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Landessortenversuche 2020

Ergebnisse Wintergerste

Wer in der kommenden Getreidesaison Wintergerste anbauen möchte, kann sich in Sachen Sortenwahl an den Ergebnissen der Landessortenversuche orientieren. Maria Müller-Belami vom LTZ Augustenberg hat die neusten Ergebnisse für Sie zusammengefasst.

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Laternenblütigkeit an Gerste: Ein Phänomen, das bei Frost zur Vollblüte entsteht. 
Laternenblütigkeit an Gerste: Ein Phänomen, das bei Frost zur Vollblüte entsteht. LTZ Augustenberg
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Die drei Phänomene Laternenblütigkeit, Zwiewuchs und Flugbrand beeinflussten in dieser Saison die Bestandesentwicklung der Landessortenversuchen (LSV) Wintergerste maßgeblich. Am offensichtlichsten war die sogenannte Laternenblütigkeit, hervorgerufen durch die Spätfröste zum Zeitpunkt der Vollblüte. Besonders betroffen waren die nordöstlichen Regionen Baden-Württembergs, aber auch punktuell einige exponierte Standorte.

Die Frostschäden reichten von leichten Einkörnungsproblemen bis hin zu kompletten Ertrags- und Ernteausfällen. Am LSV-Standort Boxberg waren parzellenweise bis zu 80 Prozent der Gerstenähren taub, der Versuch wurde nicht ausgewertet. Direkte Sortenunterschiede bei der Laternenblütigkeit gab es nicht. Sowohl zweizeilige als auch mehrzeilige Sorten waren gleichermaßen betroffen, wobei die frühblühenden Gersten landesweit offenbar stärker unter dem Frost zu leiden hatten als die späten Sorten.

Zwiewuchs erschwerte die Ernte

Zudem kam es nach der langanhaltenden Frühjahrstrockenheit und den üppigen Niederschlägen im Mai regional zu massivem Zwiewuchs, was den Praktiker aber auch die Versuchsansteller beim Dreschen vor gewisse Herausforderungen stellte. Bei den bestandesbetonten zweizeiligen Wintergersten war das Phänomen deutlich stärker ausgeprägt als bei den mehrzeiligen, ährenbetonten Sorten.

Auch Flugbrand ist in der Gerste nach wie vor ein Thema. Der samenbürtige Pilz scheint in den letzten Jahren in der Praxis wieder an Bedeutung zu gewinnen. Gründe dafür können fehlende oder ungenügende Beizung sein, aber auch das Ausgangssaatgut oder der überjährige Nachbau von Gerste. Auf den Versuchsflächen traten die sogenannten Brandähren in diesem Jahr wiederholt auf.

Rückblickend betrachtet waren die Bestände witterungsbedingt relativ gesund. Neben leichten Infektionen mit Rhynchosporium und Netzflecken war der Befall mit Ramularia zum Ende der Vegetation zwar am stärksten, 2020 war aber kein ausgesprochenes Ramulariajahr. Die Krankheit zeigte ihre typische Ausprägung erst zur Abreife und lange nicht so intensiv wie in den vergangen Jahren.In der aktuellen Sortenbeschreibung des Bundessortenamtes wurde Ramularia jetzt erstmals als wertbestimmende Sorteneigenschaft mit aufgenommen. Ramularia hat sich in den letzten Jahren zum maßgebenden Faktor für Qualität und Quantität in der Gerste entwickelt. Resistente Sorten gibt es derzeit noch nicht, Toleranzunterschiede sind aber durchaus erkennbar.

Mehrzeilige Gersten präsentieren sich dabei offensichtlich weniger anfällig als die zweizeiligen. Dagegen ist der Zeitpunkt der Abreife einer Sorte für den Krankheitsbefall unerheblich: Zum Zeitpunkt der Befallserhebung können frühe Sorten bereits Symptome zeigen, während spätere Sorten scheinbar noch befallsfrei sind.Auch Gelbverzwergungsvirus und Weizenverzwergungsvirus traten in den Versuchen vereinzelt auf. Durch gezielte Maßnahmen bei Überschreiten der Schadensschwelle von Blattläusen konnten ein Teil der Virosen zielgerichtet abgefangen und so nennenswerte Ertragseinbußen verhindert werden.

