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Projekt für nachhaltigen Obstbau gestartet

Modellanlagen mit resistenten Sorten stehen

Die ersten resistenten Sorten sind ausgesucht,die Bäume gepflanzt, weitereVeredlungen in Auftrag gegeben – dasProjekt „Nachhaltige Produktion – EchtBodenseeapfel“ nimmt Form an (BWagrar48/2021). Vergangene Woche erfolgtein Frickingen, wo eine der beiden Modellanlagensteht, der offizielle Projektstartmit Landwirtschaftsminister Peter Hauk.

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An der Modellanlage zur Prüfung resistenter Sorten unter Praxisbedingungen hob Landwirtschaftsminister Hauk (2. v. l.) auf die Bedeutung des Projekts als wichtigen Schritt zur Zukunftssicherung des Obstbaus am Bodensee ab.
An der Modellanlage zur Prüfung resistenter Sorten unter Praxisbedingungen hob Landwirtschaftsminister Hauk (2. v. l.) auf die Bedeutung des Projekts als wichtigen Schritt zur Zukunftssicherung des Obstbaus am Bodensee ab.Brigitte Werner-Gnann
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Ziel des Projekts, das von Obsterzeugern angestoßen wurde und unter der Regie der Obstregion Bodensee läuft, ist die nachhaltige Weiterentwicklung des Obstbaus am Bodensee.Anlass war die Diskussion über das Volksbegehren‚Pro Biene‘ und das in der Folge von der Landesregierung verabschiedete Biodiversitätsstärkungsgesetz,das eine Reduktion beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 40 bis 50 Prozent bis zum Jahr 2030 vorsieht.„Wir wollen beim Pflanzenschutz einsparen,doch das muss fachlich fundiert und wissenschaftlich begleitet erfolgen“, sind sich ThomasHeilig und Erich Röhrenbach, die sich den Vorsitz der Obstregion teilen, beim Vor-Ort-Termin in Frickingen-Altheim einig. 

Resistente Sorten im Test

Zentraler Baustein des Konzepts sind resistente und teils auch frosthärtere Sorten, die unter anderem von der Lehr- und Versuchsanstalt aus Weinsberg (LVWO) kommen oder bereits am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee (KOB) in Bavendorf in der Prüfung stehen. Da aufgrund klimatischer Verhältnisse nicht jede Sorte zu jedem Standort passt, werden diese Sorten am Bodensee unter Praxisbedingungen getestet. Dies erfolgt in zwei Modellanlagen.Eine davon steht im Bodenseehinterland in einer frostgefährdeten Lage. Sie wird von Johannes Michel aus Frickingen betreut. Die andere befindet sich in der Nähe von Kressbronn und wird von den Familien Kraus und Emser bewirtschaftet.

Jeweils 150 Bäume von 14 Apfelsorten aus unterschiedlichen Reifegruppen wurden dort gepflanzt. Darunter sind bereits bekanntere Sorten wie Deljonca und Dalinsweet oder Rusticana, die in der Schweiz schon eine gewisse Bedeutung hat. Mit Soprana hat es eine Sorte aus dem französischen Öko-Obstbau ins Sortiment geschafft. Aufgrund der späten Blüte zeigt die an der LVWO gezüchtete Neuheit Mammut neben der Schorfresistenz auch eine gewisse Frosthärte. Weitere Sorten sind Freya, Inobi, Pixi Crunch, Delcored oder Neuheiten,die bislang nur eine Nummer tragen.

Reduziertes Pflanzenschutzprogramm in zwei Stufen

Getestet werden die Sorten unter einem reduzierten Pflanzenschutzprogramm auf Basis der Schorfbekämpfungsstrategie am Bodensee. Dabei lässt man einfach einige Spritzungen weg oder fährt nach einem Infektionstermin nicht nach. Das Konzept sieht eine Reduktion in zwei Stufen vor. Die Behandlungen, die erfolgen sollen, legt eine Steuerungsgruppe mit Pflanzenschutzexperten fest. Um zu sehen, wie sich die Neuzüchtungen bewähren, wurden zum Vergleich Sorten wie Elstar, Gala, Jonagold und Braeburn, aber auch Red Topaz, Bonita und Natyra mitaufgenommen.

„Schorfresistente Sorten brauchen sich nicht mehr zu verstecken. Ihre Tafelapfelqualität stimmt“, gibt sich Dr. Ulrich Mayr zuversichtlich zu den Erfolgsaussichten. Einziges Manko, das der KOB-Sortenexperte ausmacht: Sie sind beim Konsumenten nicht bekannt. Das hat zu der Überlegung geführt, die Äpfel unter einer Dachmarke anzubieten. Das soll in einem Vermarktungskonzept mit erarbeitet werden. Weitere Aspekte des Projekts befassen sich mit dem Ausbau der Biodiversität durch Blühflächen mit neuen Saatmischungen sowie der Erstellung einer CO2-Bilanz.

Auf die Bedeutung des Projekts angesichts der kritischen Einstellung der Gesellschaft zum Pflanzenschutz hob Landwirtschaftsminister Peter Hauk ab. Neben der Arbeit auf dem Betrieb sei die Kommunikation mit dem Verbraucher wichtiger denn je. Er sicherte eine Anschubfinanzierung des Landes in Höhe von 580.000 Euro für das Projekt zu, das der Obstbranche am Bodensee Mut und Zuversicht gebe.

Perspektiven für die nächste Generation

Aus den Worten von Obstbauer Johannes Michel wurde deutlich, wie notwendig dies ist. „Was auf einen in der Öffentlichkeit einprasselt, ist heftig. Doch dieses Projekt macht Mut“, erklärt der Betriebsleiter, der auf 28 ha Obst anbaut. Seit 2017 beklagt er alljährlich Spätfrostschäden. Wasser zur Frostschutzberegnung steht nicht zur Verfügung. Insofern erhofft er sich von dem Nachhaltigkeitsprojekt auch eine Perspektive mit Blick auf den Klimawandel durch frosthärtere neue Sorten.

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