Mit Bio gemeinsam wachsen
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Über die Lage am Biomilchmarkt sprachen wir mit Helmut Bleher, dem Geschäftsführer beim Bauernverband in Schwäbisch Hall. Der Bauernverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems e. V. hat zu dem Fachgespräch eingeladen. Referenten waren Richard Riester, LEL Schwäbisch Gmünd; Nadine Bühler, Geschäftsführender Vorstand der Dorfkäserei Geifertshofen AG; Friedemann Vogt, Geschäftsführer der Schrozberger Molkerei und Martin Boschet, Geschäftsführer der Hohenloher Molkerei.
BWagrar: Was tut sich in Sachen Biomilch in der Region Hohenlohe?
Bleher: Wir haben mit der Schrozberger Molkerei den deutschen Marktführer im Demeter-Milchbereich in der Region. Neu hat sich in den vergangenen Jahren die Heumilchkäserei Geifertshofen etabliert. Die Hohenloher Molkerei baut für Mitglieder, die auf Bio umstellen möchten, ab dem 1. Januar 2018 eine Erfassung und Vermarktung auf.
BWagrar: Gibt es verstärkt Betriebe, die ihre Produktion auf Bio umstellen?
Bleher: Der Vortrag von Richard Riester von der LEL hat deutlich gemacht, dass der Biomilchpreis die Marktschwankungen der letzten Jahre nicht mit gemacht hat. In Zeiten des absoluten Preistiefs im konventionellen Bereich lag der Preisvorteil für Biomilch bei deutlich über 20 Cent. Dies hat viele Betriebe zur Umstellung bewogen. Sowohl Friedemann Vogt von der Schrozberger Molkerei als auch Nadine Bühler von der Heumilchmolkerei Geifertshofen sehen für ihre Spezialmärkte eher begrenzte Möglichkeiten, zusätzliche Mengen aufzunehmen. Martin Boschet von der Hohenloher Molkerei ist sich sicher, dass er die Milch der Umstellungsbetriebe in Zusammenarbeit mit anderen Molkereien erfolgreich vermarkten kann. Alle gehen davon aus, dass der Markt moderat wachsen wird.
BWagrar: Wie ist die Einschätzung der Experten zu den Anlieferungsmengen für 2017?
Bleher: Die Umstellung braucht Zeit. Die interessante Frage ist deshalb, wieviel Biomilch nach 2018 auf den Markt kommen wird. Die Experten gehen heute davon aus, dass die Mengen auf dem Markt untergebracht werden können, weisen aber auf die Gefahr von Preiseinbrüchen bei Übermengen hin. Biomilchexportländer wie Dänemark oder Österreich versuchen ihre Marktanteile in Deutschland auszubauen. Die Frage wird bei Marktsättigung sein, wer im LEH konkurrenzfähiger ist. Um dem Preisdruck Stand zuhalten, setzen die Biovermarkter in Hohenlohe vornehmlich auf Spezialitäten.
BWagrar: Was war Ihr Fazit des Fachgeprächs?
Bleher: Wesentliche Erkenntnis für mich war, dass der Biobereich, vor allem in den flächengroßen Betrieben trotz deutlich geringerer Milchleistung in der Vergangenheit signifikante Einkommensvorteile gebracht hat, die nicht nur auf die rund 80 Prozent höheren staatlichen Prämien zurückzuführen sind. Dies zeigt, dass für Landwirte, die mit Überzeugung und nicht nur aus kurzfristiger Preisbetrachtung heraus umstellen möchten, Chancen bestehen. Alle Referenten machten deutlich, dass der Biobereich nur solange erfolgreich sein kann, wie es möglich ist, sich mit einer besonderen Qualität abzuheben. Die Nische braucht das konventionelle Angebot, um Preisvorteile zu generieren. Deshalb müssen wir den gesamten Markt im Auge behalten. Wichtig wird sein, ob und wie es gelingen kann, Bioprodukte erfolgreich zu vermarkten bei gleichzeitiger Achtung und Würdigung der konventionellen Landwirtschaft.
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