Uneinheitliche Aussichten
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Im November 2015 wurden in Baden-Württemberg gegenüber dem Vorjahr wieder weniger Rinder gehalten (-1,4 Prozent). Insbesondere männliche Tiere gingen zurück (-2,3 Prozent), weibliche Jungtiere (ohne Kühe) wurden dagegen sogar mehr gehalten (+0,4 Prozent). Der Bestand an Kü-hen nahm trotz geringerer Schlachtzahlen um 0,8 Prozent ab. Bei der Maizählung waren die Be-stände noch relativ stabil, erst der niedrige Milchpreis und die sich regional abzeichnende Fut-terknappheit sorgten dafür, dass die Bestände abgebaut wurden bzw. kleine Betriebe die Rin-derhaltung aufgaben. Der Wegfall der Milchquote hat dazu geführt, dass viele zuvor für Mast-bullen genutzte Stallkapazitäten nun für Milchkühe bzw. zur Färsenaufzucht genutzt werden. Dadurch wurden die Bestände bei den männlichen Tieren stärker zurückgenommen.
Lage am Milchmarkt bestimmt auch 2016 den Schlachtkuhmarkt
Die Preise für Schlachtkühe stiegen Anfang 2015 stark an und gingen ab März deutlich über die Vorjahrspreise hinaus. Hauptgrund hierfür war das Auslaufen der Milchquote, auf die sich die Milchviehbetriebe vorbereiteten und weniger Tiere zur Schlachtung abgaben. Entspre-chend gingen die Schlachtzahlen bis Juni stärker zurück als für den Saisonverlauf üblich. Ab Juli wurden wieder mehr Kühe geschlachtet und die Preise gaben saisonal nach, allerdings lagen sie bis Anfang Dezember noch deutlich über 2014. Trotz Futterknappheit und niedrigem Milchpreis wurden auch in der zweiten Jahreshälfte weniger Tiere geschlachtet als im Vorjahr. Für 2016 kann mit einem ähnlichen Preisverlauf gerechnet werden. Aufgrund der höheren Bestände bei den weiblichen Tieren und den niedrigen Milchpreisen dürfte das Angebot an Schlachtkühen aber wieder etwas höher ausfallen und die Preise auf einem etwas niedrigeren Niveau bleiben als 2015. Für Ende 2016 kann mit schätzungsweise 2,40 bis 2,50 Euro/kg SG gerechnet werden.
Gleichmäßige Entwicklung am Färsenmarkt
Die Preise für Schlachtfärsen gaben 2015 leicht nach, der Rückgang verlief kontinuierlich von anfangs 3,60 Euro/kg SG bis knapp unter 3,40 Euro/kg SG zum Jahresende. Diese Entwicklung ist schon seit 2013 zu beobachten. Relativ hohe Schlachtzahlen sorgten allerdings Ende 2015 für etwas stärker nachgebende Preise als 2014. Grund hierfür war die regionale Futterknapp-heit, die Milchviehbetriebe dazu veranlasst hat, ihre Bestände zu reduzieren. Anders als in den Vorjahren wurden hierzu dieses Jahr weniger leistungsschwache Milchkühe aussortiert, son-dern vermehrt Färsen zur Schlachtung abgegeben. Hier dürfte die weggefallene Milchquote ein Rolle gespielt haben, sowie die relativ große Preisdifferenz zwischen Schlachtkühen und Färsen.
Für 2016 kann eher mit leicht festeren Preisen für Schlachtfärsen gerechnet werden, da bei zu erwartendem ausreichendem Futterangebot in der nächsten Saison wohl wieder vermehrt Färsen für die Ergänzung der Milchviehherden Verwendung finden. Bis Ende 2016 könnten die Preise wieder auf 3,50 Euro/kg SG steigen.
Wieder festere Jungbullenpreise
2015 entwickelten sich die Preise für Jungbullen weitgehend entsprechend dem saisonal übli-chen Verlauf. Nach einem kleinen Einbruch zu Jahresbeginn zogen die Preise im Februar aufgrund eines ungewöhnlich geringen Angebotes nochmal unerwartet stark an. Sie übertra-fen sogar die Preise vom Jahreswechsel, wo sonst erfahrungsgemäß die höchsten Preise gezahlt werden. Ab Ende März gaben die Preise aber schnell wieder nach. Zu diesem Zeit-punkt beginnt in der Regel die Umstellung im Einzelhandel auf das Grillsortiment, welches mehr Schweinefleisch umfasst, was zu einer sinkenden Nachfrage nach Rindfleisch führt. Ab Jahresmitte ziehen die Preise wie üblich wieder deutlich an, so dass auch 2015 zum Jahres-ende wieder Spitzenpreise erzielt werden konnten.
Insgesamt lagen die Preise für Jungbullen ab Februar durchweg, zum Teil sogar deutlich, über dem Vorjahresniveau. Auf das Jahr gesehen lag das Preisniveau 2015 durchschnittlich um ca. 15 Cent/kg über 2014. Hauptgrund hierfür war das geringere Angebot an Jungbullen. Bis Mitte Dezember wurden 2015 knapp 7 Prozent weniger Jungbullen geschlachtet als 2014 und auch deutlich weniger als die Jahre zuvor. Für 2016 ist von einem Preisverlauf ähnlich wie 2015 auszugehen. Wegen der abnehmenden Tierbestände und daraus resultierenden sinken-den Schlachtzahlen wird das Angebot an Jungbullenfleisch eher knapper werden, so dass für 2016 weiter mit etwas festeren Preisen gerechnet werden kann.
Preisentwicklung abhängig vom Export
Wie die letzten Jahre gezeigt haben, ist die Preisentwicklung aber immer auch von den Exportmöglichkeiten abhängig. Aufgrund der abnehmenden Tierbestände sinkt zwar der Selbst-versorgungsgrad Deutschlands mit Rindfleisch, mit geschätzten 104 Prozent liegt dieser aber auch 2016 noch deutlich über 100 Prozent. Entsprechend könnten Störungen im Export schnell zu Preisruck, auch am heimischen Markt führen.
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