Neue QM-Standards
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Die neu eingeführten drei Fokusbereiche „Tierschutz“, „Milchhygiene“ und „betriebliches Umfeld“ werden künftig über das Kontrollintervall entscheiden, berichtete Horst Wenk. Er hielt den Vortrag für Ludwig Börger, Referatsleiter Milch im Deutschen Bauernverband, der den Termin beim Milchaussschuss krankheitsbedingt leider absagen musste, seine Unterlagen jedoch noch kurzfristig zur Verfügung stellen konnte.
Welche Kriterien welchem Fokusbereich zuzuordnen sind, ist dem „Anhang I: QM-Kriterienkatalog“ im bundeseinheitlichen Standard zur Milcherzeugung ab Seite 20 zu entnehmen. Dem Fokusbereich „Tierschutz“ wurden hier 13 Kriterien, dem Fokusbereich „Milchhygiene“ 14 Kriterien und dem Fokusbereich „betriebliches Umfeld“ zehn Kriterien zugeordnet. Wenn in einem dieser drei Fokusbereiche mehr als drei Kriterien nicht erfüllt werden, verkürzt sich das Kontrollintervall von 36 auf 18 Monate. Insgesamt gibt es statt bisher 64 künftig 69 Kriterien. Die maximale Punktzahl erhöht sich von 72 auf 81, die Mindestpunktzahl beträgt künftig 61 statt bislang 54. Bei den fünf neuen Kriterien handelt es sich um Trächtigkeitsstatus, haltungsbedingte Mängel, Antibiotika-Behandlung, Lagerung von Arzneimittel und um das Erscheinungsbild des Betriebes.
Leistung muss bezahlt werden
Horst Wenk betonte, dass die Anforderungen an die Lebensmittel seit Jahren weiter steigen und damit auch die Produkt- und die Produktionsstandards. Das Problem: Entscheidungen einzelner Molkereien würden immer mehr zum Taktgeber jenseits der gesetzlichen Bestimmungen. So erhöht sich der Druck auf die gesamte Branche ständig. Und bei so einem Überbietungswettbewerb sind die Bauern oftmals die Verlierer, weil sie ihre höheren Kosten viel zu wenig honoriert bekommen. Der DBV will deshalb mit der Weiterentwicklung von QM-Milch, an der über 90 Prozent aller Milcherzeuger beteiligt sind, sicherstellen, dass dieser Standard im Handel anerkannt und nicht lediglich als das Einhalten gesetzlicher Bestimmungen angesehen wird. „Wir fordern ein klares Bekenntnis zur Milcherzeugung in Deutschland sowie die Bezahlung von Anforderungen, die über den Standard hinausgehen,“ so Wenk. Welche Kriterien welchem Fokusbereich. Gleichzeitig müssten auch importierte Rohmilch und Milchprodukte aus dem Ausland die QM-Standards einhalten.
Standards besser abstimmen
Bereits seit Jahren forciert der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) immer neue Standards. Das beeinflusst auch den QM-Standard, der Gefahr läuft, nicht mehr genügend Kriterien zu erfassen und der Entwicklung hinterherzuhinken. Die Geschwindigkeit, mit der neue Standards auf den Markt kommen, scheint den meisten Betrieben deutlich zu hoch. So hat sich zum Beispiel der Anteil, der nach dem Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. (VLOG) zertifizierten GVO-freien Milch in nur wenigen Jahren stark erhöht. Heute ist weit über die Hälfte der in Deutschland erzeugten Milch als GVO-frei zertifiziert. Der LEH fordert auch das Tierschutzlabel. Dieses Siegel wird vom Deutschen Tierschutzbund e.V. vergeben. Molkereien als Lizenznehmer sind unter anderem die Molkerei Bechtel, Gropper oder Hochland. Ähnlich ist es bei spezieller Weidemilch, die man seit 2019 im Preiseinstiegssegment im LEH erwerben kann. Seit 2017 wird das Label „Pro Weidemilch“ vergeben, mit dabei sind derzeit unter anderen Arla, FrieslandCampina und Gropper. Im Fleischbereich wurden zuletzt vom LEH vier Haltungsformen der Tiere ausgelobt: „Stallhaltung“, StallhaltungPlus“, „Außenklima“ und „Premium“. Bislang blieb hier der Milchsektor außen vor.
Ausblick: Künftig soll QM noch stärker zentral gesteuert und organisiert werden. Regionalstelle für QM-Milch im Land ist der Milchwirtschaftliche Verein Baden-Württemberg, Zertifizierungsstelle ist der Milchprüfring mit seiner GmbH-Tochter, der Gesellschaft für Dienstleistungen in der Milchwirtschaft. Die Zertifizierungsstellen sollen künftig vertraglich in das System eingebunden werden Jahresversammlung Milchprüfring . Der LEH soll im Beirat vom QM-Milch künftig ein Stimmrecht bekommen. Damit erhofft man sich eine bessere Akzeptanz beim LEH. Denn nur wenn alle Stufen der Vermarktungskette mitmachen, könne QM langfristig erfolgreich sein.
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