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Agrar-Familie 2017

Mit Biogas auf's Gas

Der Betrieb von Familie Vees aus Eutingen im Gäu wurde konsequent umstrukturiert. Vom traditionellen Tierhaltungsbetrieb hin zum Energiehof. Um das System abzurunden, benötigt Betriebsleiter Winfried Vees die Unterstützung der Landtechnikindustrie: Ein Schlepper, der auf dem Betrieb als vollwertiges Fahrzeug eingesetzt werden kann und eigenproduziertes CNG tankt.

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Fischer
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Aus einer Vision wurde eine Passion. Anders lässt sich das Engagement von Juliane und Winfried Vees aus Eutingen im Gäu  wohl nicht beschreiben. Noch zur Jahrtausendwende wurden auf dem Betrieb Schweine und Kühe gehalten, das Futter auf den betriebseigenen Flächen produziert. Zu dieser Zeit war der Betriebsleiter zudem als Berufsschullehrer tätig. Die 2004 in Betrieb genommene Biogasanlage gehört laut Statistik zum ersten Viertel der Anlagen in Deutschland. Neuen Ideen gegenüber offen zu sein, ist für den Energielandwirt ein Alltagsgeschäft. So arbeitet Vees gerne mit Studenten aus Hohenheim, Tübingen und Rottenburg, um sich mit ihnen über Erneuerbare Energien auszutauschen und über neueste technische Entwicklungen  informiert zu sein.

Fehlende Komponente einfügen

„Es läuft nicht immer alles nach Plan“, muss Vees aber auch einräumen. So brachte beispielsweise das angebaute Szarvasi-Gras nicht den erhofften Erfolg. Unterkriegen lässt sich Vees nicht: Bringt ein Versuch nicht den gewünschten Erfolg, wird eine neue Herausforderung gesucht. Die Durchwachsene Silphie muss nun auf den Äckern ihre Leistung unter Beweis stellen. Desweiteren gibt es noch nicht ausreichend Nutzer der Tankstelle, damit diese schwarze Zahlen schreibt. Also wird das Thema Erneuerbare Energien mit viel Einsatz an den Verbraucher kommuniziert. Compressed Natural Gas (CNG) kann nicht nur von Privatautos getankt werden, sondern eignet sich auch für den Lastverkehr oder landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge.

Das auf dem Energiehof Weitenau produzierte CNG hat Erdgasqualität. Methan steht dem Betriebsleiter als eine Hauptkomponente der Biogaserzeugung in ausreichender Menge zur Verfügung, allerdings in Kombination mit Kohlenstoffdioxid. In der Gasaufbereitung werden Kohlenstoffdioxid und andere Störstoffe entfernt. Nach Aufreinigung und Verdichtung auf 250 bar kann das Biomethan in Erdgasfahrzeugen verwendet werden. Das Green-CNG wird rein rechnerisch ausschließlich aus Reststoffen hergestellt und ist somit umweltfreundlich, schont das Klima und ist mit 1,12 Euro/kg deutlich günstiger als konventioneller Kraftstoff (1 kg Gas enthält soviel Energie wie 1,3 l Diesel).

Visionen zum Leben erwecken

Gerne würde Vees seine „grüne Energie“ auch im Teleskoplader oder Schlepper nutzen. Doch marktfähige Produkte gibt es derzeit bei den Landtechnikherstellern noch nicht. Vor zehn Jahren hat das Engagement von New Holland in die Entwicklung alternativer Antriebskonzepte für Traktoren begonnen.
Auf der Agritechnica 2013 präsentierte New Holland einen Methan-Traktor. Anstatt mit Diesel wurde der mit Zündkerzen bestückte Ottomotor des T6.140 mit Methangas betrieben. Seit 2013 hat sich einiges getan. Der T6 Methan Power T6.180 ist das neueste Modell und besitzt einen NEF-Sechszylinder-Motor. Er leistet mit Methan 179 PS und hat ein maximales Drehmoment von 740 Nm. Nicht nur die Anschaffungskosten Würden damit einem konventionellen Tier 4 Traktor entsprechen, sondern auch die Leistung. Der Schadstoffausstoß des Gastraktors ist bei Biomethan über 90 Prozent und bei den anderen Schadstoffen um 80 Prozent geringer. Das Methangas wird in Druckbehältern mit zusammen 52 kg Fassungsvermögen gespeichert. Das reicht für rund zehn Stunden Arbeitszeit. Der Motor erfüllt ausschließlich mit einem Drei-Wege-Katalysator die Abgasnorm Tier 4 final, AdBlue wird nicht benötigt.

