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Landessortenversuche 2020

Gute Qualitäten beim Prüfsortiment für Hafer

Die Landwirte bauen wieder mehr Hafer an. Bundesweit stieg die Haferfläche 2020 nach Zahlen des Gemeinsamen Antrags um 24 Prozent auf insgesamt 156.000 ha. Auch der Anbauumfang in Baden-Württemberg hat sich wieder leicht erholt und belief sich 2020 auf knapp 18.900 ha1 - das entspricht einem Zuwachs von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Apollon ist nach wie vor die bedeutendste Hafersorte in Baden-Württemberg. Bun- desweit wird die Sorte Max am meisten nachgefragt. Geerntet wurden 2020 auf den Praxisflächen landesweit laut statistischem Landesamt etwas mehr als 52 dt/ha im Durchschnitt. Bundesweit waren es nach Angaben des statistischen Bundesamts 46 dt/ha.
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Jonas Klein
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Die Landessortenversuche Hafer werden in Baden-Württemberg seit 2019 einfaktoriell geprüft. Das bedeutet, dass die Versuchsparzellen an jedem Versuchsstandort in einer sogenannten reduzierten Variante ohne den Einsatz von Fungiziden und ohne Wachstumsregler 4-fach wiederholt angelegt werden. Ausgenommen ist der Prüfstandort Krauchenwies: hier wurde im Sortenversuch eine Wertprüfung des Bundessortenamtes integriert. Wertprüfungen im Hafer sind grundsätzlich zweifaktoriell aufgestellt, d. h. der Hafer wurde in Krauchenwies sowohl in der intensiven wie auch in der reduzierten Variante geprüft.

Mäßige Bestockung, dann ergiebige Regenfälle

2020 konnten vier baden-württembergischen Hafer-LSV verrechnet werden. Am Standort Döggingen waren die Schäden durch Hagelschlag so massiv, dass dieser Versuch nicht in die Auswertung kam (Bild). Die Haferversuche wurden durchweg bei guten Bedingungen und termingerecht gesät. Der Aufgang war zügig und homogen. Aufgrund hoher Temperaturen und Trockenheit im Frühjahr bestockten die Bestände dann nur mäßig. 

Die ergiebigen Regenfälle im Juni begünstigten die Kornfüllungsphase und der Hafer konnte mit einem guten Durchschnittsertrag von 80,4 dt/ha zeitig geerntet werden. Lager gab es bis auf wenige Ausnahmen kaum. Mehltau, Kronenrost und die virusbedingte Haferröte traten nur in Maßen auf und hatten keinen Einfluss auf den Ertrag.

Zehn Standorte verrechnet

Um eine größere einjährige Datenbasis zu erhalten, wurden zusätzlich die Prüfstandorte aus den vergleichbaren Boden-Klima-Räume der benachbarten Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern in die Auswertung mit einbezogen. 2020 konnten so insgesamt 10 LSV-Standorte über die Anbaugebiete Süd/Südwestdeutschland verrechnet werden. Der Ernteertrag lag bei durchschnittlich 77,8 dt/ha. Die mehrjährigen Ertragsberechnungen wurden zusätzlich um die Sortenversuche aus Sachsen und Thüringen ergänzt.

Qualitativ schnitten die Prüfsorten 2020 besser ab als im Vorjahr. Das Hektolitergewicht erreichte 51,5 kg (2019: 47,5 kg). Bei der Korngröße 2,0 mm lag die Sortierung mit 97,4 Prozent ähnlich hoch wie 2019.

Das zählt bei der Sortenwahl

Wichtige Kriterien bei der Sortenwahl von Hafer sind neben guter Standfestigkeit und Halmstabilität eine geringe Reifeverzögerung von Korn und Stroh. Krankheiten spielen bei der Kultur eine eher untergeordnete Rolle. Von größerer Bedeutung ist allenfalls der Mehltau, aber auch hier gibt es bereits etliche Sorten mit hervorragender Resistenz.

Im Handel ist das zentrale Qualitätskriterium das Hektolitergewicht. Der geforderte Mindestwert für Futterhafer liegt bei 48 kg und für Schälhafer bei 53 kg. Ist der Hafer für die Lebensmittelherstellung vorgesehen, verlangen die Schälmühlen zudem Hafersorten, die leicht zu entspelzen sind und einen geringen Spelzenanteil sowie eine gute Sortierung haben.