Standfestigkeit: Probleme in Eiselau

Bei der Standfestigkeit gab es nur am Standort Eiselau Probleme. Die Standorte Boxberg, Döggingen und Stifterhof/Odenheim wurden nicht ausgewertet. Ein schwerer Hagelschaden machte den Versuch in Döggingen kurz vor der Ernte zunichte. Auf der Fläche am Stifterhof waren die Versuchsparzellen zu heterogen. Seit dem LSV 2019/20 werden die zwei- und mehrzeilige Wintergerstensorten in getrennten Versuchen geprüft, um den unterschiedlichen Ansprüchen bei der Bestandesführung gerecht zu werden.

Der Durchschnittsertrag der mehrzeiligen Gersten lag in der reduzierten Variante V1, das heißt Verzicht auf Wachstumsregler und Fungizide, bei 91,4 Dezitonnen je Haktar. In der intensiven Variante V2 bei 100 dt/ha. Bei den Zweizeilern wurden 87,9 dt/ha in V1 und 95,7 dt/ha in V2 gedroschen. Mit durchschnittlich 65 Kilogramm bei den mehrzeiligen und 67 kg Hektolitergewicht bei den zweizeiligen Gersten sind die Erwartungen des Handels voll erfüllt.

Traditionsbedingt werden in Baden-Württemberg vor allem zweizeilige Wintergersten vermehrt. Bei den zweizeiligen Sorten führten Sandra mit 238 Hektar und California mit 216 ha die Rangliste der landesweiten Vermehrung 2019/20 an. Allerdings schrumpft der bisherige Vorsprung zu den Sorten wie Valerie (116 ha) und SU Vireni (100 ha) zusehends. Bundesweit erreichte die Neuzulassung Bordeaux 786 ha Saatgutvermehrungsfläche. Die bundesweit bedeutendste mehrzeiligen Sorte in der aktuellen Vermehrung ist KWS Orbit mit 2766 ha.

Die Empfehlungssorten

Unsere Empfehlungssorten für den Anbau 2020/21 sind die mehrzeiligen Sorten Torerro und KWS Higgins. Die sehr frühe Sorte SU Ellen ist nach wie vor bedeutend und wird weiterhin empfohlen. In den LSV wird die Sorte zukünftig nicht mehr geprüft.Bei den zweizeiligen Sorten empfehlen wir die Sorten Califonia, SU Vireni und SU Ruzena. Die sehr standfeste Sorte Lottie ist regional von Bedeutung und erhält ebenfalls eine Anbauempfehlung, auch wenn sie in den LSV nicht mehr in der Prüfung stehen wird.

Mehrzeilige Wintergerste

Nachfolgend geben die Zahlen in den Klammern (Skala von 1 bis 9) geben die Merkmalsauspägung an. Je höher die Zahl, desto niedriger ist die Merkmalsausprägung.

Esprit: Ein- und mehrjährig mit hervorragenden Erträgen in beiden Varianten; mittelspäte Abreife; kaum Zwiewuchs (2,2); gute bis sehr gute Halm- (3,7) und Ährenstabilität (1,8); solide Resistenzausstattung; durchschnittliches hl-Gewicht, höchster Marktwareertrag.

KWS Flemming: 2020 und mehrjährig hohes Ertragsniveau in V1, in V2 um den Durchschnitt; standfest (1,9) ansonsten mittlere agronomische Eigenschaften; gute Zwergrostresistenz (2,0), stärkere Anfälligkeit für Ramularia (5,8); Marktware unterdurchschnittlich; gutes hl-Gewicht.

KWS Higgins: Sehr ertragreiche Sorte in der intensiven Variante, in V1 durchschnittlich;  Standfestigkeit und Ährenstabilität mittel, Neigung zu Halmknicken(6,1); geringe Anfälligkeit für Mehltau (2,0) und Ramularia (4,3), stärkerer Befall mit Zwergrost (3,5); sehr hoher Marktwareanteil; hl-Gewicht und TKM hoch.

KWS Memphis: Durchschnittliches Ertragsniveau in beiden Stufen; Sorte mit sehr guten agronomischen Eigenschaften, außer einem überdurchschnittlichem Zwiewuchs (6,2); solide Resistenzen, stärkerer Mehltaubefall (4,0); mittlere Qualitäten.

KWS Orbit: 2020 und mehrjährig in V1 durchschnittlichen Erträge, in V2 überdurchschnittliches Ertragsniveau; mittlere Strohstabilität, stabile Ähren (2,4); stärkere Anfälligkeiten für Mehltau (4,0), Ramularia (5,5) und Zwergrost (3,5); hoher Marktwareanteil.

