Ergebnisse der LSV Winterweizen 2015
- Veröffentlicht am

Trotz der schwierigen Vegetationsbedingungen lag der Kornertrag bei Winterweizen 2015 in der Praxis bei durchschnittlich 76,6 dt/ha und damit gute 7 % über dem fünfjährigen Mittel Mancherorts fehlte das Wasser, Trockenheit und Hitze führten zu schnellerer Abreife, in anderen Regionen waren die Niederschläge so ergiebig, dass die Flächen nicht befahrbar waren und sich die Pflanzenschutzmaßnahmen verzögerten. Gelbrost war auch 2015 wieder die beherrschende Krankheit, mitunter kam es auch zu massiven Mehltau- und Braunrostinfektionen. Probleme gab es regional mit dem Gerstengelbverzwergungsvirus, der Kümmerwuchs und kürzere Ähren zur Folge hatte. Mit 231.000 ha Nettofläche bleibt der Winterweizen die anbaustärkste Getreidekultur in Baden-Württemberg.
Winterfestigkeit und Standfestigkeit wurden, wie in den Vorjahren, kaum beansprucht, sichtbarer Auswuchs und Fusarium gab es nur vereinzelt. Nach ersten Untersuchungen scheint die Qualität des Weizens insgesamt gut zu sein, besonders bei Protein, Fallzahl und Hektolitergewicht zeigen sich überdurchschnittliche Werte.
Der Durchschnittsertrag 2015 aller LSV über die Varianten lag bei 99 dt/ha, wobei in der intensiven Variante im Durchschnitt etwa 14 dt/ha mehr als in der extensiven Variante erzielt wurden. Große Ertragsunterschiede gab es auch zwischen den Anbaugebieten.
Die bisher vorliegende Qualitätsergebnisse weisen im Mittel der Sorten einen hohen Pro-teingehalt (RP) von 13,4% auf, das Hektolitergewicht (hl) liegt bei knapp 81 kg, das Tau-sendkorngewicht (TKG) erreicht 45,5 g. Untersuchungsergebnisse zu Fallzahl (FZ), Fall-zahlstabilität (FZS) und Mykotoxine (DON) liegen bisher nur vereinzelt vor.
Sortenbeurteilung
Grundlage der Beurteilung bei den national zugelassenen Sorten und den EU-Sorten aus der zweijährigen EU-Prüfung ist die beschreibende Sortenliste (BSL) des Bundessortenamtes, ergänzt mit Versuchserfahrungen aus Baden-Württemberg.
Für die ertragliche Bewertung der geprüften Sorten werden die Versuche aus Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern mit den LSV Baden-Württemberg mehrjährig für die jeweiligen Anbaugebiete (AG) verrechnet (Tab. 1). Die Wirtschaftlichkeit einer Sorte wird neben ihren Ertrags- und Qualitätsleistungen auch von ihren Resistenz- und agronomischen Eigenschaf-ten bestimmt. Dafür werden die Bonituren der Versuchsbetreuer der Landratsämter in einem Index, der sog. Ertragswertzahl EWZ, verrechnet. Die EWZ ist die Summe aus Ertragszahl, Resistenzzahl und agronomischer Zahl (Tab. 2).
Empfehlungssorten
Empfehlungssorten sind mindestens 2jährig in den LSV geprüft. Sie werden anhand der Leistungen und ihrer regionalen Bedeutung für den Anbau 2015/2016 vorgeschlagen.