Beobachtungen aus den LSV Sommerhafer 2020 - Mittelwerte und mehrjährige Ertragsergebnisse über die Anbaugebiete Süd/Südwestdeutschland

Ertrag: 77,8 dt/ha (10 Standorte ST) 
agronomische Werte1 (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Lager vor Ernte (2,4); Halmknicken (2,9) 
Krankheiten1 (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): Mehltau (2,6); Kronenrost (3,3)
Qualitäten (Mittelwert über die Standorte, wo das Merkmal erfasst wurde): hl-Gewicht (51,5 kg/7 ST), Sortierung > 2,0 mm (97,4 Prozent/6 ST); Ergänzung durch die Beschreibende Sortenliste 2020
1Skala 1-9; je höher die Note, desto negativer die Merkmalsausprägung

Die Sorten im Überblick

Apollon: 2020 sehr ertragsbeständig über alle Prüfstandorte; einjährig insgesamt unterdurchschnittlicher Ertrag, mehrjährig mittlere Ertragsleistung; langstrohig, sehr standfest (1,4), Sorte mit guter Halmstabilität (2,5); 2020 überdurchschnittlicher Mehltau- (3,5) und Kronenrostbefall (4,2); sehr gute Sortierung (98,1 Prozent); hl-Gewicht mittel; Anteil nicht entspelzter Körner gering (BSL 2)

Armani: ein- und mehrjährig ertragsstärkste Hafersorte in der Prüfung; kurzer Wuchs, 2020 leichte Lagerneigung (3,5); verstärktes Halmknicken (3,9); mittlere Resistenzen; geringes Hektolitergewicht (49,4 kg); Sortierung niedrig (95,8 Prozent); Spelzanteil (BSL 2) und Anteil nicht entspelzter Körner (BSL 2) gering
 
Bison: 2020 über die Standorte schwache Ertragsleistungen, mehrjährig unter dem Durchschnitt; frühes Rispenschieben; kurz und sehr standfest (1,7); geringer Mehltaubefall (1,6/ in BSL mit Bestnote 1 beurteilt); etwas stärkerer Rostbefall (4,0); unterdurchschnittliches Hektolitergewicht (50,5 kg); sehr gute Sortierung (98,4 Prozent bei > 2,0 mm; 82,9 Prozent bei > 2,5 mm)

Delfin: 2020 in Krauchenwies schwaches Ergebnis, in Tailfingen ertragreichste Prüfsorte, insgesamt hoher Ertrag; mehrjährig überdurchschnittliches Ertragsniveau; längerer Wuchs; mittlere Standfestigkeit (2,5); halmstabil (1,8)geringer Mehltaubefall (1,8/ in BSL mit Bestnote 1 beurteilt); hohes hl-Gewicht (52,1 kg); Sortierung durchschnittlich (96,9 Prozent) ; laut BSL stärkere Reifeverzögerung

Lion: 2020 homogen, in Boxberg und Eiselau sehr gute Ergebnisse, insgesamt über die Prüfstandorte durchschnittlich; mehrjährig höheres Ertragsniveau; standfest (1,7), gute Halmstabilität (2,1); mittlere Blattgesundheit; Spelzanteil (BSL 1) sehr gering; Anteil der nicht entspelzten Körner (BSL 2) gering; hl-Gewicht hoch (52,3 kg); Sortierung durchschnittlich (97,6 Prozent)

Max: 2020 in Eiselau schwacher Ertrag, in Krauchenwies zweitbeste Prüfsorte; über die Standorte und auch mehrjährig um den Durchschnitt; mittelfrühes Rispenschieben; kurze Sorte, lageranfällig (4,5); Neigung zu Halmknicken (5,1); durchschnittliche Resistenzen; 2020 mit höchstem hl-Gewicht (53,3 kg); gute Sortierung (97,7 Prozent); Sorte mit ausgewogener Korn und Strohabreife

Symphony: einzige Weißhafersorte im Sortiment; Ertragsniveau ein- und mehrjährig leicht unter Durchschnitt; lange Sorte mit mittlerer Standfestigkeit; Resistenzen und hl-Gewicht durchschnittlich; Sortierung (97,9 Prozent) gut

Yukon: 2020 zweitertragreichste Sorte; mehrjährig überdurchschnittliche Ertragsleistung; standfest (1,8); geringe Anfälligkeit für Kronenrost (2,5) und Mehltau (1,8/ in BSL mit Bestnote 1 beurteilt); Sortierung und hl-Gewicht durchschnittlich

Das Empfehlungssortiment

Empfehlungssorten für 2021: Apollon, Armani, Delfin, Max.

Den Versuchsbericht Hafer 2020 und weitere Informationen zu Hafer finden Sie unter unter www.ltz-augustenberg.de > Arbeitsfelder > Pflanzenbau > Sorte > Hafer.

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