Auf Proteingehalt achten
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„Zunächst wohl schon“, erläutert Sven Böse, Leiter Fachberatung bei der Saaten-Union. „13 Prozent RP für A-Weizen oder 14 Prozent für E-Weizen werden ja vor allem aus einem Grund gefordert: Um ohne Kenntnis der Sorten und mangels anderer Bewertungsmethoden sicher zu sein, die gewünschte Qualität zu erhalten - und nicht etwa (proteinarme) B- oder gar C-Sorten.“
Nach einer Markteinschätzung der Saaten-Union dürften sich die Preisaufschläge für proteinreiche Partien in Zukunft spürbar erhöhen, weil Partien mit diesen Proteinwerten knapper werden. Denn mit der novellierten Düngereform wurde die N-Versorgung der meisten Kulturpflanzen um etwa zehn Prozent eingeschränkt, weitere Verschärfungen drohen sogenannten „Roten Gebieten“ mit Nitratbelastungen des Grundwassers über 50 mg/l.
Rückläufige Proteingehalte
Mehrjährige, bundesweite Versuchsergebnisse des „Netzwerks Düngung“, einem Gemeinschaftsprojekt von Züchtern, Agrarhandel und Düngemittelherstellern, zeigen die Konsequenzen. Danach dürften mit der Düngereform zunächst weniger die Erträge, als vielmehr die Proteingehalte zurückgehen – im Mittel der Jahre und Orte um ca. 0,6 % absolut. Dazu Sven Böse: „Dies gilt vor allem für Anbauregionen und Jahre mit hoher Ertragserwartung, dann also, wenn auch in der Vergangenheit die Rohproteingehalte schon häufig eher knapp ausfielen.“
Klare Anbauempfehlung
Deshalb kommt es jetzt auf eine hohe N-Effizienz der Weizensorten an, und da gibt es beträchtliche Sortenunterschiede. Die beste Stickstoffverwertung unter den verbreiteten Sorten hat die Sorte Lemmy. Sie kombiniert als einzige hohe Erträge (7) mit hohen Rohproteinwerten (6). Ähnliches gilt für die Sorten Nordkap und Achim, die ebenfalls mit vergleichsweise hohen Kornproteinerträgen punkten.
Aktuelle Wertprüfungsergebnisse belegen die höhere Vermarktungssicherheit der proteinreichen Sorten: Diese erreichen mit den Ausprägungsstufen (APS) 6 bzw. 5 in 75 Prozent bzw. 50 Prozent der Ernten die geforderten 13 Prozent Protein. Proteinärmere A-Sorten mit den Noten „4“, „3“ oder „2“ schaffen das in lediglich 38 Prozent, 21 Prozent oder gar nur 17 Prozent der Fälle.
Bisher, im 10-jährigen Mittel, wurde A-Qualität mit 13 Prozent Rohprotein um 0,50 €/dt besser bezahlt als proteinärmere Partien. Bezogen auf ein Ertragsniveau von 90 dt/ha B-Weizen resultiert daraus ein Vorteil von 45 €/ha im langjährigen Durchschnitt.
Dieser Vorteil sollte bereits bei der Sortenwahl einkalkuliert werden: „Bezogen auf das langjährige Erlösniveau von 17,80 € für Backweizen ist dieser Vorteil ökonomisch gleichzusetzen mit 2,5 dt/ha bzw. knapp drei Porzent Mehrertrag. Diese drei Prozent sind den Relativerträgen proteinreicher Sorten wie Lemmy hinzuzufügen. Nur dann ist ein fairer Vergleich der Marktleistung möglich“, so der Pflanzenbauberater abschließend.
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