Südwesten mit guten Geschäftszahlen
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Die Corona-Pandemie könnte zu einer erneuten Renaissance von Genossenschaften führen, vermutet der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband (BWGV). „Die Menschen merken jetzt, wie wichtig und wertvoll regional tätige Unternehmen sowie vor Ort erzeugte Produkte und Dienstleistungen sind – in der Landwirtschaft, aber auch in vielen anderen Bereichen. Genau das leisten unsere Genossenschaften“, sagt Dr. Roman Glaser, Präsident des BWGV, anlässlich der Veröffentlichung der Bilanzzahlen für das Jahr 2019 in Stuttgart. Die Umsätze der 630 (2018: 627) Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften im Südwesten haben im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent auf 8,59 Milliarden Euro zugelegt. Das laufende Jahr wird jedoch – wie in praktisch allen Branchen – massiv von Corona überschattet.
„Durch die Pandemie und ihre Auswirkungen erfahren die Menschen gerade sehr viel über die landwirtschaftliche Arbeit und die Notwendigkeit der heimischen Landwirtschaft. Dies sollte zu einer höheren Akzeptanz und Wertschätzung für regional erzeugte Produkte und die Landwirtschaft als Ganzes führen“, führte BWGV-Präsident Glaser in einer Mitteilung des Verbandes aus. „Die Bedeutung der regionalen, genossenschaftlich organisierten Landwirtschaft war selten so sichtbar wie heute.“
Regional ausgerichtet
Daher erhofft er sich durch Corona auch einen langfristigen positiven Effekt für die heimische Landwirtschaft und ihre Genossenschaften, aber auch für genossenschaftlich organisierte Unternehmen anderer Branchen. „Corona kann eine große Chance für unsere Genossenschaften und die genossenschaftliche Idee sein“, ist Glaser überzeugt. Denn neben den nachhaltigen und seriösen Geschäftsmodellen zeichne diese bewährte Rechts- und Unternehmensform vor allem auch ihre lokale beziehungsweise regionale Ausrichtung aus.
Eine Prognose, wie stark die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Landwirtschaft letztlich sein werden, wagt der Präsident zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Fest steht für ihn nur: „Die gesamte Branche leistet gerade Unvorstellbares. Die Bäuerinnen und Bauern im Land stellen sich mit aller Kraft den Herausforderungen und ihrer Verantwortung, die Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln zu versorgen.“
Landwirtschaft mit guten Umsätzen
Die 317 landwirtschaftlichen Genossenschaften in Baden-Württemberg steigerten ihre Umsätze im Jahr 2019 um 4,2 Prozent auf 3,65 Milliarden Euro. In der allgemeinen Warenwirtschaft stiegen die Erlöse der 43 Genossenschaften inklusive des Warengeschäfts der Genossenschaftsbanken um 2,3 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro. Die Umsätze der 21 Obst-, Gemüse- und Gartenbau-Genossenschaftenerhöhten sich im Jahr 2019 um 11,9 Prozent auf 491 Millionen Euro. Die 108 Winzer- und Weingärtnergenossenschaften in Baden-Württemberg legten bei den Umsätzen um 1,6 Prozent auf 537 Millionen Euro zu.
Molkereien und Milcherzeuger können ebenfalls auf ein solides Jahr zurückschauen: Die Umsätze der sechs ge-nossenschaftlichen milchverarbeitenden Betriebe stiegen 2019 um 3,4 Prozent auf 825 Millionen Euro. Ein deutlicher Umsatzanstieg um 9,2 Prozent auf 439 Millionen Euro gelang zudem der Viehwirtschaft. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Strukturwandels verringerte sich die Zahl der Mitglieder bei landwirtschaftlichen Genossenschaften um 988 auf 97.562.
Gewerbliche Genossenschaften solide unterwegs
Der Gesamtumsatz aller 313 gewerblichen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften in Baden-Württemberg legte um 1,7 Prozent auf 4,94 Milliarden Euro zu. Die gewerblichen Genossenschaften decken fast die gesamte wirtschaftliche Bandbreite ab – vom Kinderarzt über Handelsgenossenschaften, Kooperationen aus dem Handwerk, Energiegenossenschaften und Dorfläden bis hin zu Kaminbauern, Softwareschmieden und Beratern. Die Zahl der Mitglieder im gewerblichen Bereich stieg im vergangenen Jahr um 2.557 auf 76.650.
Nahezu zwei Drittel des Umsatzes in der Gruppe der gewerblichen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften entfallen auf die zwölf Genossenschaften des Fachhandels (darunter Intersport und Euronics). Sie verzeichneten einen Umsatzanstieg um 1,1 Prozent auf gut 3,15 Milliarden Euro. Mit einem Umsatzwachstum von 2,2 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro war die Entwicklung der 27 Genossenschaften des Handwerks 2019 ebenfalls positiv. 12.040 Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg sind bereits genossenschaftlich organisiert. Die 148 Energiegenossenschaften erwirtschafteten im Jahr 2019 einen Umsatz von 350 Millionen Euro, was einem Plus von 5,3 Prozent entspricht. Hinter den Energiegenossenschaften stehen mittlerweile 39.750 Einzelmitglieder. Der BWGV sieht für Energiegenossenschaften besonders in den Bereichen Nahwärme, Mieterstrommodelle, Elektro-Mobilität und bei Kooperationen untereinander sowie mit Kommunen oder Stadtwerken noch erhebliches Potenzial.
Erneuter Mitgliederrekord
Die Zahl der Genossenschaftsmitglieder in Baden-Württemberg legte 2019 um weitere 12.900 auf nun nahezu 3,96 Millionen zu – ein neuer Rekordwert. 14 unterschiedliche Genossenschaften sind 2019 im Land gegründet worden, in diesem Jahr war es wegen Corona erst eine.
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