Erweiterungsbau eröffnet
Sabine Kurtz, die Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, gab am 24. April den offiziellen Startschuss für den neuen Erweiterungsbau bei der Martin Bauhofer Käserei GmbH gemeinsam mit zahlreichen Gästen und Geschäftspartnern. Investiert wurden in den vergangenen drei Jahren rund fünf Millionen Euro in eine Produktionserweiterung mit Reifezentrum sowie in einen Verkaufsladen und eine Vesper-Lounge.
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"Der Neubau, die Betriebserweiterung: In der Geschichte der Käserei haben wir noch nie so einen großen Schritt gemacht", meinte Geschäftsführer Michael Bauhofer (32) bei der Eröffnung. Ohne die breite Unterstützung von ganz vielen Seiten hätte die Firma ihre Erweiterungsschritte so nicht umsetzten können, bedankte sich Bauhofer. Die Investitionen in den mittelständischen Betrieb pro kg Milch waren vergleichsweise hoch und wären ohne eine Förderung so nicht möglich gewesen. Die Fördergelder von bis zu 40 Prozent vom Land, vom Bund und von der EU seien gut angelegtes Geld, bekräftigte später auch die Staatssekretärin in ihrer Laudatio.
Blick auf eine lange Geschichte
Seit 112 Jahren gibt es die Käserei in Kofeld. Sie wurde als Genossenschaft von 25 Bauern gegründet. Die ersten Weichkäse stellte Käsemeister Alfons Geiselmann her, der Großvater von Martin Bauhofer Senior. Zwei Jahre nach der Gründung übernimmt Geiselmann die Milch auf eigene Rechnung. 1952 wurde der Betrieb von Martin Bauhofer Senior übernommen und komplett auf Allgäuer Emmentalerkäse umgestellt. Schon damals wog der Rundlaib 80 kg, die Rohmilch war aus Heumilch und täglich wurden 2000 Liter Milch, also zwei Laibe pro Tag hergestellt. "1984 waren wir die erste Käserei Deutschlands mit einem Hartkäse in Biolandqualität", erläutert Michael Bauhofer. Sein Vater, Geschäftsführer Martin Bauhofer (67) hat den Betrieb 2008 von Martin Bauhofer Senior, übernommen. Martin Bauhofer arbeitet seit seinem 15-jährigen Lebensjahr im Familienbetrieb.
Zweite Produktionslinie mit Allgäuer Berg- und Schnittkäse
Bis 2017 war man ausschließlich auf Emmentalerkäse spezialisiert und Butter. Anschließend wurde eine zweite Produktionslinie mit Allgäuer Berg- und Schnittkäse aufgebaut, um sich breiter aufzustellen und gegenüber Marktschwankungen besser abgesichert zu sein. Aus heutiger Sicht war das die absolut richtige Entscheidung, so Bauhofer. Und vor rund drei Jahren fiel die dann auch Entscheidung, diesen Bereich als Schaukäserei noch weiter auszubauen. Die Käserei wurde um 900 Quadratmeter erweitert. Ein Blick in die neuen Räume und auch in den Bestandsbau ist von der Versper-Lounge aus möglich.
Moderne Technik ersetzt Handarbeit
Zu sehen sind eine Käsepresse und ein Salzbad. Mit der Käsepresse lassen sich 180 Laib Hart- oder Schnittkäse produzieren und im neuen Salzbad kann die komplette Produktion so gefahren werden, dass keine Handarbeit mehr nötig. Zuvor mussten zwei Mann jeden Laib von Hand ins Salzbad rein und wieder raus wuchten. Heute wird hierfür moderne Krantechnik eingesetzt. Das neue Käselager ist sieben Meter hoch und ist mit modernster Reifestechnik sowie einem vollautomatischem Schmier- und Pflegeroboter ausgestattet, der die Käselaibe pflegt und deren Qualität sicherstellt.
Energiesparend gebaut
Von der Kapazität her können in dem neun Reiferaum bis zu 33.000 Laibe lagern oder rund 1000 Tonnen Käse pro Jahr hergestellt werden. In der ersten Ausbaustufe sind es 11.000 Laibe. Das Gebäude wurde nach dem neuesten Energiestandard KW40 gebaut. Energie kommt über eine Wärmepumpe und über eine Lüftungsanlage, den Strom dafür erzeugt eine PV-Anlage. So ist die Stromerzeugung für den Neubau komplett klimaneutral. Insgesamt kommen auf dem gesamten Betriebsgelände 300 KW Leistung über Fotovoltaik. Die Molke, die bei der Käsegewinnung anfällt, ist energiereich. Sie wird separat gesammelt und dem Klärwerk in Wangen zur Energiegewinnung zur Verfügung gestellt.
Dem Käser über die Schulter schauen
Mit dem neuen Käseladen und dem neuen Besucherzentrum will sich die Käserei insgesamt öffnen und neuen Kunden gewinnen. Nachdem viele Verbraucher immer weniger mit der Herstellung von Lebensmitteln zu tun haben, gibt es am Standort in Kofeld die Möglichkeit, dies live mitzuerleben. Wer möchte, kann den Käsern über die Schulter schauen und sehen, wie viel Arbeit und Leidenschaft in den Produkten steckt. Neben der normalen Kundschaft können sich Schulklassen, Reisebusse, Landfrauen und Vereine ein Bild machen, wie der Käse hergestellt wird.
