Milchprüfring setzt neueste Verfahren ein
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Beide Vereine konnten ihre Aufgaben im Geschäftsjahr 2018 bestens meistern“, meinte der Vorsitzende des Vorstands Manfred Olbrich. Er lobte das Miteinander zwischen den Molkereien im Land. „Diese gute Zusammenarbeit wollen wir weiter für alle nutzen, fördern und erhalten“, bedankte er sich bei den Mitgliedern. Die Stabilität der Hebesätze und der Milchpreise sowie die Absicherung der Rückstandsfreiheit waren die zentralen Aufgaben. „Unser Milchprüfring hat im letzten Jahr 24,4 Mio. Untersuchungen durchgeführt,“ so Olbrich. Insgesamt wurden im Land 2,336 Mrd. kg Milch angeliefert (+ 1,4 Prozent), von 338.800 Milchkühen (- 2,1 Prozent) und 5769 Betrieben (-7,2 Prozent).
Kombihaltung als Kompromiss
Dr. Konrad Rühl, Abteilungsleiter Landwirtschaft im MLR, lobte, dass man sich in Sachen ganzjährige Anbindehaltung auf die sogenannte Kombinationshaltung verständigt habe. Hier gibt es die 120 Tage-Regelung in Verbindung mit Weide, Laufhof und Trockensteherbucht. Im Ausnahmefall wird auch eine 90-Tag-Regelung erlaubt sein. Die freie Abkalbung in einer Abkalbebucht ist auf jeden Fall in beiden Varianten verpflichtend vorgesehen. „Ich glaube, diese Definition ist eine verlässliche Grundlage, mit der alle arbeiten können“, so Rühl. Kombinationshaltung neu definiert
Landwirtschaft und Fußball
In seinem Vortrag ging Rühl unter anderem auf die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) ab 2020 und auf das Volksbegehren ProBiene ein. Er bemängelte, dass sich die Landwirte in der Öffentlichkeit ständig rechtfertigen müssten. Bei der Landwirtschaft sei es wie im Fußball. Das Team spielt auf dem Platz im Stadion. Auf der Tribüne sitzen tausende Zuschauer, die alle mitreden wollen und es besser wissen. Was den Ökolandbau angehe, sei ein marktkonformer weiterer Ausbau aus seiner Sicht sinnvoll, ebenfalls die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. „Über die GAP und/oder die Landesprogramme müssen wir Angebote schaffen für neue Applikationsformen im Pflanzenschutz“, so Rühl. In der Diskussion wurde deutlich, dass den Milchbauern das Thema Kälbertransporte unter den Nägeln brennt. „Da sind wir dran“, versprach Rühl.
Der Milchwirtschaftliche Verein will sich künftig unter anderen beim QM-Milch e.V. noch mehr einbringen und hat deshalb einen Antrag auf Mitgliedschaft bei QM-Milch gestellt. Für die Sektorstrategie 2030 engagiert sich der Verein ebenfalls, wie der Geschäftsführer Dr. Markus Albrecht weiter berichtete. Hier will man bundesweit eine neue Agentur für die Imagepflege gründen. Unter dem Schlagwort „Dialog Milch“ wurde hierzu bereits eine erfolgversprechende Initiative gestartet. Über den Verein gibt es Fachberatungen für die rund 4000 Beschäftigten in der Milchwirtschaft im Land, Hygiene-Schulungen, Arbeitssicherheitsmaßnahmen sowie Schulungen für Energieeffizienz. In der Öffentlichkeitsarbeit ist der Verein mithilfe von Milch-Botschafterinnen bei Verbrauchern und Schulen unterwegs.
Der Milchprüfring mit Hauptsitz in Kirchheim/Teck unterhält sechs Außenstellen im Land, angesiedelt in den Molkereien. Die Zahl der Untersuchungen insgesamt ging 2018 um 1,8 Prozent zurück.
Daueraufgabe seit 2011 sei die Vorbereitung auf die neue Milchgüterverordnung, die nach heutigem Stand vermutlich 2020/21 in Kraft treten wird. Erweitert werden sollen die Hemmstoffuntersuchungen, hier gibt es einen neuen Test, für den die Molkereien gerade geschult werden. Im Januar soll hier nochmals ein Abgleich mit der Milchgüterverordnung erfolgen, um anschließend das Verfahren in Brüssel genehmigen zu lassen. Es gibt hier einen Zusatzaufwand fürs Labor, von dem die Milcherzeuger wenig merken werden. In Richtung der Abzüge ändert sich bei Keimzahl und Zellzahl nichts, bei Hemmstoff werden künftig drei Cent statt bisher fünf Cent pro kg abgezogen, was sich in Wiederholungsfällen auch erhöhen kann. Neu beim Hemmstoffnachweis ist auch, dass bei einem positivem Ergebnis optional eine Differenzierung zwischen rund 30 Einzelsubstanzen durchgeführt werden kann. „Der Milchprüfring Baden-Württemberg ist deutschlandweit derzeit noch das einzige Milchlabor, das technisch in der Lage ist, eine solche Differenzierung der Hemmstoffe in dieser Breite vorzunehmen“, so Albrecht.
