Online-Verkauf als Markt der Zukunft
- Veröffentlicht am
„Der Lebensmittelhandel steht wie viele andere Branchen im Zuge der Digitalisierung vor großen Umbrüchen. Aktuell stehen wir vor dem Eintritt in die „Digitalgesellschaft“. Die direkte Onlinevermarktung ist ein enormer Wachstumsmarkt für frische landwirtschaftliche Erzeugnisse“, so die Einschätzung des stellvertretenden Generalsekretärs des Deutschen Bauernverbandes, Udo Hemmerling, zur Eröffnung des Fachgespräches. Bei fast allen Produkten habe der Onlinehandel heute schon eine große Bedeutung und ist ein wichtiges Marktsegment. „Allein bei der Frische stehe der Onlinemarkt noch am Beginn. Frisches Obst, Gemüse, Fleisch, Milch und frische Erzeugnisse daraus werden vor allem wegen logistischer Hürden bisher kaum Online vermarktet. Doch hier ist ein Wandel erkennbar“ erklärte Hemmerling. Wörtlich: „Neue Absatzideen und Systeme bieten eine große Chance für mehr Wertschöpfung auch für die landwirtschaftlichen Direktvermarkter und für die ländlichen Räume.“
Versandhandel oder Lieferdienst
Dr. Hans-Christoph Behr von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft GmbH aus Bonn gab vor den über 50 Teilnehmern das Rüstzeug mit der Entwicklung der Vermarktungsstrukturen in den letzten Jahren. Für den Marktforscher Dr. Behr ist es unabdingbar, dass sich die Trends in den Strukturveränderungen in der Zukunft aus der Vergangenheit heraus ableiten. Allerdings müsse man sich dabei vergegenwärtigen, dass der Onlinehandel zusätzlich zu Strukturveränderungen führen werde. Ob dabei der Versandhandel oder Lieferdienst am Ende die Nase vorn haben wird, bliebe eine spannende Frage.
Steffen Hess beleuchtete am Projektbeispiel „Digitale Dörfer“ erste Erfahrungen mit der Digitalisierung im ländlichen Raum aus der Sicht des Fraunhofer Instituts. Dabei ist die Digitalisierung und die Regionalvermarktung kein Gegensatz, sondern eine Symbiose, die Hand in Hand gehen. Gerade der ländliche Raum wird von der Onlinevermarktung profitieren und der gesellschaftliche Wandel hin zum digitalen Dorf wird unumkehrbar sein.
Regionale Vermarktung bleibt wichtig
Über Visionen für die Zukunft im Onlinehandel im Frischesegment diskutierte Max Thinius vom Bundesverband e-commerce und Versandhandel mit den Teilnehmern des Fachgespräches. Ein Wahlspruch von Thinius ist dabei „Alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden.“ Davon ist also auch der Handel von Frischerzeugnissen nicht ausgenommen. Dabei kommt für die zukünftige Ausrichtung der Verpackungslogistik eine besondere Bedeutung zu. Und für die Zukunft wird es so sein, dass es einen fließenden Übergang zwischen „Online“- und „Offlinehandel“ geben wird, wobei insgesamt auch Thinius der Regionalvermarktung eine besondere Bedeutung zumisst.
Für den Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels erläuterte Matthias Jäger die derzeitigen Wege der Lebensmittelunternehmer im Onlinehandel mit ganz unterschiedlichen Konzepten und ganz unterschiedlichen Ausrichtungen. Uneingeschränkt bleibt dabei aber: Online ist das „In-Thema“, wobei in der Zukunft die spannende Frage zwischen Onlinelieferdienst und Onlineversandhandel zu klären sein wird.
Auch Dr. Christian Weseloh, Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse, sieht einen Wachstumsmarkt im Onlinehandel mit Frischerzeugnissen, der auch für die Erzeugerorganisationen in neuen Strukturen münden kann und für die Qualitätssicherung, so Wilfried Kamphausen von der QS Qualität und Sicherheit GmbH, stellt die Onlinevermarktung eine ganz neue Herausforderung dar.
Abgerundet wurde die Fachveranstaltung des Deutschen Bauernverbandes durch ein Praxisbeispiel „Geschmack aus dem Norden online“ vom Biofleisch Bakenhus in Großenkneten mit Rainer Breuer. Breuer erläutert seine Vermarktung im Onlineshop und stellte diesen Onlineshop als weiteres wichtiges Standbein in der Vermarktung eines landwirtschaftlichen Betriebes dar.
Mehr als 50 Teilnehmer hatten eine spannende Veranstaltung im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft. Unter der Moderation von Dr. Hans-Dieter Stallknecht wurden in den Diskussionen vielfältige Chancen, aber auch Risiken aufgedeckt. Fazit aber, dass war von allen Teilnehmern zu hören – die Onlinevermarktung wird das Zukunftsthema der nächsten Jahre sein und heute kann man sich noch nicht all das vorstellen, was in Zukunft auch im Bereich
der Frischevermarktung Realität sein wird. Insgesamt ist die Onlinevermarktung eine Vermarktungsstruktur für mehr Wertschöpfung und damit auch für die Zukunft der Landwirtschaft.



Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.