Wie viel Ertrag kostete der Befall mit Gelbrost?
Die Blattkrankheit Gelbrost trat in Baden-Württemberg 2014 nahezu flächendeckend auf. Erste Befunde gab es bereits Ende März im Rhein-Neckar-Kreis sowie im vorderen Kraichgau. Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) hat Versuche angelegt, um die Höhe der Schäden abzuschätzen.
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Im Laufe der Vegetationsperiode 2014 erwiesen sich die Sorten Akteur, Alixan, JB Asano, Manager, Meister und Herman als besonders anfällig.
Gelbrostrassenspektrum.
Neue Gelbrostrasse
In den vergangenen Jahren hat ein Gelbrost-Rassenwechsel stattgefunden. Die epidemieartige Ausbreitung 2014 wurde durch eine neue, aggressivere Erreger-Rasse Namens Warrior verursacht, die vermutlich aus dem Hi-malaya-Gebiet stammt und mit dem Wind oder mit dem Flugverkehr nach Europa eingeschleppt wurde. Diese Rasse ist gegenüber dem bisher überwiegenden Rassenspektrum wärmetoleranter und produziert mehr Sporen. Die Warrior-Rasse kommt seit 2011 in Deutschland vor. Gegen „Warrior“ sind nicht alle Resistenzgene in den Weizensorten wirksam, so dass einige Sorten eine erhöhte Anfälligkeit gegen Gelbrost zeigen.
2014 wurde ein bundesweites Gelbrost-Monitoring durchgeführt. Bei 17 von 21 (81%) aus Baden-Württemberg an das Julius Kühn-Institut eingesandten Gelbrostproben handelte es sich um die Warrior Rasse. Bundesweit wurde die Warrior Rasse in 78 % aller Proben festgestellt.
Aufgrund der sich abzeichnenden Gelbrostepidemie im Frühjahr 2014 wurde vom LTZ Augustenberg zwei Versu-che zur Bekämpfung von Gelbrost in Winterweizen angelegt. Ein Versuchsstandort lag in Stetten am Heuchelberg (Sorte: Akteur), ein zweiter auf dem LTZ Versuchsgut Stifterhof in Östringen-Odenheim (Sorte: JB Asano).
Da sich die Bekämpfung von Krankheiten an deren Auftreten und der damit einhergehenden Befallsstärke auf dem jeweiligen Standort orientiert, unterschieden sich die Varianten in Bezug auf den Anwendungstermin und die Wahl der Pflanzenschutzmittel. Generell wurden innerhalb der Versuche vier Bekämpfungsstrategien bewertet:
- Keine Behandlung von Rost oder anderen Blattkrankheiten (Kontrolle)
- Eine späte Bekämpfung von Rost zu Beginn des Ährenschiebens (BBCH 51-53)
- Frühe Behandlung von Rost zu Befallsbeginn unterteilt in eine kostenintensive Behandlung (77 €/ha) und ei-ne preiswerte Behandlung (20 €/ha)
- Praxisübliche Behandlung von Rost nach Befallsbeginn
Die beiden Varianten mit den frühen Behandlungsterminen schlossen eine Fusariumbekämpfung zum Zeitpunkt der Blüte ein. Eine nach der Ernte durchgeführte Analyse des DON-Gehaltes im Erntegut zeigte, dass diese Varian-ten, wie auch alle anderen Varianten, an beiden Standorten unterhalb der Bestimmungsgrenze von 0,2 ppm DON im Korn lagen.
Befallsverlauf
Der erste Befall mit Gelbrost wurde nesterweise in schwachem Umfang Ende März/ Anfang April im Bestand am Versuchstandort Stifterhof festgestellt. In Folge dessen erfolgte die frühe Behandlung am 09.04.2014 zum Ein-knotenstadium (BBCH 31). Praxisorientiert erfolgte die Behandlung zum Zweiknotenstadium (BBCH 32) um etwa eine Woche verzögert. In beiden Varianten wurde durch gezielte Folgebehandlungen kein wesentlicher Befallszuwachs mit Gelbrost festgestellt. Anders hingegen präsentierte sich die späte Behandlung zu Beginn des Ährenschiebens (BBCH 51). Aufgrund anhaltender feuchtwarmer Witterung und des erhöhten Sporenpotentials im Be-stand, explodierte der Gelbrostbefall in dieser Variante. Die Wirkung des Fungizides setzte etwa eine Woche nach der Applikation ein. Bis dahin verdoppelte sich die mit Gelbrost befalle Blattfläche und stand somit der Pflanze nicht mehr zur Photosynthese zur Verfügung. Ähnlich präsentierte sich der Befallsverlauf am Versuchstandort Stetten, jedoch in schwächerem Umfang und um etwa eine Woche verzögert.