Heumilch im Fokus
Schwerpunkt der Käserei ist die Verarbeitung von Heumilch (g.t.S. = garantiert traditionelle Spezialität). "Wir sind absolute Verfechter von Heumilch", sagt Bauhofer. Die Milch kommt von 65 Milcherzeugern aus dem württembergischen Allgäu, ausschließlich aus dem Landkreis Ravensburg in einem Umkreis von maximal 15 km von der Käserei entfernt und wird täglich abgeholt und tagesfrisch verarbeitet. Ausgezeichnet sind die Produkte mit dem Qualitätszeichen Baden-Württemberg und dem Biozeichen Baden-Württemberg. Der Allgäuer Bergkäse und der Allgäuer Emmentaler werden mit Heumilch g.t.s. hergestellt. Dabei handelt es sich um zwei Käse mit europäischem Herkunftsschutz. Insgesamt sind es gerade einmal fünf Unternehmen im Land, die diesen Käse mit dem Herkunftsschutz beziehungsweise in Kombination mit diesen Qualitätszeichen so herstellen und verkaufen dürfen.
Mitarbeiter gesucht
Verarbeitet werden heute 65.000 Liter Milch mit insgesamt 50 Mitarbeitern. Seit drei Jahren werden Milchtechnologen und Milchtechnologinnen ausgebildet. Neue Azubis und Mitarbeiter sind gesucht. Ziel ist es, möglichst viel Wertschöpfung vor Ort zu generieren. In der Hochphase von Corona wurde in eine neue Verpackungslinie investiert, so konnte man auf die veränderten Bedürfnisse der Verbraucher reagieren, die den Käse seitdem nicht nur frisch an der Theke, sondern gerne auch als SB-Ware mitgenommen haben.
Glückwünsche vom Land
Staatssekretärin Sabine Kurtz beglückwünschte die Familie Bauhofer für den Erweiterungsbau, lobte das, wie sie sagte, Heimatverbunde und gleichzeitig Weltoffene und Internationale des Unternehmens, wie es sich dies mit der Bezeichnung des Besucherraumes als "Vesper-Lounge" auf die Fahnen geschrieben habe. Kurtz zeigte sich beeindruckt von der Entwicklung des Unternehmens und freute sich besonders über die gelungene Übergabe der Firma in die nächste Generation: "Das ist keine Selbstverständlichkeit."
Wertschöpfung in der Region halten
Die Wertschöpfungskette in der Region zu halten, sei auch der Politik "extrem wichtig", angesichts geopolitischer Verwerfungen in der Welt, komme es immer mehr darauf an, weiterhin eigenständig zu sein - die Stichworte sind Selbstversorgung, Nahrungsmittelsicherheit, der Erhalt der Kulturlandschaft. Mit der Fördergemeinschaft für Qualitätsprodukte in Baden-Württemberg habe man deutschlandweit einen einzigartigen Zusammenschluss. "Wir sind stolz auf unsere Qualitätsprogramme", so Kurtz. Es sei wichtig, die Alleinstellungsmerkmale der Produkte hervorzuheben, um im Wettbewerb bestehen zu können.
Hoher Anspruch an die Qualität
Für die Edeka Südwest gratulierte Wolfgang Müller. Als langjähriger Geschäftspartner, so Müller, stehe die Käserei für 112 Jahre Handwerkskunst mit meisterhafter Käseexpertise, sie stehe für Regionalität und Lokalität. Das Unternehmen sei ein Markenzeichen für Frische und Tradition. Müller lobte die gute und verlässliche Zusammenarbeit. Die Partnerschaft fuße auf dem gemeinsamen hohen Qualitätsanspruch an die Produkte. Unter der Edeka Eigenmarke "Unsere Heimat echt und gut" begann die Zusammenarbeit 2012 zunächst mit dem erfolgreichen Löwentaler Käse, der mittlerweile an vielen Käsetheken nicht mehr wegzudenken sei. Die Edeka Südwest sei für Bauhofer vor rund zehn Jahren der erste Direktabnehmer im Lebensmitteleinzelhandel gewesen. Im Laufe der Jahre habe sich das Angebot aus Kofeld für Edeka immer weiter entwickelt. "Das Baufhofer-Sortiment ist ein Wachstumssortiment", freute sich Müller. Das Volumen habe sich seit dem Start um viele hunderte Tonnen an Frischwaren pro Jahr erhöht, sodass Bauhofer heute zu einem der größten Lieferanten in dieser Warengruppe gehört. Viele Käse- und Buttersorten gibt es längst auch in Bioqualität. Neuestes Projekt sei die Herstellung von Schwarzwälder Schinken im Produktionsbetrieb Schwarzwaldhof Fleisch und Wurstwaren GmbH im Blumberg kombiniert mit "Unsere Heimat" Bergkäse. Der Käse werde in Blumberg geräuchert. Im Gegenzug werde in Kolfeld eine Hofkäsevariante, bei der Schinkenstreifen mit verarbeitet werden, hergestellt.
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