Exporte der Ukraine drücken auf die Preise
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Die ukrainischen Getreideexporte haben seit Ende 2023 an Fahrt aufgenommen. Die Mengen sind so hoch wie seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 nicht mehr. Nach dem Auslaufen der Getreideinitiative im Juli 2023 hat die Ukraine alternative Exportrouten eingerichtet. Entscheidend ist vor allem, dass seit Ende 2023 die wichtigsten Häfen der Ukraine am Schwarzen Meer wieder in Betrieb sind. Von hier fahren die Schiffe durch einen Korridor entlang der westlichen Schwarzmeerküste. Dadurch landet Weizen und Mais wieder in höheren Größenordnungen auf dem Weltmarkt. Auch sind kleinere Häfen an der Donau und der Landweg über Osteuropa in Betrieb.
Nun hat die Landwirtschaftsabteilung an der US-Botschaft in der Ukraine (FAS Kiew) zum Monatswechsel eine neue Prognose zur heimischen Getreideproduktion und zum -export abgegeben. Demnach dürfte die Erzeugung aller Getreidearten höher als im Vorjahr ausfallen, auch der Blick auf die Exporte ist optimistisch. Die Schätzung von FAS Kiew basiert auf offiziellen Angaben des Landwirtschaftsministeriums in der Ukraine und eigenen Erhebungen. Demnach dürften in der Saison 2023/24 rund 30,5 Millionen Tonnen Mais eingefahren werden. Das wären gut 16 Prozent mehr als in der Vorsaison. Die gesamte Maisernte dürfte demnach fast vollständig exportiert werden, da auch die hohen Bestände abgebaut werden.
Beim Weizen dürfte die Erzeugung um knapp 5 Prozent auf 23,1 Millionen Tonnen gesteigert werden. Hier sind mit fast 18 Millionen Tonnen rund drei Viertel der Ernte für die Ausfuhr vorgesehen. Auch hier wird davon ausgegangen, dass es zu einem erheblichen Abbau der Bestände kommt. FAS Kiew erwartet, dass die Getreideexporte der Ukraine im Optimalfall monatlich wieder an die Mengen vor Kriegsbeginn anknüpfen können. Damals exportierte die Ukraine bis zu 6 Millionen Tonnen Mais und Weizen pro Monat. Es bleibt abzuwarten, ob das amerikanische Landwirtschaftsministerium in seiner nächsten Schätzung zum Weltgetreidemarkt der Einschätzung von FAS Kiew folgt.
Die Ukraine ist einer der wichtigsten Getreideproduzenten und -exporteure weltweit. Für die EU und Deutschland ist dies von Interesse, da preisgünstiges ukrainisches Getreide vermehrt auf dem EU-Markt landet. So sind in dieser Saison nach Angaben der EU-Kommission bis Ende Januar deutlich mehr Weizen (+8 Prozent) von der EU importiert worden und die Ukraine ist mit Abstand der größte Lieferant. Von den rund 5,6 Millionen Tonnen an Weizenimporten kamen fast 68 Prozent aus der Ukraine. Dies drückte auf die Preise. Daraufhin haben polnische Landwirte in der Vergangenheit teilweise die Grenzübergänge zwischen Polen und der Ukraine blockiert.
Die umfangreichen ukrainischen Lieferungen am Weltmarkt schmälern die Exportchancen von EU-Ware auf demselben. Zuletzt kam EU-Weizen nicht auf den nordafrikanischen Absatzmärkten zum Zuge, da hier verstärkt Weizen aus der Schwarzmeerregion angeboten wurde. Auch Russland hat in dieser Saison eine gute Ernte eingefahren und drängt insbesondere mit umfangreichen Weizenexporten auf den Markt. Normalerweise wird Getreide aus Russland und der Ukraine über den Suezkanal nach Ostafrika und Asien exportiert. Das hat sich durch die jüngsten Angriffe der Houthi-Rebellen auf den Schiffsverkehr im Roten Meer erschwert. Dadurch drängt jetzt mehr Ware nach Nordafrika. Nordafrika ist traditionell ein wichtiger Markt für EU-Herkünfte.
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