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Landjugend auf der Grünen Woche

Strampeln zum Greve-Preis

„Von den vielen Bewerbungen, die wir für den Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis erhalten haben, waren zwei Drittel preisverdächtig. Die Jury hatte einen wirklich schweren Job“, so Barbara Bißbort, stellvertretende Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) e.V. Gemeinsam mit der R+V-Versicherung vergab der größte Jugendverband im ländlichen Raum den mit 10.000 Euro dotierten Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis vergangene Woche zum neunten Mal.
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Fischer
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Gemeinsam mit Vertretern aus dem Bundesjugend- und Bundesinnenministerium, aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium und dem BDL hatte er fast 40 Bewerbungen gesichtet. Am Ende verständigte sich die Jury auf drei Siegerprojekte und zwei Anerkennungspreise, die aus ihrer Sicht Land und Gemeinschaft am meisten voranbringen, die nachhaltig und nachahmenswert sind.

Der nach dem langjährigen BDL-Vorsitzenden, Bundestagsabgeordneten und schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsminister Ernst Engelbrecht-Greve benannte Preis geht an:

  • die Landjugend Württemberg-Baden für ihr Smoothie-Fahrrad (2000 Euro). Ein Fahrrad, das nicht fährt? Auch wenn man mit dem Einrad aus Landjugendproduktion nicht vom Fleck kommt, bewegt es doch das Land. Denn so, wie es Fitness und Ernährung, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit zusammenbringt, lockt es Passanten an. Aus dem Anschauen und Ausprobieren wird schnell ein Gespräch, wie die Landjugend Württemberg-Baden 2018 bei zahlreichen Veranstaltungen vom Dorffest bis zum Tag des offenen Hofes, von Messen bis zum Schulfest bewiesen hat. Nach dem Tritt in die Pedalen zur Smoothie-Herstellung kommt die Rede fast von selbst auf die Produkte, die in dem frischen Fitmacher stecken, und auf die Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten. Und schon läuft der Dialog mit den Verbrauchern - auf Augenhöhe. Urteil der Jury: Eine super Mitmach-Aktion, die Vorurteile schneller beseitigt, als der Smoothie ausgetrunken ist. Sie wünscht sich mehr solcher Ideen, die Trends aufgreifen und Zielgruppen erreichen, die sich eher selten für Landjugend und Landwirtschaft interessieren.
     
  • die Hessische Landjugend für „Regional is(s)t nah“ (2000 Euro). Eine Auszeichnung für eine Selbstverpflichtung? Unbedingt! Denn mit ihrer Kampagne trägt die Hessische Landjugend dazu bei, dass auf ihren Veranstaltungen und Aktionen vorwiegend regionale Produkte zum Einsatz kommen. Damit sendet sie ein deutliches Signal an die Gesellschaft, unterstützt die hessische (Land)-Wirtschaft und leistet einen Beitrag zur Sicherung der Zukunft junger hessischer Landwirte. Die Vorbildwirkung bleibt nicht auf ihre Mitglieder beschränkt, denn der Landjugendverband lebt seinen Verhaltenskodex auch bei Großveranstaltungen wie dem Deutschen Landjugendtag. Porzellan statt Einweggeschirr, Milchprodukte vom Hof gleich um die Ecke des Festtagsgeländes, Obst von hessischen Erzeugern… Ihre Strategie geht auf. Urteil der Jury: Besser lässt sich gelebte Solidarität mit den Erzeugern und Vermarktern vor Ort kaum zeigen. Ein Projekt mit Vorbildwirkung für den Einzelnen, aber auch für andere Verbände, das noch mit kreativen Umsetzungsvorschlägen nachlegen kann.
     
  • die Landjugend Oberfranken für die Landjugend-App (4000 Euro). Sie will ein lebendiges Netzwerk für junge Menschen in den ländlichen Räumen; ein Netzwerk, das das Jungsein auf dem Land leichter macht - für alle. Der Landjugend Oberfranken ist egal, ob die Nutzer ihrer App in einem Landjugendverband aktiv sind oder nicht, ihnen ist egal, woher sie kommen oder welchem Glauben sie anhängen, ob sie dauerhaft auf dem Land leben oder nur mal so da sind. Und weil sie überzeugt sind, dass das funktionieren kann, haben sie ein Programm entwickelt, mit dem sich die vielfältigen Veranstaltungen auf dem Land digital, schnell, jugendgerecht und überregional aufs Handy holen lassen. Dafür haben sie nicht nur den Schulterschluss mit den konfessionellen Landjugendverbänden gesucht, sondern schon bei der Entwicklung die Übertragbarkeit auf andere Bundesländer mitgedacht. Und das nicht von oben nach unten, sondern von den Landjugendlichen selbst, die sie entsprechend der eigenen Bedürfnisse ausgerichtet haben. So hat die Landjugend-App das Zeug dazu, junge Menschen orts-, verbands- und religionsübergreifend zu verbinden, und niederschwellig Beteiligung möglich zu machen. Die Jury urteilt: Die App lebt von den Menschen, die sie füllen und nutzen. Dann aber kann sie mehr sein als ein digitaler Terminkalender - eine Lebenshilfe für junge Menschen in den ländlichen Räumen. Auch wenn die App bei oberflächlicher Betrachtung nur bedingt innovativ scheint, kann sie das Land bewegen, wenn viele mitmachen.

Außer der Reihe hat sich die Jury des Ernst-Engelbrecht-Greve-Preises für zwei Anerkennungspreise entschieden:

  • Anerkennungspreis „Inklusion“: 1000 Euro für den CVJM Pfalz. Wenn Bildung über nachhaltige Entwicklung, biologische Vielfalt und zivilgesellschaftliches Engagement im ländlichen Raum gemeinsam mit Inklusion gelebt wird, fällt das auf. Erst recht, wenn ein Verband aus der Jugendarbeit und nicht aus der Behindertenhilfe kommt. Für sein Projekt „Wir machen den Wald begreifbar - Waldpädagogik auch mit Menschen mit Behinderung“ hat der CVJM Pfalz sich ein Netzwerk aufgebaut, das Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsame Erlebnisse auf dem Land vermittelt. Urteil der Jury: Unwegsames Gelände für jeden erlebbar und den Wald für jeden begreifbar machen, ist eine Herausforderung, die der CVJM Pfalz sehr jugendspezifisch meistert.
     
  • Anerkennungspreis „Integration“: 1000 Euro für Sagy Cohen. Integration gelingt nur dort, wo Menschen sich aufeinander einlassen. Deshalb sind persönliche Begegnungen so wichtig. Für den gebürtigen Israeli Grund genug, selbst Brücken für die jungen Menschen auf dem Land zu bauen. Der Integrationstrainer stellt Verbindungen her, die es vorher nicht gab. Mit Kochabenden, Fußballturnieren und Projekten von Einheimischen und Migranten trägt er dazu bei, dass gegenseitiger Respekt und der Sinn für Gemeinsamkeiten wachsen. Das ist die Basis für ein Miteinander, das unsere Gesellschaft zusammenhält, weil sie Teilhabe ermöglicht und das Interesse für das Leben auf dem Land weckt. Beeindruckt von dem unvoreingenommenen Engagement, mit dem Sagy Cohen jungen Menschen ungeachtet ihrer Herkunft und Nationalität zu einem Stück Normalität verhilft, empfiehlt die Jury Nachahmung.
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