So schneiden Futtererbsen und Ackerbohnen ab
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In Baden-Württemberg lag 2019 der Anbauumfang von Ackerbohnen bei circa 2800 ha, die Futtererbsen standen auf einer Fläche von 4600 ha*. Damit gab es keine nennenswerten Flächenänderungen im Vergleich zum Vorjahr. In der Praxis lag die durchschnittliche Erntemenge bei den Ackerbohnen bei 32,5 dt/ha, bei den Futtererbsen bei 36,1 dt/ha. Diese Zahlen stammen aus dem Gemeinsamer Antrag und vom statistischen Landesamt.
Die LSV Ackerbohnen 2019 wurden länderübergreifend über fünf Prüfstandorte für Südwestdeutschland verrechnet. Der Versuchsdurchschnitt lag bei 43,3 dt/ha und damit knapp fünf dt/ha unter dem Vorjahr. Der Ertragsunterschied ist der Witterung und dem abrupten Ende der Blühzeit geschuldet. In Folge der Frühsommerhitze bildeten sich in den oberen Teilen der Pflanzen kaum noch Hülsenansätze. Positiv war, dass sich durch die trockene Witterung der Befall mit Rost und Botrytis in Grenzen hielt. Am Standort Orschweier trat der Ackerbohnenkäfer verstärkt in Erscheinung.
Proteinerträge vergleichsweise gering
Beim Protein lag der durchschnittliche Hektarertrag 2019 mit 10,7 dt deutlich unter den 14 dt/ha des Vorjahres. Die Tausendkornmasse erreicht gute 480 g.Das verfügbare Sortenspektrum an Ackerbohnen ist nach wie vor überschaubar: Elf Sorten aus den Wertprüfungen sind in der Beschreibenden Sortenliste 2019 eingetragen, ergänzt durch vier in Deutschland vertriebsfähige EU-Sorten.
Heikelster Punkt beim Anbau von Ackerbohnen ist die Ertragsstabilität. Stimmen Standort, Wasserangebot und Wetter, lassen sich sehr hohe Korn- und Proteinerträge erzielen. Sind die Voraussetzungen dagegen nicht optimal, reagiert die anspruchsvolle Kultur stärker als die Futtererbse mit drastischen Ertragsdepressionen. Von den geprüften Sorten im Land sind von Bedeutung die Sorten Fanfare mit 37 ha Vermehrung, Tiffany mit 34 ha und Birgit mit 27 ha.
Standfeste Erbsen
Bei den Futtererbsen kamen 2019 acht Prüfstandorte in die länderübergreifende Auswertung über die Südwestdeutschen Anbaugebiete. In Orschweier wurde wegen zu starker Streuung der Ertragswerte nicht verrechnet. Durchschnittlich wurden in den Versuchen 42,2 dt/ha gedroschen. Bereits kurz nach dem Auflaufen kam es in Tailfingen zu einem massiven Befall mit dem Blattrandkäfer.
Am Standort Eiselau trat der Erbsenwickler zum Blühende auf. Sortenunterschiede bei den Krankheitsresistenzen waren nicht zu erkennen. Wegen der Witterung blieben die Bestände weitestgehend gesund. Das wichtigste Kriterium für den Futtererbsenanbau – eine gute Standfestigkeit – haben fast alle Sorten erfüllt, allen voran Respect.
Weniger bedeutend für die Sortenwahl ist der Rohproteingehalt. Alle Prüfsorten bewegen sich auf ähnlichem Niveau, die Unterschiede lagen 2019 bei maximal 1,4 Prozent im Proteingehalt. Der Rohproteinertrag erreichte durchschnittlich 9,4 dt/ha (2018: 10,3 dt/ha). Am besten präsentierte sich bei diesem Qualitätsparameter die ertragsstarke Sorte Astronaute mit knapp zehn dt/ha Protein. Die Tausendkornmasse lag mit 220 g deutlich unter Vorjahresniveau (260 g). Die Futtererbse mit der größten Vermehrung in Baden-Württemberg ist Sorte Alvesta mit 121 ha, gefolgt von der Sorte Astronaut mit 52 ha.
