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5. Donaueschinger Kartoffeltag

Pilze und Bakterien aus dem Holz treiben

Eine neue Kistendesinfektion soll lange am Holz haften, Pilze und Bakterien töten und dabei für den Menschen unbedenklich sein - zu schön, um wahr zu sein?
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Kistendesinfektion
KistendesinfektionJ. Klein
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Knackpunkt bei einer Desinfektion ist, den Wirkstoff zuverlässig auf die Oberfläche zu bringen. Schaum löst diese Aufgabe laut Christian Demmelmaier von Menno Chemie besser als Flüssigkeiten. Schaum hält sich in Ritzen fest, Flüssigkeit läuft weg und tropft ab.

Die Verweildauer eines Desinfektionsmittels spielt besonders auf ungleichmäßigen Oberflächen eine Rolle. Hier: Kartoffelkisten aus Holz. Der Schaum bleibt in Ritzen und Rillen haften. "Gegenüber einer Flüssigkeit bleibt mit Schaum sechsmal mehr Wirkstoff auf der Fläche", kommentiert Demmelmaier eigene Versuche.

Desinfektionsmittel aus der Kartoffel

Das Desinfektionsmittel im Schaum heißt Benzoesäure. "Diesen Wirkstoff setzt die Knolle selbst gegen Schädlinge ein", erklärt der Fachmann. Benzoesäure wirke gegen Bakterien, Pilze und Viren. Das Mittel ist nach Angaben von Demmelmaier ein Pflanzenschutzmittel und auch im Biobereich zugelassen.

Pilze würdem für die Kartoffelkisten eine besondere Gefahr darstellen. Der Grund: Die Pilze überdauern im Holz und erhalten bei jeder Füllung der Kiste mit Kartoffeln einen neuen Wirt. Ins Holz gelangen sie ab dem Zeitpunkt, zu dem erstmals die Kiste mit erdigen Kartoffeln befüllt wird. Die Pilze kommen ganz natürlich in der Erde vor.

Pflege zahlt sich aus

"Anfangs halten Säuren aus dem Holz die Pilze in Schach", sagt Demmelmaier. Jedoch würde der Eigenschutz des Holzes jedes Jahr schwächer. Dann mache sich die regelmäßige Desinfektion der Kisten bezahlt, bevor die Pilze tief ins Innere des Holzes gezogen sind und sich nicht mehr beseitigen lassen. Die Kiste sei dann ein Infektionsherd für Lagerkartoffeln und damit nicht mehr zu gebrauchen.

Die Desinfektion sei nicht jedes Jahr nötig, um einen Schutz für die Tonnenkisten aufrechtzuerhalten: "Desinfektion lohnt sich vor allem nach befallenen Chargen", sagt Demmelmaier. Eine mit Silberschorf befallene Charge könnte zum Beispiel den Pilz auf die Kiste übertragen. Von dort aus gelange der Pilz im Lager dann in gesunde Kartoffeln und verderbe einwandfreie Ware.

Logistik limitiert

Pro Tonnenkiste erfordere eine Desinfektion rund fünf Liter Gebrauchslösung. Das macht circa zwei Euro Kosten pro Kiste. Diese Werte gelten für Holz mit 16 Prozent Feuchte. Maximal dürfen zweiprozentige Benzoesäure und 0,8 Liter je Quadratmeter Oberfläche ausgebracht werden. 

Die skumix Technik ist nach Angaben des Herstellers als Schaumtechnik am Markt verfügbar. Die kleine skumix 10 mit 220 l Vorlagebehälter auf dem Aluminiumprofilwagen koste 2625 Euro. Zudem gebe es Angebote für Desinfektion durch Servicepartner der Lagerhäuser, sowie für die Kisten.

Ein größerer Kostenpunkt ist nach Aussage des Fachmanns aber die Kisten-Logistik am Tag der Reinigung. Drei geschulte Gabelstaplerfahrer schaffen 120 Kisten pro Stunde. Die ließen sich noch komfortabel reinigen. Der Reiniger schaffe mit dem Schaumreiniger (siehe Bild) bis zu 180 Kisten pro Stunde. "So viele kann aber niemand an- und abfahren", erklärt Demmelmaier. Werden die Kisten von Hand herbeigeschafft, liegt das Limit nach der Erfahrung von Demmelmaier bei nur zwölf Kisten je Stunde. Vorsicht beim Reinigen: Der Beton kann durch das Desinfektionsmittel rutschig werden.

Abwasser abfangen

Wohin mit der abgetropften Desinfektionslösung, wenn die Reinigung der Kisten abgeschlossen ist? "Da Benzoesäure als Pflanzenschutzmittel zugelassen ist, darf sie nicht in die Kanalysation fließen", erklärt der Fachmann. Allerdings werde Benzoesäure auch in der Lebensmittelindustrie eingesetzt und sei für den Organismus weitgehend unbedenklich - trotz der Zulassung als Pflanzenschutzmittel.

Das Mittel könne daher gesammelt und wie Sickersaft auf Flächen ausgebracht werden. Auch eine Wiederverwertung ist möglich: Wer das Mittel auffängt, könne mit konzentrierter Lösung nachschärfen und die Substanz für einen zweiten Durchgang zur Desinfektion verwenden.

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