Bessere Geschäfte mit Tiernahrung
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Bessere Geschäfte mit Verbraucher und Handwerkern bremsten die Rückgänge im Geschäft mit Landwirten. Das Agrargeschäft hält 49,1 Prozent am Gesamtumsatz, das Verbraucher- und Handwerkgeschäft 50,9.
Im Geschäftsbereich Vermarktung war das vergangene Jahr von einer guten Getreideernte und wetterbedingt einer schlechten Körnermaisernte geprägt. Die Getreideerfassung aus der Landwirtschaft sank im Vorjahresvergleich um 26.000 Tonne auf 386.000 Tonnen. Die Körnermaiserfassung brach um 192.000 Tonnen auf 281.000 Tonnen ein. Die weltweit riesige Getreideernte drückte das Preisniveau. Der Gesamtumsatz im Geschäftsbereich Vermarktung sank mengen- und preisbedingt um 8 Prozent oder 18 Mio. Euro auf 203 Mio. Euro.
Im Geschäftsbereich Pflanzliche Produktion ist der Umsatz aufgrund des niedrigen Düngerpreisniveaus und wetterbedingt geringerem Pflanzenschutzumsatz um 2,08 Prozent auf 141,4 Mio. Euro gefallen. Dagegen ist der Beratungsbedarf der Landwirte gestiegen. Die ZG profilierte sich eigenen Angaben zufolge beim Einsatz von Drohnen zur biologischen Bekämpfung des Maiszünslers. Den Saatmaismarkt plagen Überstände. Der russische und ukrainische Markt fehlt als Absatzweg. Die Saatmaisflächen wurden um 14,5 Prozent gekürzt. Einnahmeverluste für die ZG und ihre Vermehrer waren die Folge.
Laut Dr. Glaser eines der strategischen Wachstumsfelder ist die Tiernahrung, die ein Mengenplus von einem Prozent auf 107.000 Tonnen erreichte. Bemerkenswert in Zeiten schrumpfender Tierbestände im Südwesten. Der Wertumsatz fiel preisbedingt um 4,6 Prozent auf 56,4 Mio. Euro. Den Zuwachs erzielte im Wesentlichen das Biofutter. Das hauseigene Kraftfutterwerk ist Bioland-zertifiziert.
Der konsolidierte Umsatz der Beteiligungsunternehmen im Geschäftsbereich Technik sank um 4,1 Prozent auf 151,0 Mio. Euro. Der schrumpfende Agrartechnikmarkt, die wachsenden Absatzprobleme mit Gebrauchtmaschinen und die Tariferhöhungen in den letzten Jahren belasten das operative Ergebnis in diesem Geschäftsbereich.
In den Raiffeisen Märkten wuchs der Umsatz um 2,2 Prozent auf 88,4 Mio. Euro. Zu dem Geschäftsbereich gehören die Trèfle Vert Märkte im Elsass. Zu den Wettbewerbern der Standortläden zählen Online-Portale und ein Überangebot im deutschen Einzelhandel. Die ZG profitiert jedoch vom Trend zum regionalen Lebensmittel. Unter der Eigenmarke Gutes aus der Region werden "die Grundnahrungsmittel " (Glaser) wie Kartoffeln, Äpfel, Nudeln und Eier verkauft.
Der Preisverfall bei Erdöl hielt 2015 an. Dennoch ist der Umsatz des Geschäftsbereiches Energie, zu dem mehrere Unternehmen gehören, um 4,3 Prozent auf 540 Mio. Euro gestiegen. Der Erfolg gehe im Wesentlichen auf die beiden neuen Feteiligungsunternehmen Biofuels für Bioenergie und Best Pellets für Holz.
Das Baustoffhandelsgeschäft erlitt trotz größere Absatzmengen einen Umsatzrückgang von 3,9 Prozent auf 121,9 Mio. Euro. Dieser ist vor allem auf die Übertragung eines Standorts auf ein Beteiligungsunternehmen zurückzuführen. Der Baustoffhandel litt unter Preisdruck wegen niedriger Ölpreise. Der Jahresüberschuss liegt aber über der Planung. Um weitere Kosten zu senken, sollen drei nordbadische Niederlassungen auf einen größeren in Walldürn zusammengeführt werden.
Bilanz der ZG Raiffeisen e. G.
Im vergangen Jahr wuchs die Bilanzsumme der ZG Raiffeisen e. G. um 2,2 Prozent auf 270 Mio. Euro. Das Anlagevermögen nahm wegen deutlicher Investitionen um 10 Mio. Euro auf 117 Mio. Euro zu. Das Umlaufvermögen, schrumpfte um 4,2 Mio. Euro auf 153 Mio. Euro.
