Vor dem Verkaufsstart
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Wer auf den Cent schauen muss, verzichtet in diesem Jahr möglicherweise auf den Kauf eines Weihnachtsbaums. Oder er weicht von der klassischen Nordmanntanne auf die preiswertere, aber nicht minder schöne Blaufichte aus. Alles scheint möglich. Die Weihnachtsbaumerzeuger im Land und bundesweit jedenfalls haben sich vorbereitet. In einer repräsentativen Umfrage wollten sie von Verbraucherinnen und Verbrauchern wissen, wie sie zum Kauf eines Weihnachtsbaums an Weihnachten 2022 stehen. Für die Online-Umfrage wurden rund 1000 Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 69 Jahren befragt. Dabei gab es einige überraschende Antworten.
Konkurrenz aus Plastik
Sollten aufgrund der angespannten Wirtschaftslage weniger Bäume verkauft werden, wäre das kein neues Phänomen. Bereits jetzt verzichtet rund ein Drittel der Deutschen auf den Kauf eines Weihnachtsbaums. Die Ursachen des Verzichts sind vielfältig, ökologische Gründe spielen auch eine Rolle. Für die Weihnachtsbaumerzeuger noch wichtiger ist ein Trend, der aus China kommt: der Plastikbaum.
Unter den 64 Prozent der Deutschen, die sich 2021 einen Weihnachtsbaum in den Vorgarten oder ins Wohnzimmer stellten, griffen immerhin ein Drittel auf einen Plastik- oder Kunstbaum zurück. Der aus Sicht von Naturbaumerzeugern gefährliche Trend zum Kunstbaum hält schon einige Jahre an und kostet sie Jahr für Jahr wertvolle Marktanteile.
Um den Trend zu stoppen, gründeten die Naturbaumproduzenten vor drei Jahren den Verband Natürlicher Weihnachtsbaum e. V. Über die Webadresse www.natuerlicher-weih nachtsbaum.com wendet sich die Branche an Verbraucher beziehungsweise Endkunden und wirbt für natürliche Weihnachtsbäume. Die Internetseite ist auf dem Stand der Zeit, die Informationen fließen auch in Sozialen Medien wie Instagram, Facebook oder Youtube. Branchenangaben zufolge trägt das Engagement Früchte. Der wachsende Trend zum Kunstbaum ist anscheinend gestoppt.
Schleichender Rückgang
Dennoch können Händler und Produzenten von Weihnachtsbäumen nicht wirklich aufatmen. Denn nicht alle, die im vergangenen Jahr einen Weihnachtsbaum gekauft haben, wollen das in diesem Jahr wieder tun. Von den letztjährigen Baumkunden beabsichtigen der Umfrage zufolge 93 Prozent zum Weihnachtsfest 2022 wieder einen Baum zu kaufen. Auch dieser Trend ist nicht neu. Seit Jahren nehme der Verkauf von Weihnachtsbäumen langsam ab, sagen Branchenkenner.
Ob sich dieser Trend vor dem Hintergrund der angespannten wirtschaftlichen Lage beschleunigt oder vielleicht doch ins Gegenteil umschlägt, ist ungewiss. Dr. Martin Rometsch vertritt die Ansicht, dass sich die Bundes- und Landesbürger gerade in diesen unsicheren Zeiten ein Weihnachtsfest im Kreis der Familie oder mit guten Freunden gönnen wollen. Zu einem gelungenen Fest gehöre nach seinen Worten ein Weihnachtsbaum. Der Geschäftsführer des Christbaumverbandes Baden-Württemberg nennt ein weiteres Argument. Sollten die Kommunen aus Spargründen ihre Innenstädte zur Weihnachtszeit verdunkeln, könnte der beleuchtete Weihnachtsbaum zuhause wieder in den Vordergrund rücken.
Preise steigen
Über steigende Kosten klagen nicht nur Verbraucher, sondern auch Selbstständige wie Weihnachtsbaumhändler und -produzenten. Der jüngst gestiegene Mindestlohn erhöht die Personalkosten beim Einschlag, steigende Brennstoffpreise verteuern die Logistik. Deshalb sollen auch die Orientierungspreise im Verkauf von Weihnachtsbäumen angehoben werden. Laut Dr. Rometsch sollen Endkunden für den laufenden Meter Nordmanntanne brutto zwischen 21 und 27 (2016: 18 bis 23) Euro zahlen, für Blaufichte 12 bis 16 (10 bis 12) Euro und für Rotfichte 9 bis 12 (6 bis 8) Euro. Der untere Wert gilt eher für ländliche Gebiete, der obere eher für städtische. Der Vergleich mit den 2016er-Zahlen zeigt die Preisentwicklung der vergangenen Jahre.
Unverändert ist der Umfrage zufolge der Einkaufszeitraum für Weihnachtsbäume: vor dem ersten Advent bis kurz vor Weihnachten. Bäume, die im Handel oder bei Firmen stehen, werden früher geschlagen, für den Endkunden beginnt die Saison im Land am 25. November.
Die Baumgröße ist ebenfalls stabil bei hauptsächlich 1,50 bis 2 Metern, in Baden-Württemberg eher 1,80 bis 2 Meter. Wichtigste Baumart bleibt die Nordmanntanne mit einem Marktanteil von rund 80 Prozent, gefolgt von der Blaufichte mit 10 bis 15 Prozent sowie der Rotfichte und selteneren Baumarten.
Gerne beim Erzeuger
Bei den Weihnachtsbaumkäufern stehen Naturbäume weiterhin an erster Stelle. Der Anteil von Biobäumen wird bundesweit auf weniger als 10 Prozent geschätzt, Plastikbäume unter 20 Prozent. Bei den Vertriebskanälen ist der online gehandelte Weihnachtsbaum seit wenigen Jahren ein Thema mit einem offenbar stabilen Marktanteil von unter 5 Prozent. Beliebtester Verkaufsort ist nach wie vor der Weihnachtsbaumerzeuger vor Ort oder ein etablierter Weihnachtsbaumhändler.
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