So soll die Zukunft der Tierhaltung aussehen
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Hohe Ställe in der Milchviehhaltung lassen mehr Wind durch. Im Sommer kommen Kühe so mit der Hitze zurecht. Mit Ausläufen in der Schweinehaltung steht es ähnlich - beides gilt als tiergerecht. Je mehr am Stall aber baulich offen gehalten ist, desto mehr klimarelevante Gase entweichen in die Atmosphäre.
Klimarelevante Gase entweichen
"Wie sollen wir mit diesem Zielkonflikt umgehen?", fragte Eberhard Stümpfle die Podiumsteilnehmer.
"Wollen wir Klimagase in der Rinderhaltung senken oder im Sinne des Tierwohls einen Kompromiss finden?", antwortet Franz Schweizer, Direktor des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg in Aulendorf. In Sachen Klimaschutz werde selbst Weidehaltung kritisch gesehen. Weltweid stehen jedoch über 3 Mrd. Hektar Grasland zur Verfügung - deren Energie nur die Beweidung für die menschliche Ernährung nutzbar mache.
Auch Hans-Benno Wichert, Schweinezüchter, Präsident des Schweinezuchtverbands Baden-Württemberg und Vizepräsident des Landesbauernverbands in Baden Württemberg, kennt diesen Konflikt. Ein Landwirt in seiner Umgebung wolle einen neuen Schweinestall mit Auslauf errichten, um das Wohl seiner Tiere zu steigern. Er habe aber Angst davor, dass sich Bewohner der nächsten Ortschaft vom Geruch belästigt fühlen könnten. Im Falle eines Neubaus wäre er mit dem Risiko alleine. "Wer über einen Um- oder Neubau einen Schritt in Richtung Tierwohl machen will, braucht Planungssicherheit", erklärt Wichert zusammenfassend.
Antibiotika in der Tierhaltung
"Der Einsatz von Antibiotika hat in der Tierhaltung oft ein schlechtes Image", sagt Stümpfle, "wie sehen Sie den Einsatz dieser Medikamente im Zusammenhang mit dem Tierwohl?"
Dr. Engelbert Albrecht, Leiter der Tiergesundheitsdienste der Tierseuchenkasse Baden-Württemberg antwortet: Die Resistenzbildung von Tieren und Menschen gegen Antibiotika sei das wesentliche Problem. "Es werden nicht schnell genug neue Wirkstoffe entdeckt", erklärt Albrecht.
Den Einsatz von Antibiotika zu verbieten, ergebe nach Ansicht des Fachmanns aber keinen Sinn: "Sonst müssten Ärzte manche Tiere einschläfern, um Leid und Schmerz bei schwerer Krankheit zu verhindern." Empfehlenswert sei daher nach wie vor ein Kompromiss: Der gezielte Einsatz von Antibiotika und der weitgehende Verzicht auf Reserve-Antibiotika aus der Humanmedizin.
Auch müssten Ärzte sorgfältig abwägen, ob bei kleineren Leiden bereits Antibiotika verschrieben werden sollten, um eine schwere Infektion und damit den Einsatz hoher Dosen oder mehrer Wirkstoffe zu vermeiden.
In der Landwirtschaft ging die Menge eingesetzter Antibiotika nach Angabe des Veterinärmediziners zuletzt deutlich zurück. "Inzwischen ist die verschriebene Antibiotikamenge je Kilogramm Gewebe in der Humanmedizin 2,5-fach höher als in der Tiermedizin", gab Albrecht zu bedenken.
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