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Landessortenversuche Soja 2023

Trotz guter Preise und hoher Nachfrage ging die Sojaanbaufläche in Baden-Württemberg zurück. Der Grund könnten annähernde Totalausfälle wie in 2022 sein. Um so wichtiger ist die richtige Sortenwahl.

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Landessortenversuche Soja 2023 am Standort Orschweier.
Landessortenversuche Soja 2023 am Standort Orschweier.Müller-Belami
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Soja hat sich in Deutschland zur wichtigsten Körnerleguminose entwickelt. Die Nachfrage nach inländischer und GVO-freier Ware ist hoch, die Marktpreise sind gegenüber anderen europäischen Ländern relativ hoch.

In Baden-Württemberg findet die wärmeliebende Pflanze in der Rheinebene beste Voraussetzungen und ist auch in den Regionen Heilbronn und Main-Tauber-Kreis etabliert. Dennoch ging nach drei Jahren mit annähernden Totalausfällen (2015, 2018, 2022) der Anbauumfang 2023 in Baden-Württemberg um 15 Prozent gegenüber 2022 auf etwa 7400 ha zurück. Die Vermehrungsfläche legte mit 840 ha (plus 44 Prozent) deutlich zu.

Die Landessortenversuche (LSV) Sojabohnen werden als reine Sortenprüfungen nach den Reifegruppen sehr früh (000) und früh (00), getrennt und vierfach wiederholt, angelegt. 2023 wurden landesweit in der sehr frühen Reifegruppe 17 und in der frühen zwölf Sorten geprüft. Für eine valide Datenbasis werden die Versuchsergebnisse der angrenzenden Bundesländer Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz ein- und mehrjährig mit verrechnet.

Späte Aussaat, lückiger Aufgang

Die Prüfsorten wurden in Baden-Württemberg wegen des feuchten Frühjahrs spät gesät. Ein Teil der Flächen war nach der Aussaat verschlämmt, der Aufgang uneinheitlich und lückig. In Bönnigheim mussten wegen des verkrusteten Bodens die Versuche abgebrochen werden. Mit zunehmend sommerlichen Temperaturen entwickelten sich die Pflanzen dann gut. Unter der langen, heißen Trockenperiode mit Nordostwind bis in die erste Julihälfte litten die Bestände sichtbar. Gerade noch rechtzeitig zur Kornfüllung gab es Niederschläge. Nach einer kurzen kühlen Phase wurde es zum Sommerende wärmer, was den Bohnen bis zur Abreife entgegenkam. Nennenswerten Krankheitsbefall gab es nicht. Im sehr frühen Sortiment gingen einige Sorten ins Lager, im frühen Sortiment war die Lageranfälligkeit verhalten. Alle Versuche wurden zum Schutz gegen Hasenfraß eingezäunt. Wie wichtig Regen in der Kornfüllungsphase ist, zeigt der Kornertragsvergleich: 2022 lag der Durchschnittsertrag durch den Wassermangel (Juli/August in Summe 106 mm) über alle Versuche und Sorten nur bei knapp 29 dt/ ha. 2023 zeigte Soja bei ergiebigen Niederschlägen (Juli/August Summe 170 mm) 40 dt/ ha Kornertrag.

Ausschlaggebendes Kriterium bei der Sortenwahl für den Anbauerfolg ist die sichere Abreife (mindestens 84 Prozent TS, Standard 87 Prozent). Entscheidungshilfen bieten die LSV, die Beschreibende Sortenliste (BSL) des Bundessortenamtes sowie der deutsche Sojaförderring. In Baden-Württemberg werden vor allem sehr frühe Sorten angebaut, allen voran Accardia und Sussex. Für 00-Sorten empfiehlt sich der Anbau nur auf warmen Gunstlagen. Hier sind die EU-Sorten RGT Sakusa und RGT Stumpa praxisrelevant.

Beschreibung sehr frühe Sorten

Achillea EU liefert wie 2022 mittlere Kornerträge mit schwankenden Standortleistungen. Trotz sehr ertragsstarker Jahre 2020 und 2021 sinkt die mehrjährige Leistung auf 99 Prozent relativ. Beim mehrjährigen Proteineintrag und der Strohstabilität hinterlässt die Sorte einen sehr guten Eindruck.