New Holland hat aktuell zwei Prototypen des Methan-Schleppers im Praxiseinsatz – einen in Südamerika und einen in Europa. Ein Ziel von Familie Vees ist es, einen der Schlepper zum Praxiseinsatz nach Weitingen zu holen. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass pünktlich zur Gläsernen Produktion am 23. Juli 2017 der Methan-Schlepper auf dem Energiehof eintrifft. Natürlich soll mit dem Schlepper der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Norbert Barthle, davon überzeugt werden, dass in die Entwicklung und Forschung von alltagstauglichen Nutzfahrzeugen investiert werden muss.

Vertriebskonzept entwickeln

Mindestens genauso wichtig ist für den Landwirt jedoch, dass sich der Schlepper im Arbeitsalltag bewährt. So soll der New Holland T6 bei Silierarbeiten und der Gülleausbringung eingesetzt werden. „Für Landwirte lohnt sich die Investition in einen Methan-Schlepper aber nur, wenn die CNG-Tankstelle auf dem Hof oder in der Nachbarschaft ist“, hält Vees fest. Zu selten sei das derzeit der Fall. Umso wichtiger sei es, dass die Landtechnikunternehmen Gesamtkonzepte anbieten. Diese könnten neben dem Schlepper auch eine betriebseigene Tankstelle umfassen.

 

Botschafter für die Branche

Ein Interview mit Juliane und Winfried Vees über Ihre Beweggründe zur Teilnahme an einem Wettbewerb. Juliane und Winfried Vees, betreiben seit September 2015 eine CNG-Tankstelle auf dem Energiehof Weitenau in Eutingen im Gäu. Letzten Herbst wurde Winfried Vees beim CeresAward als Energielandwirt des Jahres ausgezeichnet.

BWagrar: Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein Landwirt für eine Auszeichnung bewirbt. Viele sehen nichts besonderes in ihrem Tun. Was war Ihre Motivation?

Vees: Das Thema Biomethan ist in den vergangenen Jahren immer mehr in die Kritik geraten. Durch die Teilnahme an dem Wettbewerb wollten wir Aufmerksamkeit für Erneuerbare Energie als auch Gastankstellen generieren. Das ist uns glücklicherweise gelungen. Durch den Einzug ins Finale nach Berlin hatten wir die Chance unsere Anliegen auf hoher politischer Ebene als auch an Verbänden zu kommunizieren.

BWagrar: Das Ausfüllen der Bewerbungsunterlagen kostet Zeit und Arbeit. Hat Ihnen die Teilnahme dennoch Spaß gemacht?

Vees:  Nach der Arbeit kommt das Vergnügen. Für die Bewerbung haben wir uns mehrfach zusammengesetzt und uns Gedanken über unser Konzept gemacht. Bis zuletzt haben wir überlegt, ob wir wirklich mitmachen sollen. Es hat sich gelohnt! Wir haben tolle Persönlichkeiten kennengelernt. Hier sprechen wir nicht nur von Politikern und Funktionären, sondern von Landwirten. Wir konnten unser Netzwerk mit „sprühenden“ Leuten ausbauen, die viele neue Ideen haben und vor Hoffnung strotzen. Alle Finalisten sehen die Landwirtschaft als eine Zukunftsbranche. Es war super zu erleben, wie viele positive Gedanken aufeinandertreffen. In bleibender Erinnerung sind uns die Gespräche bei der Preisverleihung: Man hatte sich immer etwas zu erzählen, da jeder etwas anderes, zum Teil auch besonderes, macht.

BWagrar: Was würden Sie Landwirten raten, die über eine Teilnahme an einem Wettbewerb, wie beispielsweise der Agrar-Familie 2017, nachdenken?

Vees:  Einfach ausprobieren. Man hat nichts zu verlieren, sondern benötigt lediglich etwas Mut sich dem Wettbeweb zu stellen. Jeder Landwirt ist ein Botschafter für die Branche. Öffentlichkeitsarbeit ist ein neuer Aufgabenbereich im landwirtschaftlichen Betrieb. Ein Wettbewerb, wie die Agrar-Familie 2017 oder in unserem Fall der Ceres Award, bestätigt das Engagement und den Einsatz für die Landwirtschaft. Wichtig ist, dass Sie Ihren Beruf lieben und das für alle sichtbar ausstrahlen. Es ist natürlich hilfreich, wenn man einen Betrieb hat, der eine Geschichte erzählt. Dazu benötigen Sie eine Vision, die Sie leben oder gerade dabei sind umzusetzen. Überlegen Sie sich, was Sie anders oder vielleicht auch besser machen als Ihre Berufskollegen. Hier entscheidet aber definitiv nicht die Größe des Betriebs, sondern die Bereitschaft sich der breiten Öffentlichkeit zu stellen.

 

Hier haben Sie die Möglichkeit, sich für die Agrar-Familie 2017 zu bewerben.

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