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Landessortenversuche 2022

Die Sommergerste ist ausgewertet

Der Anbauumfang von Sommergerste in Baden-Württemberg belief sich 2022 auf 63.000 ha und war mit einer Flächenzunahme von über 20% im Vorjahresvergleich deutlich höher als erwartet. Der Anreiz für die Flächenausweitung waren die hohen Erzeugerpreise und guten Aufschläge bei Braugerste, die den Anbau aus wirtschaftlicher Sicht wieder attraktiv machten. Laut Braugerstengemeinschaft e.V. entfielen 2022 etwa 70% der Sommergerste im Land auf Braugerste. Die Tabellen mit Details finden Sie am Ende des Textes als PDF-Datei.

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Müller-Belami
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Bei den Landessortenversuchen 2022 konnten alle acht Prüfstandorte in Baden-Württemberg beerntet und verrechnet werden. Sommergerstenversuche werden in zwei Intensitäten angelegt, der reduzierten Variante V1 mit Verzicht auf Halmverkürzer und Fungizide und der integrierten, ortsübliche Variante V2. Die Aussaat erfolgte Anfang bis Mitte März relativ früh. Die meisten Versuche liefen gut auf und hatten eine gesunde Jugendentwicklung. Am Standort Bönnigheim blieb der Feldaufgang zunächst lückig, weil Feuchtigkeit und so der Bodenanschluss fehlten. In den Höhenlagen war der Vegetationsbeginn durch die Frostnächte im April stark gebremst.

Mit steigenden Temperaturen und wiederholten Niederschläge entwickelte sich die Sommergerste schnell und konnte die Feuchte noch weitestgehend für die Kornfüllung nutzen. Die extreme Hitze im Juni führte zu einer raschen Abreife und einer ungewöhnlich frühen Ernte. Die typischen Blattkrankheiten etablierten sich witterungsbedingt erst ab Mitte Juni, allen voran Rhynchosporium und Ramularia. Auch Netzflecken traten im nennenswerten Umfang auf. Mehltauinfektionen blieben wegen des kalten und trockenen Frühjahrs aus. Alle Prüfparzellen war bis zur Ernte standfest - mit Ausnahme von Krauchenwies: Hier wurden aufgrund einer verspäteten Nmin-Untersuchung die Stickstoffgaben nach NID zu hoch angesetzt, die Bestandesdichten gingen nach oben und die Standfestigkeit ließ deutlich nach. Bedingt durch ein Unwetter gab es Mitte Juni in allen Versuchsparzellen starkes Lager bis Totallager.

Frühe Ernte, gute Qualitäten

Die Ernte begann Mitte Juli, ca.1-2 Wochen früher als üblich und war bereits Anfang August in St.
Johann abgeschlossen. Der durchschnittliche Kornertrag über alle Standorte lag bei 85 dt/ha in der integrierten Variante und bei 74 dt/ha in der reduzierten Variante. Ertragsstärkster Standort in V1 war Tailfingen mit 86 dt/ha, hervorragende 96 dt/ha wurden in Döggingen in V2 gedroschen. Am Standort Krauchenwies war die Differenz zwischen den Intensitätsstufen mit über 20 dt/ha am deutlichsten. Hier war der Befall mit Rhynchosporium und Netzflecken massiv, was den Mehrertrag in der behandelten Varianten erklärt.

Die Qualitätskriterien für Braugerste wurden von allen Sorten erfüllt. Mit durchschnittlich 11,2% Rohproteingehalt bewegen sich alle Prüfsorten, mit Ausnahme von Avalon (11,8%), im Normbereich. Bei einer durchschnittlichen Sortierung von 96% liegt der Vollgerstenertrag mit 81 dt/ha auf einem sehr hohen Niveau. Das vom Handel geforderte Mindesthektolitergewicht für Futtergerste wird mit durchschnittlich 69 kg weit überschritten.

Sortenbeschreibung - LSV Sommergerste 2022

2022 hinterlässt Accordine in Eiselau mit 102 % einen starken Eindruck. Insgesamt erreicht die Gerste ein- und mehrjährig relative Kornerträge von 98% in V1 und 97% in V2. Auch beim Vollgerstenertrag bleibt die Sorte unterdurchschnittlich. Die langwüchsige und mittelspät abreifende Sommergerste hat eine gute Halm- und Ährenstabilität und weist bei der Blattgesundheit keine Schwächen auf. Die Eiweißgehalte 2022 mit 11,6% sind für eine Braugerste grenzwertig.

Amidala überzeugt 2022 in der extensiven Variante mit sehr konstanten und hohen Ertragsleistungen (102% rel.) über alle Prüfstandorte. In V2 liegt der Relativertrag, mit Ausnahme von Standort St. Johann (104%) um den Durchschnitt. Dem vergleichbar sind die mehrjährigen Ergebnisse. Trotz sehr guter Einstufung der BSL bei Vollgerste (8) und der besten Sortierung (97% bei >2,5mm) bleibt die Sorte 2022 mit 82 dt/ha hinter den Erwartungen zurück. Den Ertrag bildet die Gerste über die sehr hohe TKM. Amidala hat eine zufriedenstellende Blattgesundheit und Agronomie. Aufgrund der geringen Bestockungsneigung empfiehlt der Züchter eine erhöhte Aussaatstärke.

