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Marktausblick 2016

Milchmarkt weiter brenzlig

Durch zu hohe Milchmengen bleibt die Lage am Milchmarkt beim Start ins neue Jahr weiter angespannt. Die Preise geraten aktuell erneut unter Druck. Eine nachhaltige Besserung wird ab der zweiten Jahreshälfte 2016 erwartet.
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Ausgelöst durch hohe Milchpreise ist das Milchaufkommen der weltweit bedeutenden Exportländer seit rund zweieinhalb Jahren expansiv. Dabei haben die 2015 zurückgegangenen Erzeugerpreise das Angebot bisher nur teilweise dämpfen können. Nach jährlichen Wachstumsraten von fünf bis sechs Prozent in den letzten Wirtschaftsjahren gingen bislang in Neuseeland die Anlieferungen am deutlichsten zurück. Hier wurde von Juni bis Oktober 2015 rund 3,5 Prozent weniger produziert, nachdem Fonterra ihre Preisprognose zeitweise auf 19 Cent pro kg gesenkt hatte. Für das Wirtschaftsjahr 2015/16 werden in Neuseeland minus 6,0 Prozent erwartet. Auswirkungen des El Niño´s auf der Südhalbkugel waren bisher (noch) nicht erkennbar. Auch in den USA pendelt das Wachstum zurück. Von September bis November 2015 wurden dort nur 0,5 Prozent mehr produziert, nach einem Plus von 2,4 Prozent im Jahr 2014. Weitgehend unbeeindruckt von den gesunkenen Preisen zeigt sich das EU-Angebot (Grafik). Der Zuwachs von April bis Oktober lag bei 3,7 Prozent. Mit zwei Drittel des globalen marktwirksamen Angebotszuwachses hat die EU auf der Angebotsseite maßgeblich zum Marktdruck und dem Preisverfall beigetragen.

Einige Länder gaben richtig Gas
Die größten Produktionszuwächse in der EU seit dem Ende der Quotenregelung haben Irland, gefolgt von den Niederlanden, Deutschland, Spanien und Belgien, die zusammen drei Viertel des Produktionszuwachses von 3,3 Mio. t ausmachen. Prozentual stechen Irland, die Benelux-Staaten und Spanien mit Steigerungsraten von 10 bis 14 Prozent heraus. Im Monat Oktober lagen die Anlieferungen in Irland sogar bei einem Plus von 24 Prozent. In Deutschland lagen sie von April bis Oktober 2,8 Prozent über Vorjahr, wobei die Anlieferungen in den letzten Wochen wieder deutlich steigen. In der Kalenderwoche 50 lag der Vorsprung bei plus 3,3 Prozent. Der bisher milde Winter dürfte europaweit einer der Gründe für den außergewöhnlichen Produktionsanstieg sein. In den starken Investitionen in die Milchviehhaltung und in den Bestandsaufbau sind weitere Ursachen zu finden. Die regional knappe Grundfutterversorgung hat bisher keine sichtbaren Auswirkungen.

Weltweite Nachfrage schwächelt
Von der Nachfrageseite her war der Weltmarkt 2015 geprägt von der weiter schwachen Nachfrage. China hat in den ersten zehn Monaten 2015 rund 52 Prozent weniger Vollmilchpulver, 23 Prozent weniger Magermilchpulver und 27 Prozent weniger Butter importiert. Bei Russland sind die Käseeinfuhren um 44 Prozent und die Butterimporte um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Die nicht in China und Russland absetzbaren Mengen haben ihre Märkte in Südostasien, den USA und Japan gefunden. Da sowohl in der EU, den USA und Neuseeland die eigenen Märkte weitgehend gesättigt sind, musste die jeweilige Mehrproduktion fast vollständig am Weltmarkt untergebracht werden.
Auch die EU musste daher 2015 ihre Exportmengen steigern, was den Molkereien aber nur bei Butter (+25 Prozent) und Magermilchpulver (+8 Prozent) gelang. Die wichtigen Käse- (-3 Prozent) und Vollmilchpulverexporte (±0 Prozent) stagnieren dagegen. Für die EU kommt erschwerend die Importsperre Russlands hinzu. Da die EU ihre Sanktionen gegen Russland um weitere sechs Monate verlängert hat, ist in dieser Zeit kaum von einer Importlockerung Russlands auszugehen. Durch die Rubelabwertung seit der Krim-Annexion wären europäische Importprodukte dort auch um 70 bis 80 Prozent teurer, so dass eine Öffnung ohnehin nur von begrenzter Wirkung wäre. Verschärfend für die russische Nachfrage, aber auch die Weltnachfrage ist der zusammenbrechende Ölpreis, da viele Milchimporte mit Petro-Dollars bezahlt werden.Rettungsanker für die europäischen Milchpreise, übrigens auch für die Schweine- und Getreidepreise, ist der schwache Euro, der gegenüber dem US-Dollar rund 20 Prozent an Wert verloren hat und das EU-Preisniveau um denselben Prozentsatz stützt.

Kurzfristig keine Erholung in Sicht
Am dem Weltmarkt sorgten die El Niño- und die preisbedingte Erwartung einer geringeren Erzeugung in Neuseeland und Australien ab Mitte August bis Mitte Oktober für Stabilisierung. In der EU gingen die Steigerungsraten hitzebedingt etwas zurück, was auch hierzulande für festere Tendenzen an den Produktmärkten sorgte und höhere Abschlüsse zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel bei abgepackter Butter und Trinkmilch zu Beginn des 4. Quartals ermöglichte. Dies machte zuletzt auch etwas festere Auszahlungspreise der Molkereien möglich.

Angebotsüberhang und Marktdruck
Für das erste Halbjahr 2016 stehen die Zeichen dagegen wieder auf Angebotsüberhang und Marktdruck. Bereits Mitte Dezember hat sich die Lage an den Rohstoffmärkten deutlich abgeschwächt, über die Feiertage wurde von niedrigen Spotmarktpreisen berichtet. Für das neue Jahr sind die Abnehmer in Erwartung sinkender Preise sehr zurückhaltend. Die in früheren Jahren durch die Quotenregelung bedingten Bremsmanöver, die ideal in das nachfrageärmere erste Quartal passten, wird es 2016 und in Zukunft nicht mehr geben. Für das produktionsstarke zweite Quartal ist vereinzelt damit zu rechnen, dass die Anlieferungen an die physischen Kapazitätsgrenzen der Molkereien stoßen, so dass notgedrungen eventuell auch unattraktive Verwertungen erforderlich werden könnten. Marktbeobachter gehen erst ab der zweiten Jahreshälfte 2016 von einer nachhaltigen Erholung des Milchmarktes aus.

Bio punktet mit guten Preisen
Mehr als stabil gestaltet sich dagegen der Markt für Biomilch. Bioland weist für Oktober einen nochmals gestiegenen Erzeugerpreis von 48,9 Cent/kg (bei 4,2 Prozent Fett) aus. Damit liegt der Biomilchpreis fast 21 Cent/kg über dem Erzeugerpreis für konventionelle Milch.

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