Ackerbohnen vorgestellt
Beobachtungen aus den LSV-Ackerbohnen 2019 und mehrjährigen Ertragsergebnisse der Anbaugebiete Süd/Südwestdeutschland:
- Kornertrag: 42,6 dt/ha (Verrechnung 10 Versuche: Hohenheim-Gülzow-Methode)
- agronomische Werte*(Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Lager vor Ernte 1,5
- Krankheiten*(Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Botrytis (Schokoladenfleckigkeit) 1,9; Bohnenrost 4,6; Ascochyta (Brennflecken) 2,4
- Qualitäten (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Tausendkornmasse 479 g; Proteinertrag 10,7 dt/ha (bei 86 % TS)
*Skala 1-9; je höher die Note, desto negativer die Merkmalsausprägung; 3nicht orthogonal
Bianca: vicinarme, tanninfreie Sorte; 2019 und mehrjährig mit schwachen Erträgen; deutlicher Befall mit Ascochyta (3,8); etwas frühere Abreife; hoher Proteingehalt; geringer Proteinertrag; niedrige TKM (435 g)
Birgit: homogene Sorte; 2019 und mehrjährig unterdurchschnittliches Ertragsniveau; langwüchsig und standfest (1,4); 2019 leicht Anfälligkeit für Ascochyta (3,3) und Rost (4,8); mittlerer Proteingehalt; hoher Proteinertrag; TKM unterdurchschnittlich (433 g)
Cartouche EU3: 2019 sehr hohe Kornerträge; mehrjährig schwaches Ertragsniveau; standfesteSorte; durchschnittliche Resistenzen; sehr hoher Proteingehalt und -ertrag; mittlere TKM
Fanfare: 2019 ertragsstärkste Prüfsorte; mehrjährig weit überdurchschnittlich; frühe Blüte, längere Blühdauer; standfeste (1,4) und gesunde Sorte: 2019 kaum Ascochytabefall (1,0), nur mäßiger Befall mit Botrytis (1,7) und Rost (4,3); hoher Proteinertrag; mittlerer Proteingehalt; überdurchschnittliche TKM (503 g)
Fuego: in den LSV 2019 mit durchschnittlichem Ertrag; mehrjährig hohes Ertragsniveau; sehr standfest (1,1); 2019 mit deutlichem Rostbefall (5,0), geringer Befall mit Botrytis (1,7) und Ascochyta (2,0); durchschnittlicher Proteingehalt und -ertrag; TKM hoch (504 g)
Macho: 2019 über alle Standorte und auch mehrjährig sehr hohe Ertragsleistungen; gute Standfestigkeit (1,1); 2019 erhöhter Befall mit Ascochyta (3,5) und Rost (4,8); höchstes TKM (533 g); niedriger bis mittlerer Proteingehalt, mittlerer Proteinertrag
Tiffany: Sorte mit stark reduziertem Vicin- und Convicingehalt; 2019 durchschnittliche Erträge; mehrjährig ertragsstärker einzuschätzen; kurze Blüte; standfest (1,3); 2019 kaum Ascochytabefall (1,0), geringer Botrytisbefall (1,5), rostanfällig (4,8); hoher Proteingehalt und-ertrag; mittlere bis hoheTKM (488 g)
Trumpet: 2019 hervorragende Ertragsleistungen an allen Standorten; auch mehrjährig sehr hohes Ertragsvermögen; leicht kürzer im Wuchs; mittler Standfestigkeit (1,8); kurze Blüte; gute Resistenzen bei Ascochyta (2,0) und Rost (3,8); 2019 etwas stärkerer Botrytisbefall (2,4); Proteingehalt unterdurchschnittlich; hoher Proteingehalt; TKM niedrig (453 g)
Empfehlungssorten der Bohnen für 2020
Fanfare, Tiffany, Trumpet
Erbsen im Detail
Beobachtungen aus den LSV-Futtererbsen 2019 der Anbaugebiete Südwest und mehrjährige Ertragsergebnisse der Anbaugebiete Süd/südwestdeutschland
- Kornertrag: 44,2 dt/ha (Verrechnung 13 Versuche: Hohenheim-Gülzow-Methode)
- agronomische Werte* (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde)*: Lager vor Ernte 4,2; Bestandeshöhe: 54,3 cm; HEB-Index 0,45 (Bestandeshöhe/Pflanzenlänge)
- Qualitäten (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Tausendkornmasse 219,8 g, Rohproteinertrag: 9,4 dt/ha
- Krankheiten wurden nicht bonitiert
*Skala 1-9; je höher die Note, desto negativer die Merkmalsausprägung
Alvesta: aktuell bedeutendste Futtererbse in Baden-Württemberg; 2019 relativ homogen, ein- und mehrjährig mit hohen Erträgen; kurze Blühdauer; mittlere Standfestigkeit (4,4); hoher HEB-Index (0,49); Proteingehalt und -ertrag 2019 leicht unterdurchschnittlich; TKM mittel (222 g)
Astronaute: ein- und mehrjährig ertragsstärkste Prüfsorte bei Korn und Protein; unterdurchschnittliche Standfestigkeit (4,9); HEB-Index niedrig (0,38); TKM hoch (244 g)
LG Amigo: 2019 und mehrjährig durchschnittlicher Kornertrag; kürzerer Wuchs, mittlere Standfestigkeit (4,5); kurze Blüte; HEB-Index niedrig (0,40); überdurchschnittlicher Proteinertrag; TKM niedrig (188 g)
LG Ajax: 2019 und auch mehrjährig unterdurchschnittliche Ertragsleistungen; kürzerer Wuchs, leichte Lagertendenzen (4,7); sehr kurze Blüte; HEB-Index niedrig bis mittel (0,42); hoher Proteingehalt und -ertrag; TKM niedrig (199 g)
Respect: 2019 sehr heterogen; 2019 und mehrjährig schwache Korn- und Proteinerträge; beste Standfestigkeit (3,2); sehr kurze Blüte; bester HEB-Index (0,52) Bestandeshöhe sehr gut; TKM mittel (225 g)
Safran EU: 2019 heterogen, insgesamt schwaches Ertragsniveau; mehrjährig deutlich über dem Durchschnitt; längste Sorte, mittlere Standfestigkeit (4,4); lange Blüte; durchschnittlicher HEB-Index (0,44) höchste TKM (255 g); unterdurchschnittlicher Proteinertrag
Salamanca: 2019 über alle Standorte ertragsstark, mehrjährig um den Durchschnitt; langer Wuchs bei guter Standfestigkeit (3,6); frühe Reife; sehr hoher HEB-Index (0,51); 2019 sehr hoher Proteinertrag; durchschnittliche TKM (223 g)
Empfehlungssorten der Erbsen für 2020
Alvesta, Astronaute
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