Die 2012 zugelassene Sorte Avalon erreicht flächendeckend 2022 und mehrjährig ein niedriges Ertragsniveau. Trotz guter Sortierung (96% bei >2,5mm) bleibt auch der Vollgerstenanteil im unterdurchschnittlichen Bereich. Die langwüchsige Sorte zeigt 2022 entgegen der guten Einstufung bei Standfestigkeit (BSL 3) leichte Lagertendenzen und eine gewisse Halminstabilität. Im Auge zu behalten ist die erhöhte Anfälligkeit für Rhynchosporium (BSL 6) und Mehltau (BSL 6). Auch die Befallswerte mit Netzflecken waren 2022 deutlich. Positiv zu bewerten ist der geringe Ramulariabefall. Bei einem Proteingehalt von 11,8% erfüllt die Sorte die Qualitätsanforderung für Braugerste 2022 nicht.

Die leistungsstarke KWS Jessie generiert ihren Kornertrag über die sehr hohe Bestandesdichte (BSL 9). Entsprechend gering ist die TKM. 2022 präsentiert sich die Sorte in V1 mit insgesamt 103% sehr homogen. Dagegen sind in der behandelten Variante die Abweichungen der Relativerträge standortabhängig auffallend: in Döggingen (109%) und Krauchenwies (108%) ist KWS Jessie die ertragsstärkste Prüfgerste, in St. Johann (95%) sind die Erträge schwach. Mehrjährig kommt die Sorte, besonders in V2 und beim Vollgerstenertrag auf überdurchschnittliche Ergebnisse. Die Sorte ist kurzstrohig, zeigt 2022 leichtes Halm-und Ährenknicken und einen stärkeren Ramulariabefall.

Lexy ist neben Amidala bundes- und landesweit die zweitwichtigste Braugerste in der Praxis. 2022 liefert die Sorte Höchsterträge in beiden Behandlungsstufen (104% V1, 103% V2). Auch mehrjährig liegt das Ertragsniveau sehr hoch. Trotz geringster Sortierung (94%>2,5mm) kommt Lexy 2022 auf einen Vollgerstenertrag von 102%. Lexy ist eine blattgesunde Gerste ohne agronomische Schwächen und mit niedrigem Proteingehalt. Für die Sorte wurde 2022 eine Verarbeitungsempfehlung durch die Braugerstengemeinschaft ausgesprochen.

Derzeit gilt die neu zugelassen Braugerste LG Flamenco laut Einstufung der BSL (8/8) als ertragsstärkste Sorte. Dieser Einstufung wird die Gerste sowohl ein- wie auch mehrjährig mit durchschnittlich 105% relativem Kornertrag mehr als gerecht. Mit fast 96% Sortierung (>2,5mm) präsentiert die Sorte 2022 auch einen hervorragenden Vollgerstenanteil (104% relativ). Standfestigkeit, Halm- und Ährenstabilität sind gut, der Proteingehalt niedrig. Schwächen zeigt die Sorte 2022 nur durch überdurchschnittlichen Rhynchosporiumbefall. Die Netzfleckenanfälligkeit scheint dagegen gering. 2022 wurde die Gerste in die großtechnischen Praxisversuche (Berliner Programm) aufgenommen. Die Ergebnisse liegen derzeit noch nicht vor.

Die Sorte Prospect wurde 2022 nur in zwei Sortenversuchen geprüft: am Standort St. Johann überzeugt Prospect mit top Erträgen (104% V1, 102% V2), in Krauchenwies sind die Ergebnisse enttäuschend (98% V1, 94% V2). Mehrjährig liegt das Ertragsniveau von Korn und Vollgerste im Mittelfeld. Laut BSL verfügt die Sorte über eine sehr gute Halmstabilität (3). Die Resistenzausstattung ist ausgewogen. Sortierung und TKM sind als unterdurchschnittlich einzustufen.

Die bereits 2014 zugelassene RGT Planet wurde in der aktuellen BSL im Ertrag herabgestuft (6/6), zählt aber mit durchschnittlich 101% Korn- und Vollgerstenertrag nach wie vor zu den leistungsstärkeren Braugersten. Aufgrund von Saatgutproblemen wurde die Sorte 2022 nicht orthogonal geprüft. Die Sorte schiebt die Ähren früh. Die Blattgesundheit ist als durchschnittlich zu bewerten. Bei Standfestigkeit und Halmstabilität zeigten sich in den Vorjahren leichte Schwächen. Obwohl RGT Planet keine offizielle Verarbeitungsempfehlung hat und in Baden-Württemberg ausschließlich im Vertragsanbau vermarktet wird, ist die Sorte für Brauereien und Mälzereien von großer Bedeutung.

Empfehlungssorten 2023

  • Laut LTZ Augustenberg:  Amidala, KWS Jessie (regionale Anbauempfehlung), Lexy (im Vertragsanbau), RGT Planet (im Vertragsanbau)
  • Empfehlungssorten 2023 laut Landesbraugerstengemeinschaft: Amidala, Lexy (im Vertragsanbau), RGT Planet (im Vertragsanbau)

Sorteninfo und Versuchsbericht zu Sommergerste 2022 finden Sie im Internet unter www. ltz-augustenberg.de > Arbeitsfelder > Pflanzenbau > Sorte > Sommergerste.
 

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