Wichtige Investitionen waren: Zentrales Düngerlager im Kehler Hafen, Erweiterung der Lagerkapazität im Karlsruher Rheinhafen, Automatisiertes Kleinteilelager im Logistikzentrum Kehl, Mehrzweckhalle in Wenkheim, Umbau und Erweiterung der Technikwerkstatt in Sommerau. Den 16,3 Mio. Euro Investitionen (13,5 Mio. Euro in 2014) stehen Abschreibungen in Höhe von 6,2 Mio. Euro gegenüber. Somit hat die ZG Raiffeisen eG im vergangen Jahr ihre Substanz ausgebaut.
Das Eigenkapital erhöhte sich um 6 Prozent oder 5,3 Mio. Euro auf 88,5 Mio. Euro. Dadurch ist die Eigenkapitalquote trotz der höheren Bilanzsumme um 1,3 Prozentpunkte auf 32,7 Prozent gewachsen. Die Mitglierzahel der ZG Raiffeisen e. G. wuchs um 115 auf 3583 Personen. Dr. Glaser will bis Jahresende die Mitgliederzahl auf 4000 steigern. Die Geschäftsguthaben belaufen sich auf 21,7 Mio. Euro.
Gewinn- und Verlustrechnung
Die ZG Raiffeisen e. G. erzielte 2015 einen Umsatz von 448,96 (2014: 470,18) Mio. Euro. Der Roherlös sank um 2,6 Mio. Euro auf 77,97 (80,50) Mio. Euro. Der verringerte Roherlös ist im Wesentlichen für den von 4,8 auf 2,98 Mio. Euro gesunkenen Jahresüberschuss verantwortlich. Die deutlichsten Spuren haben hierbei die schlechte Maisernte und das Niedrigwasser am Rhein hinterlassen. Im Jahresüberschuss ist eine
Warenrückvergütung in Höhe von 443.000 Euro verarbeitet. Der ausgewiesene Gewinn erlaubt es, wie in den Vorjahren eine Vier-Prozent-Dividende sowie vier Prozent Zins auf das Genussrechtskapital der Mitgliedern auszuschütten.
Warenrückvergütung, Dividende und Zinsen auf das Genussrechtskapital ergeben zusammen einen Betrag von 1,988 (1,83) Mio. Euro, der an die Mitglieder ausgeschüttet wird.
Geschäftsjahr 2016
In den ersten vier Monaten des Jahres 2016 ist der Umsatz der ZG Raiffeisen-Gruppe nochmals um 8,6 Prozent auf 357,7 Mio. Euro gefallen, sagte Dr. Glaser mit Blick auf das neue Geschäftsjahr. Erfahrungsgemäß wird der Geschäftsverlauf in der zweiten Jahreshälfte durch die neue Ernte geprägt. Die Getreide-, Raps- und Maisbestände präsentieren sich
zur Stunde gut bis sehr gut. "Im Gegensatz zum Vorjahr gehen wir mit einem deutlich höheren Wasservorrat in den Sommer, weshalb aus heutiger Sicht von einer zwar späteren, aber dafür guten Getreide- und Maisernte ausgegangen werden kann."
Inwiefern Bewegung in die Preise komme, hänge von den weiteren Prognosen für die Weltgetreideernte ab. Offenbar ist nicht überall auf der Welt mit einer guten Ernte zu rechnen. Dr. Glaser erwähnte Trockenschäden in Südafrika und in Osteuropa. Zu erwartende kurzfristige Preisausschläge sollten nach seiner Ansicht für Teilabschlüsse "über unsere Preisabsicherungsmodelle genutzt werden".
Es sei klar, dass sich die schwierige Ertragslage der Landwirtschaft auch auf die ZG Raiffeisen auswirke. Das Jahr 2016 werde erneut ein sehr schwieriges Jahr für die gesamte Agrarbranche. Dr. Glaser hofft, den Umsatz der ZG Raiffeisen-Gruppe im laufenden Jahr stabil halten zu können. Mit den laufenden und geplanten Investitionen soll die Leistungsfähigkeit erhöht werden: Fertigstellung des Agrartechnikzentrums Walldürn, Neubau der Baustofflagerhalle Walldürn, Neubau der Technikwerkstatt Riedhausen, Wiederaufbau einer Lagerhalle in Mühlhausen, Baubeginn des Raiffeisen Marktes in Neufrach, Inbetriebnahme eines Business-to-Business (B2B)-Projekts im Geschäftsbereich ZG Raiffeisen Märkte.
Dr. Glaser gab sich zuversichtlich, dass die aktuell schwierige wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft nicht auf Dauer anhält: "Jetzt gilt es für uns und für die Landwirte zusammenzurücken, Kräfte zu bündeln, Kräfte zu sparen und neue Ziele ins Auge zu fassen. Der nächste Aufschwung kommt bestimmt. Wir wollen nicht nur, sondern wir werden dabei sein."
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