Ergebnisse Hafer
Die Anbauflächen für Hafer gingen landesweit zurück. Wer aber nach wie vor auf die Gesundungsfrucht setzt, findet im folgendem Beitrag Tipps zur Sortenwahl.
- Veröffentlicht am

Warum eine extensive Feldfrucht wie der Hafer bundes- und landesweit so wenig Beachtung findet und immer weiter an Fläche verliert, ist nur schwer verständlich. 2009 lag der Anbauumfang in Baden-Württemberg noch bei 29.100 Hektar, zehn Jahre später sind es gerade noch 17.500 Hektar, Das entspricht einem Rückgang von erschreckenden 40 Prozent. Auch die Erntemenge brach in diesem Zeitraum um 50 Prozent ein und belief sich 2019 auf 910 Tonnen (Statistisches Landesamt, Gemeinsamer Antrag 2019).
Dabei bietet die Kultur etliche Vorzüge: Pflanzenbaulich stellt der Hafer da, wo der Standort passt, nur geringe Ansprüche an Fruchtfolge, Pflanzenschutz und Düngung und gilt gemeinhin als die Gesundungsfrucht. Im Lebensmittelbereich genießt Hafer einen sehr hohen Stellenwert und wird in der gesundheitsbewußten Ernährung als das klassische Vollkornprodukt immer stärker nachgefragt. Auch ökonomisch ist der Haferanbau attraktiv: Wegen der vorangegangen heißen Sommer ist die Marktversorgung mit Hafer derzeit knapp und der Preis für Qualitätshafer hoch. Die Schälmühlen müssen den kontinuierlich ansteigenden Bedarf zunehmend über Importe decken, vorrangig mit skandinavischer Ware.
Die Sortenversuche Hafer werden in Baden-Württemberg einfaktoriell angelegt, das heißt, es wird auf den Einsatz von Fungiziden und Wachstumsregler grundsätzlich verzichtet. Blattkrankheiten sind im Hafer kaum von Bedeutung, Halmverkürzer sollten in der Kultur keine Standardmaßnahme sein und nur bei starkem Lagerdruck oder hoher Ertragserwartung eingesetzt werden. Im Vertragsanbau sind Wachstumsregultoren in der Regel ausgeschlossen.
Gute Entwicklung
2019 wurden vier baden-württembergische LSV-Ergebnisse mit Versuchen aus Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern einjährig verrechnet. Insgesamt wurden neun LSV-Standorte in die Auswertung. An manchen Prüfstandorten war es im Frühjahr sehr nass und kalt, sodass der Hafer später ausgesät werden musste und nur zögerlich auflaufen konnte. In der Vegetationszeit entwickelten sich die Bestände gut und blieben bis zur Ernte größtenteils standfest. Krankheiten wie Mehltau und Kronenrost traten nur temporär auf und hatten keinen Einfluss auf den Ertrag. Wegen der Junihitze und der negativen Wasserbilanz kam es gebietsweise zu einer sehr schnellen Abreife.
Mit einem Durchschnittsertrag von 66 dt/ha wurde das Vorjahresergebnis (80 dt/ha) um 14 dt/ha verfehlt, am Standort Krauchenwies (2018 mit 95 dt/ha) sogar um 21 dt/ha. Auch bei den Qualitäten gab es Einschnitte: die Sortierung bei 2,0 Millimeter war mit 97 Prozent noch vergleichbar gut, das Hektolitergewicht erreichte 2019 gerade mal 47,4 kg (2018: 54 kg).Bedeutendste Hafersorte in Baden-Württemberg bleibt Apollon mit einer Vermehrungsfläche 2019 von 310 Hektar, gefolgt von Bison mit 56 Hektar und Max und Scorpion mit je 30 Hektar.
Die Sorten
Apollon: 2019 und mehrjährig hohe Kornerträge; langstrohiger Sorte mit sehr guter Standfestigkeit (1,5); leichter Mehltau- (1,8) und Kronenrostbefall (3,5); überdurchschnittliches Hektolitergewicht (47,6 kg); sehr gute Sortierung: größer als 2,2 mm bei 97,8 Prozent, größer als 2,5 mm bei 74,6 Prozent; laut Züchter auch spätsaattolerant.
Armani: 2019 hohes Ertragsniveau, mehrjährig ertragstärkste Sorte; kurzer Wuchs, mittlere Standfestigkeit; gute Mehtauresistenz (1,3); geringes Hektolitergewicht (45,0 kg); Sortierungen mittel (97,3 Prozent beziehungsweise 65,4 Prozent); laut Züchter Sorte mit niedrigem Spelzgehalt und sehr guter Entspelzbarkeit.
Bison: Einjährig mit geringer Ertragsleistung; mehrjährig unterdurchschnittliche Erträge; frühreif; sehr standfest (1,3); Mehltaubefall in der Bundessortenliste (BSL) mit Bestnote 1 beurteilt (in den LSV 1,5); durchschnittliches Hektolitergewicht (47,5 kg); hervorragende Sortierung größer als 2,5 mm (79,2 Prozent); laut Züchter low input-Sorte.
Delfin: Über die Standorte insgesamt durchschnittliche Erträge; mehrjährig höheres Ertragsniveau; mittlere Standfestigkeit (2,3); Mehltauanfälligkeit in der BSL mit Bestnote 1 bewertet (2019 mit 1,3 geringster Befall im Sortiment); höchstes Hektolitergewicht (48,2 kg); Sortierungen durchschnittlich (97,2 Prozent beziehungsweise 67,2 Prozent); laut Züchter gute Fusariumtoleranz.
Geringere Durchschnittserträge
Lion: 2019 in Krauchenwies und Eiselau sehr gute Ergebnisse, insgesamt über die Prüfstandorte und mehrjährig sehr hohes Ertragsniveau; mittlere Standfestigkeit (2,2); leichter Mehltaubefall (1,8); hohes Hektolitergewicht (48,0 kg); niedrige Sortierung bei größer als 2,5 mm (62,2 Prozent), bei größer als 2,0 mm durchschnittlich; Spelzanteil sehr gering (BSL 1); laut Züchter spätsaattolerant.
Max: einjährig die ertragsstärkste Prüfsorte; mehrjährig um den Durchschnitt; kurze Sorte, lageranfällig (4,7); Mehltauanfälligkeit 2019 durchschnittlich; hohes Hektolitergewicht (48,2 kg); mittlere Sortierung bei größer als 2,0 mm (96,4 Prozent), schwache Sortierung bei größer als 2,5 mm (53,9 Prozent); laut Züchter Sorte mit breiter Anbaueignung.
Symphony: 2019 gute Ertragsleistung in Krauchenwies, über die LSV insgesamt ein- und mehrjährig leicht unterdurchschnittliche Erträge; langer Wuchs, mittlerer Standfestigkeit; leichter Mehltau- (1,8) und Kronenrostbefall (3,5); Hektoliter um den Durchschnitt (47,3 kg), Sortierungen überdurchschnittlich (97,9 Prozent beziehungsweise 70,2 Prozent); laut Züchter gute Spätsaattoleranz.
Yukon: 2019 sehr homogen; ein- und mehrjährig hohe Erträge; mittlere Standfestigkeit (2,2); wenig Befall mit Kronenrost (2,5) und Mehltau (1,5), in der BSL Mehltauresistenz mit Bestnote 1 bewertet (in den LSV 1,5); mittleres Hektolitergewicht, unterdurchschnittliche Sortierungen (96,5 Prozent beziehungsweise 60,6 Prozent); laut Züchter gute Fusariumtoleranz.
Empfehlungssorten für 2020: Apollon, Delfin, Max, Yukon.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.