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Marktlage für Mostobst

Bessere Preise außerhalb der Streuobstzentren

Seit einem Monat verarbeiten die Fruchtsaftbetriebe im Land die riesige Streuobsternte zu Saft. Die Preise für vertragsfreies, gemischtes Mostobst sind nicht üppig, aber höher als vor vier Jahren.
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Praktisch überall in Baden-Württemberg hängen die Apfel- und Birnbäume brechend voll. Erkennungszeichen sind die bohnenstangendicken Holzstützen, mit denen die Besitzer ihre Streuobstbäume vor einem Astbruch bewahren wollen. Im vergangenen Jahr hatte der Frost Ende April die meisten Apfel- und Birnenblüten vernichtet. Die Streuobsternte war 2017 fast ausgefallen. Damals gab es im Südwesten apfelfreie Landstriche.

Scharfe Alternanz

Dieses Jahr bringt der Streuobstanbau eine riesige Ernte, aber im nächsten – fürchten Kenner – könnte im Streuobst ein ähnliches Desaster drohen wie 2017. Der Aprilfrost hatte im vergangenen Jahr nicht nur Blüten vernichtet, sondern auch die Alternanz angeregt. Das Wechselspiel von erntereichen und erntearmen Jahren beginne nun erneut mit scharfen Ausschlägen, fürchten Fachleute. Darauf stellen sich die Mostereien ein. Seit Mitte August nehmen die Verarbeiter im Land Mostobst an, rund zwei Wochen früher als üblich. Seither pressen die Betriebe, was geht. Größere Unternehmen beziehen den Rohstoff über ausgelagerte Sammelstellen, die das Obst per Spedition zum Verarbeitungsbetrieb liefern.

Füllen bis zum Anschlag

„Wir bekommen täglich mehr als wir auf einmal verarbeiten können. Wir haben Wartezeiten von vier bis fünf Stunden“, erklärte ein namhafter Fruchtsafthersteller aus der Region Stuttgart. Branchenkennern zufolge werden die Betriebe ihre Lagertanks bis zum Anschlag füllen: Weil sie die kleinere Ernte im kommenden Jahr fürchten und weil die Ware mengenbedingt derzeit günstig zu beziehen ist. Viele Betriebe kaufen deshalb den eineinhalbfachen bis zweifachen Jahresbedarf ein.

Ungewöhnlich ist dieses Jahr auch die Qualität der Mostäpfel und -birnen. „Die Ware ist gesund und das Zucker-Säure-Verhältnis von Beginn an gut und ausgewogen“, berichten übereinstimmend die befragten Fruchtsaftbetriebe in den Regionen Neckar-Rems, Stuttgart, Hohenlohe, Schwäbische Alb, Bodensee und im badischen Rheintal. Mancherorts seien die Früchte mangels Regen „etwas trocken“, aber ein echter Mangel ist das nicht.

Etwas mehr Geld als 2014

Die Mostobstpreise sind nicht berauschend, aber immerhin höher als vor vier Jahren. 2014 stand ebenfalls eine riesige Ernte an, die Verarbeiter boten aber häufig weniger als 5 Euro/100 kg an. Die Streuobstbewirtschafter reagierten mit Verzicht. Viel Mostobst wurde gar nicht erst geerntet. In dieser Saison sind die Preise etwas höher. Die Spanne in den Streuobstzentren (Überschussgebiete) reicht für Kleinanlieferer im Schnitt von 6 bis 8 Euro brutto je 100 Kilo gemischtes Mostobst. Der untere Wert gilt an Sammelstellen oder beim Agrarhandel, der die Ware weiterverkauft. Preise um die 8 Euro werden direkt am Verarbeitungsbetrieb bezahlt und gelten generell am Bodensee. Landwirte erhalten häufig etwas mehr, weil sie größere Mengen anliefern. Mostbirnen werden teils nur mit einem Abschlag angenommen.

Wer das Glück hat, dass seine Streuobstbäume in einer Zuschussregion wachsen, erzielt mitunter höhere Preise. „Wir müssen grundsätzlich Mostäpfel zukaufen. Dann kann ich den örtlichen Lieferanten doch den gleichen Preis bezahlen. Zumal, wenn ich die Erzeugung in der Region halten will“, sagte der Inhaber einer südbadischen Fruchtsaftkelterei, der dieses Jahr brutto 10 Euro je 100 kg bezahlt. Landwirte erhalten dort 11 Euro.

Preisentwicklung offen

Ob im Saisonverlauf die Preise noch steigen, ist offen. Als Gründe werden das große heimische Angebot, die gute Qualität und manchmal das internationale Angebot genannt. Beim internationalen Markt winkt der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) in Bonn allerdings ab. Laut VdF hat China eine kleinere Apfelernte eingefahren. Für den traditionellen Kunden USA ist deshalb weniger Ware verfügbar. In die Lücke springt Polen, das seine große Ernte in Übersee verkaufen will. Damit sei die Gefahr einer polnischen Apfelschwemme in der EU gebannt. 

 

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