierten Jahr beobachte ich, dass er sich zu Beginn der heimischen Saison weiter stark mit Ware aus Spanien eindeckt. Erst wenn die Früchte billig sind, läuft der Markt, dann gehen auch die deutschen Früchte. Das ärgert uns sehr. Mit Spanien können wir bei den Produktionskosten aber nicht mithalten, denn dort gilt ein Mindestlohn von vier Euro, der weder kontrolliert wird noch mit sonstigen bürokratischen Aufzeichnungspflichten verbunden ist.

BWagrar: Der Handel honoriert also weder höhere deutsche Qualitätsstandards noch höhere Produktionskosten?
Müller: Den Handel interessiert das überhaupt nicht. Er wartet bis die Menge in den Kühllagern so groß ist, dass die Preise bröckeln – ob wir zehn Prozent Lohnsteigerung, wie in diesem Jahr zu verkraften haben oder nicht. Unser großes Problem ist, dass wir nur noch von fünf großen Konzernen am Markt abhängig sind. In dieser Saison wird so mancher Obstbauer wohl drauflegen, wenn er keine Tunnelverfrühung hatte. Mittelfrühe Regionen wie den Bodensee trifft die Preisentwicklung noch stärker als Frühanbaugebiete wie Nord- und Südbaden. Ein Erzeuger wird das ein, zwei Jahre durchhalten, dann wird er die Produktion einstellen. Wegen des Mindestlohns ist die Fläche schon in diesem Jahr zurückgegangen. Mein Appell an den Handel ist daher, sich zur deutschen Ware zu bekennen, sie abzunehmen und zwar zu Preisen, mit denen auch der deutsche Erzeuger leben kann.

 

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