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Fungizide im Getreide

Damit die Blätter gesund bleiben

Der milde Winter hat das Überdauern vieler Krankheitserreger begünstigt. Besonders profitiert haben die Blattfleckenerreger, wie Septoria-Blattflecken in Weizen und Blatt- und Netzflecken in Gerste. In anfälligen Sorten ist auch bereits Echter Mehltau zu finden. Dr. Friedrich Merz vom Pflanzenschutzdienst am Regierungspräsidiums Stuttgart gibt Ihnen Hinweise zur Bekämpfung.
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Rhynchosporium-Blattflecken an Gerste
Rhynchosporium-Blattflecken an GersteMerz, RP Stuttgart
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Wenn in der Hauptwachstumszeit günstige Bedingungen, z. B. warmes Wetter mit wiederholten Regenschauern, herrschen, breiten sich die wichtigen Getreidekrankheiten schnell aus. Neben der Witterung beeinflussen auch die Anfälligkeit der angebauten Sorte, die Anbauintensität und die Anbaulage die Befallsgefahr durch Pilzkrankheiten.

Informationen über das Auftreten von Pilzkrankheiten in den verschiedenen Getreidearten können beim telefonischen Infoservice Pflanzenbau und Pflanzenschutz der Landwirtschaftsämter abgehört, oder auf den Internet-Seiten eingesehen werden. Die Internet-Adressen und Rufnummern sind auf den Seiten 4 und 5 des Merkblattes „Integrierter Pflanzenschutz 2016“ abgedruckt. Für diese Hinweise werden die mit ISIP- und ProPlant- Prognosen ermittelten Infektionswahrscheinlichkeiten für die verschiedenen Getreidekrankheiten berücksichtigt. Nach den Hinweisen der Programme kann gezielt in den Getreidebeständen kontrolliert werden, ob die genannten Krankheiten auftreten. Auf der Basis dieser Informationen ist eine Entscheidung über notwendige Bekämpfungsmaßnahmen möglich. Landwirte in Baden-Württemberg können auch selbst kostenlos auf die ISIP-Prognosen zugreifen (www.isip.de).

Landesversucher mit neuen Wirkstoffen

In den Landesversuchen Baden-Württemberg wurden im Jahr 2015 vom amtlichen Pflanzenschutzdienst Fungizide mit neuen Wirkstoffen in Gerste und Weizen geprüft. Die Ergebnisse dieser Versuche werden erläutert. Eine Zusammenstellung der empfohlenen Fungizide ist im Merkblatt „Integrierter Pflanzenschutz 2016“ in Tabelle 20 auf den Seiten 32 und 33 zu finden.

Gerste

In Baden-Württemberg war 2015 die Ramularia-Krankheit in der Wintergerste wieder die wirtschaftlich wichtigste Krankheit. Die Blatt- und Netzflecken spielten aufgrund der Trockenheit eine untergeordnete Rolle.

Die Behandlungen gegen Ramularia erzielten im Gesamtdurchschnitt Wirkungsgrade von 75 bis 94 Prozent. Da die anderen Blattkrankheiten nahezu keine Rolle gespielt haben, waren die Unterschiede zwischen Doppel- und Einfachbehandlungen gering. Auffällig war, dass in den Varianten 5 und 9, in denen keine Kombination mit dem Wirkstoff Chlorthalonil zur Anwendung kam, die Wirkung am schlechtesten war. Sie lag für die Einfach- und Doppelbehandlung im Durchschnitt der vier Versuche nur bei 75 Prozent.

© RP Stuttgart
Es liegen fünf Versuchsergebnisse mit Ertragsauswertungen vor (Abb. 1). Weil für die Prüfmittel noch keine Preise bekannt sind, wird in den Abbildungen der durch die Krankheitsbekämpfung erzielte Mehrertrag in dt/ha dargestellt. Es zeigte sich, dass eine einmalige Behandlung gegen Pilzkrankheiten und physiologische Blattflecken in den Stadien ES 37 bis 49 wirtschaftlich sinnvoll war.

Doppelbehandlungen brachten tendenziell Mehrerträge, sie waren jedoch nach Bereinigung der Kosten nicht immer wirtschaftlich. Die schlechte Bewertung der Ramularia-Wirkung spiegelte sich bei den Varianten 5 und 9 nicht in gleichem Maße bei den Erträgen wieder. Die Erträge waren zwar in der Tendenz schlechter, die Unterschiede ließen sich aber selbst am Standort Biberach (Sorte ´California´), wo sie am deutlichsten festzustellen waren, nicht statistisch sichern.

