BAG steigt in den Wohnungsbau ein
- Veröffentlicht am

Klimawandel, Ukrainekrieg, Ernährungssicherheit, Corona und Energiekrise beherrschen im Agrarbereich die Schlagzeilen. Die Auswirkungen sind auch im Agrarhandel in Hohenlohe und auf der Ostalb spürbar. Im Vorfeld zur 99. Generalversammlung informierten die Verantwortlichen der BAG Hohenlohe über die künftigen Herausforderungen für das regionale Handelsunternehmen und dessen Entwicklung.
Mit 1,8 Mio. Euro Überschuss hat die BAG Hohenlohe 2021 ein relativ gutes Ergebnis erzielt, teilt Vorstandsvorsitzender Ulrich Kühnle mit. „Davon packen wir wieder 1,5 Mio. Euro in die Rücklagen.“ Das ist die Summe, die 2019 nach einem schlechten Jahr entnommen worden ist. „Umso mehr freuen wir uns, dies nach so kurzer Zeit ausgleichen zu können“, ergänzt Kühnle. Das Ergebnis erlaubt es, eine Warenrückvergütung in Höhe von 0,5 Prozent vom Umsatz im Bezugsgeschäft für das Jahr 2021 zu gewähren. Der Betrag von 156 826 Euro wird den Geschäftsguthaben der Mitglieder gutgeschrieben.
Die Eigenkapitalquote der Genossenschaft hat sich weiter verbessert von mehr als 33 Prozent auf 36,7 Prozent, was Kühnle einen sehr guten Wert nannte. Erstmals in ihrer Geschichte erzielte die BAG Hohenlohe auch ein positives Finanzergebnis in Höhe von 127 191 Euro. Das Ergebnis setzt sich aus den Beteiligungsanleihen der Tochterunternehmen, der BayWa-Dividenden, Zinserträgen und Beteiligungen an den regionalen Volks- und Raiffeisenbanken zusammen.
Zeitenwende in der Landwirtschaft
Für den geschäftsführenden BAG-Vorstand Sven Schneider hatten die Krisen ganz unterschiedliche Auswirkungen auf die Genossenschaft. So war Corona für die Raiffeisen-Märkte ein großer Umsatzbringer. Der Ukrainekrieg bescherte der BAG dagegen den Bruch von Lieferketten, die besonders im Landtechnikbereich spürbar sind, aber auch Getreidepreise an den Börsen, „wie wir sie nicht für möglich gehalten haben“.
Im Energiesektor stehen hohe Fuhrparkkosten hohen Umsätzen an den Tankstellen und hohen Pellets-Verkäufen gegenüber. Im Einkaufsverhalten der Verbraucher registriert Schnieder gegenüber den Coronazeiten einen Umschwung von „Klasse zur Masse“. Als Folge der hohen Inflation bleiben hochwertige Fleischteile in der Ladentheke liegen und Erdbeer- und Spargel ungeerntet auf den Feldern.
Korrigierte Weizenpreise – profitable Düngung
Kurz vor der Ernte hat sich der Weizenpreis „ordentlich korrigiert“. Während er noch vor einem Jahr bei 190 Euro/t in der Spitze gelegen ist, schnellte er auf 440 Euro/t im Mai dieses Jahres hoch und lag Ende Juni bei 340 Euro/t. Aufgrund der hohen Getreidepreise liegt derzeit die Vertragsquote bei rund 40 Prozent (in den Vorjahren: 20 bis 25 Prozent). Für die kommenden zwei bis drei Monate rechnet Schneider eher mit einer Seitwärtsbewegung, solange die Kriegsereignisse nicht eskalieren. Mit Blick auf die Börsen geht er aber auch für die kommende Ernte von einem „fundamental stabilen Preisniveau“ aus.
Trotz dieser Preisentwicklung bezeichnete Schneider „die Stimmung unserer Kundschaft eher verhalten“. Als Ursache nannte Schneider die politisch bedingte Planungsunsicherheit und die hohen Betriebsmittelpreise. Eklatant kritisch sei die Situation wegen der hohen Futterkosten im Veredelungssegment, vor allem im Schweinebereich und bei Geflügel. In der Schweinemast würden nach Kühnles Rechnung 250 Euro/Tier benötigt. Tatsächlich erlöst werden aber nur 180 bis 185 Euro.