Akteur E: geringes Ertragsniveau; spätere Reife, mittellang mit geringer bis mittlerer Lagerneigung, Neigung zur Auswinterung mittel; geringe bis mittlere Anfälligkeit für Ährenfusarium, mittlere Anfälligkeit für DTR und Braunrost, mittlere bis hohe Anfälligkeit für Blattseptoria, hohe bis sehr hohe Anfälligkeit für Mehltau und Gelbrost; TKG mittel, hl-Gewicht hoch, FZ und RP-Gehalt hoch bis sehr hoch; FZS sehr gut; DON-Gehalte unter dem Durchschnitt der 2013 durchgeführten Untersuchungen
Atomic A: hohes bis sehr hohes Ertragsniveau; mittlere Reife, kurz und standfest, Neigung zur Auswinterung mittel bis hoch; geringe Anfälligkeit für Gelbrost und Mehltau, geringe bis mittlere Anfälligkeit für die übrigen Blattkrankheiten, mittlere Anfälligkeit für Ährenfusarium; TKG mittel, hl-Gewicht gering bis mittel, FZ sehr hoch, FZS mittel, RP-Gehalt gering bis mittel; DON-Gehalte über dem Durchschnitt der 2013 durchgeführten Untersuchungen
Meister A: mittleres Ertragsniveau; spätere Reife, mittellang, trotzdem standfest, Neigung zur Auswinterung mittel bis hoch; geringe bis mittlere Anfälligkeit für Mehltau, Blattseptoria, DTR und Ährenfusarium, mittlere Anfälligkeit für Gelbrost, mittlere bis hohe Anfälligkeit für Braunrost; TKG hoch, hl-Gewicht mittel, FZ sehr hoch, FZS hoch, RP-Gehalt mittel bis hoch; DON-Gehalte im Durchschnitt der 2013 durchgeführten Untersuchungen
Pamier A: mittleres Ertragsniveau; mittlere Reife, mittellang, trotzdem standfest, Neigung zur Auswinterung gering bis mittel ; sehr geringe bis geringe Anfälligkeit für Mehltau, geringe Anfälligkeit für Gelbrost und Ährenfusarium, geringe bis mittlere Anfälligkeit für Blattseptoria und DTR, mittlere bis hohe Anfälligkeit für Braunrost; TKG und hl-Gewicht gering bis mittel, FZ hoch bis sehr hoch, FZS mittel, RP-Gehalt mittel; kein DON-Nachweis der 2013 durchgeführten Untersuchungen
Patras A: hohe Erträge; mittlere Reife, mittellang mit geringer bis mittlerer Lagerneigung, Neigung zur Auswinterung gering bis mittel; geringe Anfälligkeit für Gelbrost, geringe bis mittlere Anfälligkeit für Ährenfusarium, mittlere Anfälligkeit für die übrigen Blattkrankheiten; TKG hoch, hl-Gewicht mittel, FZ hoch bis sehr hoch, FZS mittel, RP-Gehalt mittel; DON-Gehalte im Durchschnitt der 2013 durchgeführten Untersuchungen
Pionier A: Verrechnungssorte; hohe Erträge; spätere Reife, mittellang, trotzdem standfest, Neigung zur Auswinterung mittel; geringe bis mittlere Anfälligkeiten für Blattkrankheiten, jedoch mittlere bis hohe Anfälligkeit für Braunrost; mittlere Anfälligkeit für Ährenfusarium, TKG gering bis mittel, hl-Gewicht mittel bis hoch, FZ hoch bis sehr hoch, FZS hoch, RP-Gehalt mittel; DON-Gehalte unter dem Durchschnitt der 2013 durchgeführten Untersuchungen
RGT Reform A:hohe bis sehr hohe Erträge; spätere Reife, kurz und standfest, Neigung zur Auswinterung gering bis mittel; geringe Anfälligkeit für Braun- und Gelbrost, geringe bis mittlere Anfälligkeit für die anderen Blattkrankheiten und für Ährenfusarium; TKG und hl-Gewicht mittel bis hoch, FZ mittel bis hoch bei hoher FZS, RP-Gehalt gering bis mittel
Desamo B: hohe bis sehr hohe Erträge; mittlere Reife, mittellang mit geringer bis mittlerer Lageranfälligkeit, Neigung zur Auswinterung gering; sehr geringe bis geringe Anfälligkeit für Gelbrost, geringe Anfälligkeit für Blattseptoria und Braunrost, geringe bis mittlere Anfälligkeit für Mehltau und DTR, mittlere Anfälligkeit für Ährenfusarium; TKG und hl-Gewicht gering bis mittel, FZ sehr hoch, FZS hoch, RP-Gehalt mittel; DON-Gehalte über dem Durchschnitt der 2013 durchgeführten Untersuchungen