Nach den Empfehlungen von ISIP wurden an allen fünf Standorten nur Einfachbehandlungen durchgeführt. ProPlant empfahl zudem einmal eine Doppelbehandlung. Dies zeigt, dass eine Einfachbehandlung meist ausreicht, wenn nur Ramularia als ertragsrelevante Krankheit zu kontrollieren ist.
Auch in der Sommergerste war Ramularia mit Abstand die bedeutendste Krankheit. Die Varianten 5 und 9 ließen auch in der Sommergerste in ihrer Wirkung auf Ramularia zu wünschen übrig. Die Auswirkungen auf den Ertrag waren geringer als in der Wintergerste und in der Tendenz nur in Sigmaringen in der Sorte ´Grace´ festzustellen.

© RP Stuttgart
In den fünf Versuchen (Abb. 2) waren die einmaligen Behandlungen wirtschaftlicher. Doppelbehandlungen lohnten sich nicht. Wichtig bleibt für die Sommergerste, dass bei der Wahl eines Fungizides auf dessen Wirkung gegen die Ramularia-Krankheit besonders geachtet wird.

ISIP und ProPlant empfahlen maximal eine Behandlung. In Nürtingen riet ISIP aufgrund des geringen Befalls von einer Anwendung ab.

Untersuchungen der LFL Bayern haben ergeben, dass Isolate von Ramularia von einigen Standorten nicht mehr in der gewohnten Weise auf den Azol-Wirkstoff Prothioconazol und das Carboxamid Bixafen reagieren. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Isolate auch in diesem Jahr in den Gerstenbeständen durchsetzen können. Um einer weiteren Resistenzentwicklung vorzubeugen, ist jedoch bei der abschließenden Spritzung gegen Ramularia ab BBCH 39 die Zumischung eines Chlorthalonilhaltigen Mittels, z. B. Amistar Opti oder Credo, zu empfehlen.

Weizen

Die wichtigste Krankheit im Weizen war im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg die Septoria-Blattdürre, dicht gefolgt vom Gelbrost. Die neue Warrior-Rasse hatte auch den Winter 2014/2015 gut überlebt und konnte sich früh in den Beständen ausbreiten. Zudem spielte an vier Standorten auch Blattbefall durch Echten Mehltau eine bedeutende Rolle, insbesondere in der Sorte Akteur. An drei Standorten konnte zudem noch auf Braunrost ausgewertet werden.

© RP Stuttgart
In den zwölf Landesversuchen, in denen die Septoria-Blattdürre die bedeutendste Krankheit war, wurden mit Doppelbehandlungen im Durchschnitt Wirkungsgrade von 83 % erzielt. Die einmaligen Behandlungen kamen nicht über 75 Prozent Wirkungsgrad hinaus.

Bei den zehn Versuchen mit Gelbrostbefall zeigten sich kaum Unterschiede zwischen den Einfach- und Doppelbehandlungen. Auf vier Standorten mit Mehltaubefall waren sogar die Einfach- den Doppelbehandlungen überlegen. Dies ist vermutlich auf den optimalen Anwendungszeitpunkt in BBCH 37 – 49 zurückzuführen. Bei Braunrost sind die späten Anwendungen wichtig, so dass die Doppelbehandlungen deutlich wirksamer waren.

In der Abbildung 3 sind die Ertragsergebnisse von vierzehn Versuchen des vergangenen Jahres im Winterweizen zusammengefasst. Durch die Doppelbehandlungen konnten die Erträge im Durchschnitt um 3,6 bis 5,7 dt/ha gesteigert werden. Da für die Prüfmittel keine Preise vorliegen, konnten der kostenbereinigte Mehrertrag nur für die ProPlant-Variante (10,5 dt/ha) berechnet werden.

Nach den Prognosen von ProPlant wurden fünf Doppel- und neun Einfachbehandlungen durchgeführt. Dem standen nach ISIP je sieben Doppel- und Einfachbehandlungen entgegen. Im Durchschnitt erzielte die ISIP-Variante etwas höhere Mehrerträge. Aufgrund der fehlenden Preise für die Pflanzenschutzmittel in den ISIP-Varianten ist ein Vergleich der kostenbereinigten Mehrerträge mit der ProPlant-Variante nicht möglich.

Grundsätzlich ist es wichtig, den Weizen zu den folgenden vier Entwicklungsbereichen auf Krankheitsbefall zu kontrollieren und eine Entscheidung über erforderliche Bekämpfungsmaßnahmen zu treffen:

  • ES 31/32, Beginn des Schossens, auf Halmbruchkrankheit, Mehltau, Gelbrost und frühe Septoria-Blattdürre;
  • ES 37, während des Schiebens des Fahnenblattes, insbesondere auf Septoria-Blattdürre und weitere Blattkrankheiten wie Mehltau, DTR-Blattdürre, Braun- und Gelbrost;
  • ES 49/51, Grannenspitzen bis Beginn des Ährenschiebens, auf alle Blattkrankheiten und Befallsgefahr durch Spelzenbräune;
  • ES 61/65, Beginn bis Mitte der Blüte, bei besonderer Befallsgefahr durch Ährenfusarium.