Adelfia ist 2023 eine der ertragsstärksten und -stabilsten Sorten. Mehrjährig ist die Kornleistung sehr hoch. Beim Proteinertrag gehört Adelfia, trotz niedrigen Proteingehalts, zu den Besten. Die kurzwüchsige, hülsenfeste Sorte hat leichte Probleme mit Standfestigkeit und zeigt eine mittelfrühe Abreife.

Ascada EU überzeugt 2023 über alle Standorte mit top Erträgen und übernimmt ein- und mehrjährig die Spitzenposition im Prüfsortiment. Die in Österreich zugelassene Sorte gehört dort zu den ertragsstärksten und praxisrelevantesten 000-Sorten. In der österreichischen BSL wird Ascada beim Proteingehalt eher niedrig eingestuft. Die mangelnde Standfestigkeit ist der Wuchslänge und der Ertragsleistung geschuldet.

Asterix EU kommt 2023 nicht über 98 Prozent Relativertrag hinaus. Auch mehrjährig steht die Sorte beim Korn- und Proteinertrag weit unten, was ihrem Potenzial nicht gerecht wird: In kühlen und feuchten Jahren wie 2021 verbucht Asterix hervorragende Korn- und Proteinerträge. Ursache für das schlechte Abschneiden 2022/23 könnte die Tendenz zum Hülsenplatzen und der damit verbundene Kornausfall sein. Bei der Standfestigkeit ist Asterix unauffällig.

Cantate PZO knüpft 2023 nicht an die hervorragenden Leistungen von 2022 an und liefert widersprüchliche Ergebnisse über die Standorte bei insgesamt 98 Prozent Relativertrag. Auch mehrjährig liegt die Sorte auf diesem Niveau. Bei hohem Proteingehalt (BSL 6) erreicht Cantate PZO mehrjährig bemerkenswerte 104 Prozent Proteinertrag. Trotz ihrer Wuchslänge ist die Sorte sehr strohstabil.

ES Collector EU liefert 2023, wie schon die Prüfjahre davor, zuverlässig sehr hohe Kornerträge und, trotz niedrigen Proteingehalts (BSL 3), beachtliche Proteinerträge. Die langwüchsige, hülsenstabile Sorte hat 2023 leichte Standschwächen. Die Blüte erfolgt früh, die Abreife früh bis mittelfrüh.

Die Ertragsleistungen von ES Comandor EU lassen auch 2023 spürbar nach. Selbst auf dem hochertragreichen Standort Orschweier kommt die Sorte über 88 Prozent Relativertrag nicht hinaus. Mehrjährig ist ES Comandor durch das leistungsstarke Jahr 2021 deutlich stärker. Der Proteingehalt ist mittelhoch, der mehrjährige Proteinertrag hoch. Die Sorte ist verhältnismäßig standfest. Durch die sehr geringe Reifeverzögerung des Strohes garantiert ES Comandor eine sichere Beerntung. Die Abreife erfolgt früh.

Im zweiten Prüfjahr bestätigt Proteline mit 102 Prozent relativ ihr hohes Ertragspotenzial, allerdings mit unbeständigen Leistungen über die sechs Prüfstandorte hinweg. Beim Proteinertrag erzielt die Sorte mehrjährig überdurchschnittliche Werte. Die Blüte erfolgt spät mit auffallend kurzer Blühdauer. Die Reifeverzögerung liegt deutlich über dem Mittel.

Nach einem enttäuschenden ersten Landessortenversuchsjahr kann Ranger 2023 mit einem Durchschnittsertrag von 101 Prozent relativ punkten, bleibt allerdings mehrjährig im unteren Bereich. Ob die Sorte ihre BSL-Einstufung mit Note 8 im Rohproteinertrag mehrjährig erfüllen kann, muss sich zeigen. Ranger ist standfest und reift früh ab, neigt aber überdurchschnittlich zum Hülsenplatzen.

RGT Salsa EU fällt im Ertrag deutlich hinter den anderen Sorten auf 91 Prozent relativ zurück. Mehrjährig verrechnet ist die Sorte wegen der sehr guten Leistung 2021 stärker einzuschätzen. Beim Proteinertrag ist sie in der BSL mit Bestnote 9 gelistet und kommt über die Standorte und Jahre auf gute 102 Prozent relativ. Die Sorte ist langwüchsig mit leichten Standproblemen und hat eine hohe TKM.