Edward B: hohe Erträge; spätere Reife, mittellang mit geringer bis mittlerer Lageranfällig-keit, Neigung zur Auswinterung mittel; sehr geringe Anfälligkeit für Mehltau und geringe Anfälligkeit für Braunrost, mittlere Anfälligkeit für Blattseptoria, DTR und Ährenfusarium, mittlere bis hohe Anfälligkeit für Gelbrost; TKG und hl-Gewicht mittel bis hoch, FZ hoch bis sehr hoch, FZS hoch, RP-Gehalt gering bis mittel; DON-Gehalte im Durchschnitt der 2013 durchgeführten Untersuchungen
Rumor B: Verrechnungssorte; hohe bis sehr hohe Erträge; frühe Reife, mittellang mit ge-ringer bis mittlerer Lageranfälligkeit, Neigung zur Auswinterung gering bis mittel; geringe Anfälligkeit für Braunrost, geringe bis mittlere Anfälligkeit für Ährenfusarium, mittlere Anfälligkeiten für Mehltau, Blattseptoria und DTR, jedoch mittlere bis hohe Anfälligkeit für Gelbrost; TKG gering bis mittel, hl-Gewicht mittel, FZ mittel bis hoch, FZS mittel, RP-Gehalt gering; DON-Gehalte unter dem Durchschnitt der 2013 durchgeführten Untersuchun-gen
Mehrjährig geprüfte Sorten
Bernstein E: geringes bis mittleres Ertragsniveau; spätere Reife, lange Pflanze, trotzdem standfest, Neigung zur Auswinterung mittel; sehr geringe bis geringe Anfälligkeit für Gelb- und Braunrost, geringe bis mittlere Anfälligkeit für die anderen Blattkrankheiten und für Ährenfusarium; TKG und hl-Gewicht mittel bis hoch, FZ hoch bis sehr hoch bei hoher FZS, hoher RP-Gehalt
Gourmet E: geringes bis mittleres Ertragsniveau; spätere Reife, mittellang, trotzdem standfest, Neigung zur Auswinterung mittel; sehr geringe bis geringe Anfälligkeit für Gelbrost, geringe Anfälligkeit für Mehltau, Blattseptoria und DTR, geringe bis mittlere Anfälligkeit für Ährenfusarium, hohe Anfälligkeit für Braunrost; TKG- und hl-Gewicht mittel, FZ hoch bis sehr hoch bei mittlerer FZS, hoher RP-Gehalt
KWS Montana E: mittleres Ertragsniveau; mittelfrüh, mittellang, lageranfällig, Neigung zur Auswinterung gering bis mittel; geringe Anfälligkeit für Gelbrost, geringe bis mittlere Anfälligkeit für Ährenfusarium, mittlere Anfälligkeit für die anderen Blattkranheiten; TKG gering bis mittel, hl-Gewicht mittel, FZ sehr hoch bei hoher FZS, RP-Gehalt hoch
Rebell A: hohes Ertragsniveau; mittlere Reife, kurz, aber mit mittlerer Lagerneigung, Neigung zur Auswinterung mittel bis hoch; sehr geringe bis geringe Anfälligkeit für Gelbrost, geringe Anfälligkeit für Mehltau, mittlere Anfälligkeit für die übrigen Blattkrankheiten und Ährenfusarium; TKG gering bis mittel, hl-Gewicht mittel, FZ hoch bei mittlerer FZS, RP-Gehalt gering bis mittel
KWS Loft B: mittleres Ertragsniveau; spätere Reife, kurz bis mittellang mit mittlerer Lagerneigung, Neigung zur Auswinterung mittel; sehr geringe bis geringe Anfälligkeit für Mehltau und Braunrost, geringe bis mittlere Anfälligkeit für Ährenfusarium, mittlere Anfälligkeit für Blattseptoria und DTR, hohe Anfälligkeit für Gelbrost; TKM mittel, hl-Gewicht mittel bis hoch, FZ sehr hoch mit hoher FZS, RP-Gehalt gering bis mittel
Neue Sorten
Die neue Sorten wurden 2015 das erste Jahr in den LSV geprüft. Aufgrund der geringen Datenmenge erfolgt eine Einschätzung der Sorten unter Berücksichtigung von Wert- und EU-Prüfungen und Ergebnissen benachbarter Bundesländer.