Ertrag
Am Stifterhof konnte durch eine späte Gelbrostbekämpfung ein Mehrertrag von 20 dt/ha im Vergleich zur Kontrolle realisiert werden (Abb. 2). Erfolgte eine frühe Behandlung, so ließ sich der Ertrag um durchschnittlich 47 dt/ha erhöhen. Dies kommt einer Ertragssteigerung von 77 % verglichen zur Kontrolle und 44 % verglichen zum späten Bekämpfungstermin gleich. In Stetten war der Befallsdruck durch Gelbrost deutlich geringer. Der Ertragsunterschied zwischen der unbehandelten Kontrolle und der späten Bekämpfung lag bei 8 dt/ha (Abb. 3). Eine frühe Gelbrostbekämpfung brachte rund 21 dt/ha Mehrertrag ein. Dies entspricht 27 % Mehrertrag verglichen zur Kontrolle und 17 % Mehrertrag verglichen zur späten Behandlung.
Als Orientierungswert über die Wirtschaftlichkeit einer durchgeführten Maßnahme ist in Abbildung 2 und 3 der kostenbereinigte Mehrertrag (dt/ha) aufgeführt.
Fazit und Bekämpfungsschwelle
Aus den einjährigen Versuchsauswertungen auf zwei Standorten lässt sich noch keine Behandlungsempfehlung oder Bekämpfungsschwelle ableiten. Da Gelbrost in Baden-Württemberg bisher äußerst selten in solch starkem Ausmaß auftrat, lassen die dargestellten Ergebnisse jedoch wichtige Tendenzen im Umgang mit Gelbrost erkennen.
Wer im Jahre 2014 eine frühe Behandlung mit ausreichender Aufwandmenge gegen Gelbrost vornahm und seine Folgebehandlung termingerecht platzierte, hatte keine hohen Ertragseinbußen. Eine Aufwandmengenreduzierung führte zu einem nicht befriedigenden Bekämpfungserfolg. Erfolgte auf Grund von frühem Befallsdruck die Erst-behandlung bereits im Ein- bis Zweiknoten Stadium des Weizens (BBCH 31-32), so war die Mittelwahl, ob kostenintensiv oder günstig, bezüglich deren Wirkungserfolg zu vernachlässigen. Die Bekämpfung von Gelbrost zu einem späten Zeitpunkt (Beginn Ährenschieben) zog einen Ertragsverlust von 33 % nach sich. Erfolgte keine Fungizidbehandlung betrug der Ertragsverlust bis zu 77%.
Eine mögliche Bekämpfungsschwelle könnte aus den vorliegenden Ergebnissen wie folgt berechnet werden: Nimmt man den Befall auf F-2 der späten Behandlung als maßgebende Bekämpfungsschwelle, so würde aus 1 % befallener Blattfläche ca. 1 dt/ha Ertragsverlust resultieren (Abb. 1). Demnach ist, falls nicht schon zuvor im Be-stand aufgetreten, eine Behandlung gegen Gelbrost ab 1% befallener Blattfläche auf F-2 zwingend notwendig, um größere Ertragseinbußen zu vermeiden.
Ausführliche Informationen zu den Versuchsergebnissen finden sie auf der Homepage des LTZ (www.ltz-bw.de).
Ausgangslage für einen Gelbrostbefall 2015
Der vergleichsweise warme Winter 2014/2015 begünstigte den Befall mit Gelbrost besonders in früh gesätem Winterweizen, wie einzelne Befunde in anfälligen Sorten (z.B. JB Asano, Akteur) aus diesem Frühjahr zeigen. Finden Sie in Ihren Schlägen Gelbrost vor, so ist von einer Fungizidbehandlung vor dem Ein- bis Zweiknoten stadium (BBCH 31-32) des Weizens abzuraten, sofern dieser nicht flächig auftritt. Frühere Behandlungstermine sind nicht ertragssichernd.
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