Trotz hoher Düngerpreise gab es keinen Einbruch im Absatz der BAG, weil die Deckungsbeiträge im Getreidebau immer positiv waren. Vor diesem Hintergrund sei es umso erfreuliche, dass die BAG Hohenlohe in 2021 ihren Umsatz um sieben Prozent auf über 78 Mio. Euro steigern konnte. Schneider sprach von einer Ergebnisverbesserung auf allen Ebenen, sowohl im Agrarhandel, in der Agrartechnik wie auch bei den Raiffeisen-Märkten und den Versicherungen.
Investitionen in Logistik, Standorte und Wohnungsbau
Investitionsschwerpunkt war 2021 die Logistik, was Schneider damit begründet, dass neben dem Warenhandel die Logistik zur Hauptkompetenz der Genossenschaft mit ihren 225 Mitarbeitern zählt. Deshalb wurden in den Jahren 2020/21 drei neue LKWs gekauft, neue Service-Fahrzeuge und die ersten Elektrostapler angeschafft. In den kommenden fünf Jahren ist die Modernisierung des Raiffeisen-Marktes und Gartencenters in Öhringen geplant. Ebenso ist die Erweiterung der Technikwerkstatt in Hohebuch und die Erweiterung der Getreidekapazitäten und eine neue Stückguthalle im Agrarzentrum Neuenstein vorgesehen.
Auch in Ilshofen sind die Planungen für die Erweiterung der Technikwerkstatt und für eine Mostobst-, und Lagerhalle angelaufen. Im Gewerbegebiet Neunheim rechnet Schneider mit dem Abschluss der Flächenkaufvertrags mit der Stadt Ellwangen zum Ende des Jahres. Dort soll auf eine Fläche von etwa 15 000 m² eine neue LKW- und Landtechnikwerkstatt der Stebag entstehen.
Neues Geschäftsfeld
Ein neues Geschäftsfeld will sich die BAG Hohenlohe mit der Vermietung und Verpachtung von Wohn- und Gewerbeflächen erschließen. Vorgesehen ist die Bebauung des alten Landtechnik-Standorts am Bahnhof in Ellwangen auf 7000 m² mit 90 Wohnungen in fünf Wohnblocks in Planungsgemeinschaft mit den Nachbarn mit insgesamt acht Mehrfamilienhäusern. Ob die Gebäude gemeinsam mit einem Investor oder Bauträger errichtet werden, sei noch nicht entschieden.
Ähnlich stellt sich die Situation am Bahnhofsareal in Schwäbisch Hall dar, wo ebenfalls ein Wohnpark entstehen soll und die BAG mit ihrem alten, leerstehenden Lagerhaus über Baufläche verfügt. Auch dort will die BAG die Fläche nicht verkaufen, sondern selbst entwickeln und abschnittweise selbst vermieten oder vermarkten.
„Wir wollen für unsere 2025 Mitglieder mit diesem neuen Geschäftsfeld ein neues Standbein und Werte schaffen“, bekräftigt Schneider die Investitionen.
Rund 40 Millionen Euro sind in den kommenden Jahren über alle Standorte geplant. Wobei für Schneider durchaus auch die Beteiligung der sehr erfolgreichen Tochtergesellschaften überlegenswert ist. Die von der Generalversammlung genehmigt Satzungsänderung, legitimiert künftig die BAG unter anderem für ihre geschäftlichen Aktivitäten mit Vermietungen und Verpachtungen.
Wahlen
Bei den turnusmäßigen Wahlen in den BAG-Vorstand wurden von den Mietgliedern bei der Generalversammlung wieder gewählt Tobias Schirrle, Landwirt aus Schönbronn als stellvertretender Vorsitzender, Ulrike Lösch, Betriebswirtin aus Windischenbach und neu als zweiter hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender, Hannes Zipfel, BAG-Prokurist, aus Hessental. Der ausgebildete Betriebswirt ist seit 1998 bei der BAG. Er hat vor zwei Jahren die Leitung der IT-Abteilung übernommen und betreut aktuell noch das Düngemittelgeschäft und den Mostobsthandel.
Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurde Christian Weik, Landwirt aus Ellwangen-Pfahlheim. Erneut gewählt wurden in das Gremium Armin Brenner-Schmid, Landwirt aus Adelmannsfelden, Gerhard Götz, Landwirt aus Neunheim, Dieter Karle, Bankkaufmann aus Blaufelden, Roland Schuler, Diplom-Kaufmann und Berater aus Ammerbuch sowie Micheal Wiedenhöfer, Landwirt aus Rattstadt.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.