Alfons B: 2015 und mehrjährig in beiden Varianten ertraglich unter Durchschnitt; in V1 leicht besser; sehr gute Resistenzen bei Mehltau und Gelbrost; Ährefusarium sehr gute Einstufung in der BSL; später Weizen, Lagertendenzen; laut BSL geringe Winterhärte; in LSV mit guten RP-Gehalt und TKG; hl-Gewicht mittel, Qualitätsbeurteilung laut BSL: hohe FZ bei mittlerer FZS
Benchmark B: mehrjährige über alle Anbaugebiete und Varianten starke, weit überdurchschnittlichen Erträge vgl C-Weizen Elixer; gute Resistenz bei Gelbrost und Spelzenbräune; starke Anfälligkeit für Braunrost; mittlere Anfälligkeit für Ährefusarium und Blattseptoria; laut BSL nicht winterhart; in den LSV mit geringem RP-Gehalt, hl-Gewicht und TKG¸ Qua-litätsbeurteilung laut BSL: hohe FZ und FZS
Johnny B: im Kornertrag in V1mehrjährig mit überdurchschnittlichen Erträgen, in V2 um den Durchschnitt; sehr gesunde Sorte mit hoher Gelbrosttoleranz; in den LSV mit mittlerer Anfälligkeit für Blattseptoria; spätere Reife, geringe Winterhärte; in den LSV mit leicht unterdurchschnittlichem RP-Gehalt und hl-Gewicht, laut BSL: mittlere FZ und FZS
Partner B: mehrjährig unterdurchschnittliche Erträge in beiden Varianten; deutlich besser in AG 21 und AG 22; in Boxberg und Tailfingen 2015 hohe Erträge; sehr guten Ergebnisse 2015 bei den Resistenzen, insbesondere bei Braunrost und bei den agronomischen Werten; standfest; frühere Reife; TKG, RP-Gehalt und hl-Gewicht gering bis mittel; laut BSL: hohe FZ und FZS; DON in den LSV-Untersuchungen 2015 nachweisbar
Produzent B: im Ertrag mehrjährig leicht unter Durchschnitt; etwas besser in der reduzierten Variante; umfassend gute Gesundheit, besonders bei Gelbrost, Ausnahme ist die hohe Braunrostanfälligkeit; agronomische Werte sehr gut; leicht unterdurchschnittlicher RP-Gehalt und TKG; mittleres hl-Gewicht, laut BSL: sehr hohe FZ und FZS
Elixer C: neue Verrechnungssorte; neben Benchmark (s.o.) die ertragsstärkste Sorte mehr-jährig, besonders in V1mit sehr guten Ergebnissen; sehr gute Blattgesundheit, anfällig für Spelzenbräune; etwas länger im Wuchs, lageranfällig; spätere Reife; durchschnittliches hl-Gewicht; leicht unterdurchschnittlicher RP-Gehalt und TKG; laut BSL: gute FZ und Fall-zahlstabilität.
Die im Artikel nicht beschriebenen Sorten werden in den baden-württembergischen LSV Winterweizen 2015/16 nicht weitergeprüft. Weitere Informationen zu Winterweizen finden Sie unter www.ltz-augustenberg.de > Ar-beitsfelder > Pflanzenbau > Sorten>Winterweizen
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.