Breite Angebotspalette
Weiter laufe das Programm Pestizide und Reinigungsrückstände. Die Molkereien erhalten hierzu einen Rückstandskontrollbericht. „Das verlangen auch die Kunden von ihnen. Die Ergebnisse sind so aufbereitet, dass man sie auch an Dritte weitergeben kann“, so Albrecht. Für interessierte Betriebe werden seit einigen Jahren Trächtigkeitsuntersuchungen aus der Milchprobe angeboten. Hier gebe es eine konstante Nachfrage, die sich auf 55.000 bis 60.000 Proben pro Jahr eingependelt habe. Außerdem gibt es das Angebot einer Schadkeimdifferenzierung. Die insgesamt große Nachfrage nach Bestandsuntersuchungen, für Mastitis zum Beispiel, gingen am Milchprüfring bis dato ziemlich vorbei, bemängelte Albrecht. „Hier hatten wir uns mehr erwartet.“
Jede Menge Innovationen
Etwa ein Drittel des Geschäfts seien Milchleistungsproben für den Landesverband Baden-Württemberg für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e.V. (LKV). Untersucht wird längst nicht mehr nur Fett und Eiweiß. Vielmehr geht es heute darum, die Fettsäuremuster mit der Infrarotspektrometrie genau aufzudröseln. So lässt sich anhand des Fettsäuremusters zum Beispiel die Ketosegefahr vorhersagen. Der LKV wertet diese Daten unter anderen für das Fütterungsmanagement seiner Betrieben aus.
Milchlabor 4.0: Beim Milchprüfring möchte man im kommenden Jahr zusammen mit Partnern mit der Firma Geno-Zell GmbH an den Start gehen. Startkapital sind 150.000 Euro, die Patente auf das Verfahren sind bis 2031 gesichert. Als Geschäftsmodell dient die genomanalytische Zellgehaltsbestimmung aus der Milchprobe heraus. Aus einer einzigen Hoftankprobe lassen sich bis zu 400 Einzelzellgehaltsbestimmungen durchführen. Mithilfe dieser speziellen Diagnostik können Betriebe in die genomische Zuchtwertschätzung einsteigen – das wird kostengünstiger, als dies bisher mit einer herkömmlichen Zellgehaltsbestimmung möglich ist.
In Sachen Zertifizierung hat die Milchprüfring Baden-Württemberg GmbH 2018 rund 4000 Audits durchgeführt. Kerngeschäft ist die Überprüfung der QM-Milch Standards, plus den VLOG-Standard ohne Gentechnik. Bei rund 2000 Betrieben wird die Einhaltung der QZ-BW Kriterien geprüft, außerdem gibt es Sonderprogramme wie die geschützte Ursprungsbezeichnung für Allgäuer Emmentalerkäse oder Allgäuer Bergkäse.
Beiträge und Gebühren
Nach Jahren der Konstanz haben die Mitglieder beschlossen, die Gebühren für den Milchprüfring e.V. leicht anzuheben, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Es wurde einstimmig beschlossen, den Mitgliedsbeitragssatz von 0,13 pro kg Milch auf künftig 0,14 pro kg anzuheben. Auch bei der Milchprüfring GmbH wird der Hebesatz leicht erhöht. Er beträgt künftig 0,04 Cent pro kg. Grund ist eine Erhöhung der Zertifizierungsaufträge.
Wahlen in die Gremien
Bei den Wahlen in den Vorstand wurde für den Milchwirtschaftlichen Verein Joachim Keller als Nachfolger von Anton Köberle gewählt. Wiedergewählt in den Vorstand wurden Martin Boschet, Markus Kaiser, und Dirk Schmalz sowie Manfred Olbrich. Wieder in den Vorstand des Milchprüfrings wählten die Mitglieder Markus Kaiser, Dirk Schmalz und Konrad Kling. Auch hier tritt Joachim Keller die Nachfolge von Anton Köberle an. Für sein langjähriges Engagement für beide Vereine wurde Anton Köberle mit einem Wein-Präsent offiziell verabschiedet. Im MLR tritt Carolin Moldenhauer die Nachfolge von Annette Meißner als neue Milchreferentin an.
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