Zum Schossbeginn muss in diesem Jahr besonders auf alle genannten Krankheiten geachtet werden. Bei Befall mit Gelbrost ist ein Mittel mit guter Rostwirkung zu wählen.

In Beständen mit schwachem Befall ist es sinnvoll, mit einer Behandlung noch abzuwarten. Eine Bekämpfung der Krankheiten in den Stadien ES 49 bis 51 hat sich als günstig erwiesen. Dann kann mit einer Behandlung mit der vollen zugelassenen bzw. empfohlenen Aufwandmenge eines Getreidefungizides das gesamte Spektrum der Blatt- und Ährenkrankheiten, ausgenommen Ährenfusarium, bekämpft werden.

Bei Befallsgefahr durch Ährenfusariosen, z. B. bei Anbau nach der Vorfrucht Mais, können in Abhängigkeit von der Witterung späte Behandlungen nach dem Ährenschieben zum Beginn der Blüte notwendig werden. Diese Maßnahme wirkt nicht mehr gegen die früher auftretenden Blatt- und Ährenkrankheiten. Die Bekämpfung der Fusariumpilze muss immer als eine spezielle Behandlung zur Verhinderung von Ährenbefall angesehen werden, die zusätzlich notwendig werden kann.

Roggen und Triticale

In Roggen, insbesondere Hybridroggen, können die Krankheiten Braunrost und Rhynchosporium-Blattfleckenkrankheit eine wirtschaftliche Bedeutung erlangen. Auch in Triticale nimmt die Bedeutung der Getreidekrankheiten zu. Bei dieser Getreideart muss mit Befall durch die Krankheiten Septoria-Blattdürre, Rhynchosporium-Blattflecken und Gelbrost gerechnet werden. Mit gezielten Behandlungen nach einem festgestellten Befallsbeginn während des Schossens bis spätestens zum Grannenspitzen werden Ertragsverluste verhindert.

Mittel im erforderlichen Maß einsetzen

Bei der Bekämpfung der Getreidekrankheiten ist es notwendig, sich an dem Befallsgeschehen zu orientieren. Mit Routinebehandlungen wird man den durch die Witterung beeinflussten Befallsverläufen der Getreidekrankheiten kaum gerecht. Wichtig sind auch eine sachgerechte Mittelwahl und ausreichend hohe Mittelaufwandmengen. Aufgrund des Wirkungsverlustes können die Erreger des Echten Mehltaus und der Blattseptoria kaum noch mit der früher hoch wirksamen Wirkstoffgruppe der Strobilurine bekämpft werden.

Erhebungen in den Jahren 2013 und 2014 haben gezeigt, dass beim Erreger der Netzfleckenkrankheit der Gerste in den nächsten Jahren auch in Baden-Württemberg bei den Mitteln mit Carboxamid-Wirkstoffen mit Wirkungsminderungen gerechnet werden muss. In der Gerste deutet die deutlich bessere Wirkung von Kombinationen mit dem Wirkstoff Chlorthalonil gegen Ramularia in den Landesversuchen 2015 und Untersuchungen der LfL Bayern auf eine Veränderung in der Anfälligkeit des pilzlichen Erregers gegen Azole und Carboxamide hin.

Grundsätzlich können die Bekämpfungserfolge nur durch eine Kombination von mehreren Wirkstoffen mit unterschiedlicher Wirkungsweise gesichert werden. Aufgrund dieser Erfahrungen werden auch die neuen Wirkstoffe aus der Gruppe der Carboxamide in den angebotenen Mitteln mit Wirkstoffen aus anderen Wirkstoffgruppen kombiniert. Damit kann nach derzeitigem Kenntnisstand einer Resistenzentwicklung entgegen gewirkt werden. Wegen der Gefahr einer Resistenzbildung empfiehlt der amtliche Dienst Carboxamide grundsätzlich nur einmal und mit ausreichend hoher Aufwandmenge in der Spritzfolge einzusetzen.

Die Wirkungsweise der Carboxamide wird optimal ausgenutzt bei einer Anwendung während der Schossphase bis zum Beginn des Ährenschiebens. Bei der Bekämpfung der Ramularia sollte die Wirkung der Azol- und Carboxamid-Wirkstoffe mit dem Wirkstoff Chlorthalonil abgesichert werden.

Zur guten fachlichen Praxis beim Einsatz von Fungiziden im Getreide gehört auch das Lesen der Gebrauchsanleitung. Dabei müssen insbesondere die Wartezeiten für die eingesetzten Mittel, die Bestimmungen zum Schutz des Anwenders und der Bienen, sowie die Abstandsauflagen zum Schutz der Gewässer und der „Nichtzielorganismen“ beachtet werden. In Baden-Württemberg sind bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zudem seit dem 1. Januar 2014 Abstände von fünf Metern zu Gewässern von wasserwirtschaftlicher Bedeutung einzuhalten.

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