Paradies: In V2 sehr heterogen: an den Standorten Orschweier und Tailfingen jeweils die ertragstärkste Sorte, dagegen ertragsschwach in Krauchenwies; mehrjährig (AG 16/20) in beiden Varianten unterdurchschnittlich; Standfestigkeit unterdurchschnittlich (2,9), Neigung zu Halm- (7,0) und Ährenknicken (4,0); durchgehend gute Blattgesundheit; Resistenz gegen Gerstengelbverzwergungsvirus; 2020 sehr hoher Marktwareertrag.

Rubino: Ein- und mehrjährig mit unterdurchschnittlichen Erträgen, in V1 ertragsstärker einzuschätzen; gute agronomische Eigenschaften; mittlere Resistenzen, 2020 stärkerer Mehltaubefall (4,0); ausgezeichnete TKM, unterdurchschnittliche Marktware.

SU Ellen: Langjährig geprüfte Sorte auf insgesamt leicht unterdurchschnittlichen Ertragsniveau; frühreif, standfest (2,0) Sorte mit stärkerem Zwiewuchs (3,7) und leichten Schwächen in der Halm- (5,8) und Ährenstabilität (3,7); stärkere Anfälligkeit für Ramularia (5,4), ansonsten mittlere Toleranzen; trotz guter Sortierung unterdurchschnittlicher Marktwareanteil; hl-Gewicht und TKM niedrig.

SU Laurielle: 2020 in beiden Varianten niedriges Ertragsniveau; mehrjährig in V1 in den Wärme- und Mittellagen durchschnittlich; Sorte mit früher Abreife; Neigung zu Halm- (6,9) und Ährenknicken (4,1); Ramulariaanfälligkeit (5,8), ansonsten blattgesund mit hervorragender Mehltautoleranz (1,0); hl-Gewicht und TKM niedrig; unterdurchschnittliche Marktwareanteil.

SY Baracooda: 2020 in V1 und V2 wie auch mehrjährig in den Wärme- und Mittellagen überdurchschnittliche Ertragsleistung; langwüchsige Hybride mit guten agronomischen Eigenschaften; halmstabil (4,5); mittlere Blattgesundheit, geringer Ramulariabefall (3,9), Marktwareanteil und hl-Gewicht gut.

SY Galileoo: Sehr beständige Hybride mit hohem Ertragsvermögen in beiden Varianten; Schwächen bei der Standfestigkeit (3,0) und der Ährenstabilität (4,4); gutes Gesundheitsprofil, geringer Befall mit Ramularia (4,0); TKM und Marktwareanteil hoch.

Teuto: Im ersten Prüfjahr an fast alle Standorten unterdurchschnittlich, mehrjährig in AG 22 mit sehr guter Leistung; gute bis mittlere agronomische Eigenschaften; solide Blattgesundheit, wenig Ramularia (4,1); Qualitäten unterdurchschnittlich.

Toreroo: Hybride; 2020 und mehrjährig mit hohem Leistungsvermögen; in V1 stärker einzuschätzen; mittlere Standfestigkeit, Halm- und Ährenstabilität; sehr blattgesunde Sorte; hoher Marktwareanteil.

Zweizeilige Wintergerste

Bianca: Im ersten Prüfjahr in V1 mit schwachen Erträgen, in V2 überdurchschnittlich; mehrjährig in den Wärme- und Mittellagen deutlich stärker einzuschätzen; mittelspäte Abreife; halmstabil (3,3); breite, durchschnittliche Resistenzen; ausgezeichnete TKM, hoher Marktwareanteil.

Bordeaux: Ein- und mehrjährig ertragsstarke neue Sorte, besonders in V2; Neigung zum Halmknicken (5,2); mittlere Blattgesundheit, stärkerer Ramularia- (6,1) und Netzfleckenbefall (2,5); höchster Marktwareertrag bei den zweizeiligen Sorten.

California: Langjährig geprüfte Gerste; in Tailfingen 2020 in der intensiven Variante ertragsstärkste Sorte, ansonsten ein- und mehrjährig unterdurchschnittliches Ertragsniveau; späte Abreife; gute agronomische Eigenschaften; solide Resistenzen, geringer Ramulariabefall (5,0); sehr hoher Marktwareanteil.

Jeanie: Neuzulassung; 2020 stark schwankenden Erträge über die Standorte; ein- und mehrjährig unterdurchschnittlich; mittelspäte Sorte; standfest (2,0), halm- (3,4) und ährenstabil (1,6), wenig Zwiewuchs (2,5); Resistenzen gut, stärkerer Ramulariabefall (6,5); unterdurchschnittlicher Martwareanteil.

KWS Moselle: 2020 in beiden Varianten hohes Ertragsniveau; mehrjährig in V2 über alle Anbaugebiete weit überdurchschnittliche Ergebnisse; Strohstabilität unterdurchschnittlich: Standfestigkeit (3,1), Halmknicken (5,3); mittlere Blattgesundheit; ausgezeichneter Marktwareanteil; hohes hl-Gewicht.

Lottie: 2020 in V1 überdurchschnittliche, in V2 durchschnittliche Erträge; mehrjährig ertragschwächer einzuschätzen; Halm- (4,8) und Ährenstabilität (5,1) mäßig; durchschnittliche Resistenzen, geringer Ramulariabefall (4,5); hohe TKM; Marktwareanteil durchschnittlich.

Newton: 2020 sehr gute Leistungen in V1, in V2 unterdurchschnittlich; mehrjährig mit ausgezeichneten, stabile Erträge über die Anbaugebiete; kurzer Wuchs, mittlere Strohstabilität, Neigung zum Ährenknicken (3,5); solide Resistenzen; mittlere Qualitäten.

Normandy: Im ersten Prüfjahr 2020 heterogen über die Orte und Varianten: In V1 insgesamt unter-, in V2 überdurchschnittich; mehrjährig in den Wärme- und Mittellagen in V1 schwach, in Anbaugebiet 22 dagegen die ertragsstärkste Sorte; in V2 insgesamt um den Durchschnitt; mittelspäte Abreife; hohe Ährenstabilität (1,9); durchschnittlich blattgesund, geringer Ramulariabefall (4,6); TKM und Marktware sehr hoch.

SU Celly: Im ersten Prüfjahr sehr heterogen über die Standorte; ein- und mehrjährig ertragsstark in V1, in V2 um den Durchschnitt; mittelfrühe Sorte, stärkerer Zwiewuchs (4,8); halmstabil (3,5); mittleres Gesundheitsprofil; unterdurchschnittliche Qualität.

14 Zweizeilige Sorten geprüft

SU Ruzena: 2020 sehr uneinheitlich: In V1 mit mittlerer Ertragsleistung, in V2 überdurchschnittlich, in Krauchwies ertragsstärkste Sorte in der intensiven Variante, mehrjährig Erträge um den Durchschnitt; kurzwüchsig; sehr frühes Ährenschieben; agronomische Schwächen: Halm- (5,8) und Ährenknicken (4,4); durchschnittlich blattgesund, stärkerer Ramulariabefall (6,3); hoher Marktwareanteil; TKM niedrig.

SU Vireni: ‚Güllegerste‘; in der Beschreibenden Sortenliste 2020 bei Standfestigkeit mit der Note 2 bonitiert; ein- und mehrjährig mit Ertragsleistungen um den Durchschnitt; in der reduzierten Variante stärker einzuschätzen; sehr gute agronomische Eigenschaften; 2020 deutlicher Befall mit Ramularia (6,1); hl-Gewicht und TKM hoch; Marktware unterdurchschnittlich.

Valerie: 2020 am Standort Orschweier mit sehr hohen Erträgen, ansonsten ein- und mehrjährig in V1 und V2 unterdurchschnittlich; gute bis durchschnittliche agronomische Eigenschaften; mittlere Resistenzen; stärkere Ramulariainfektion (6,5); hohes hl-Gewicht, Marktwareanteil unterdurchschnittlich.

Valhalla: Im ersten Prüfjahr 2020 relativ homogene Erträge, ein- und mehrjährig überdurchschnittliche Leistungen mit leichten Vorteilen in der reduzierten Variante; kurze Sorte; ährenstabil (2,1), Neigung zum Halmknicken (5,4); Befall mit Ramularia (6,1) erhöht, insgesamt gute Blattgesundheit; durchschnittliche Qualität.

Yvonne: 2020 und mehrjährig leicht unterdurchschnittliches Ertragsniveau, ertragsstärker in der V1; standfeste Sorte (1,8); sehr gute Halm- (3,1) und Ährenstabilität (1,6); mittlere Blattgesundheit, Befall mit Ramularium gering (4,8); durchschnittliche Qualitäten.

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