RGT Sphinxa EU dominiert zusammen mit Adelfia das Prüfsortiment beim mehrjährigen Proteinertrag und unterstreicht ihre BSL-Einstufung mit Bestnote 9. Beim Kornertrag bleibt die Sorte 2023 mit schwankenden und unbeständigen Leistungen unter dem Durchschnitt. Die Sorte zeigt sich 2023 lageranfällig und mit stärkerer Reifeverzögerung. Die Reife ist mittelspät. RGT Sphinxa besitzt eine gute Hülsenfestigkeit.

Sahara beeindruckt 2023 nach einem ertragsschwachen Vorjahr an fast allen Standorten mit 104 Prozent relativ. Beim Proteinertrag erhält die Sorte eine sehr gute Bewertung bei der BSL (8). Kritisch sind 2023 die überdurchschnittlichen Bonituren bei Lager und Hülsenplatzen. In der Abreife gehört Sahara zu den frühen Kandidaten. 2023 erhielt sie die deutsche Zulassung, wurde aber als EU-Sorte bereits in den LSV 2022 geprüft.

Stepa überzeugt wie 2022 auch 2023 nicht. Ein- und mehrjährig liegen die Erträge auf fast allen Standorten unter Durchschnitt. Im Rohproteingehalt ist die Sojabohne in der BSL (6) hoch bewertet, was sie noch beweisen muss. Die kurze Sorte ist gut strohstabil, fällt aber durch erhöhtes Hülsenplatzen und Körnerausfall auf. In der BSL erhält Stepa mit 3 die früheste Reifeeinstufung, was sich in den LSV 2023 nicht bestätigt. Stepa stand bereits als EU-Sorte in den LSV und erhielt 2023 eine deutsche Zulassung.

Nach sehr guten Leistungen im Trockenjahr 2022 präsentiert sich Sussex 2023 mit insgesamt 94 Prozent ertragsschwach und instabil über die Standorte. In Müllheim überrascht die Sorte mit 107 Prozent, in Friedberg (Hessen) liegt der Ertrag bei nur 86 Prozent. Jahres- und Standorteffekte spielen bei Sussex offensichtlich eine Rolle. Sussex ist kurzwüchsig und standfest, zeigt sich aber anfällig bei der Hülsenplatzfestigkeit. Die Blüte ist spät und tendenziell kurz. Die Abreife erfolgt früh, was Sussex für Grenzlagen empfiehlt. Sussex ist aktuell die bedeutendste Sorte in der baden-württembergischen Vermehrung.

Die Neuzulassung SU Ademira setzt als Hochleistungssorte neue Maßstäbe: In der BSL erhält sie bei Korn- und Proteinertrag Bestnoten (9). 2023 kommt die Sorte bei sehr stabilen Erträgen auf einen Durchschnitt von 106 Prozent relativ. Mehrjährig muss sie die gute Bewertung in der BSL noch bestätigen. Stand- und Hülsenfestigkeit sind 2023 ausgezeichnet. Die Reife ist mittelfrüh.

Die neu zugelassene Sorte Tarock liegt 2023 mit 88 Prozent Relativertrag über vier Standorte hinter den Ertragserwartungen (BSL 8) zurück. Nur in Müllheim ist sie 2023 ertragsstärkste Sorte. Tarock ist standfest bei hervorragender Hülsenfestigkeit und sehr geringer Reifeverzögerung des Strohes. Sie reift mittelfrüh ab.

Alleinstellungsmerkmal der Neuzulassung Todeka ist die hervorragende BSL-Note 8 im Proteingehalt. Die Sorte wurde vor allem für die Tofuherstellung von der Taifun-Tofu GmbH und der Uni Hohenheim gezüchtet. Der Durchschnittsertrag erreichte in Baden-Württemberg insgesamt 95 Prozent, mit sehr guten 101 Prozent in Müllheim. Todeka ist eine frühreife Sorte mit kurzer Blüte und guter Standfestigkeit.

Beschreibung frühe Sorten

Die Universalsorte Alvesta EU bringt jedes Jahr hohe Leistungen. Zu Recht bekam sie beim Kornertrag die Bestnote 9 in der BSL. Im mehrjährigen Vergleich ist Alvesta mit 104 Prozent relativ Spitzenreiter. Trotz höherer Wuchslänge ist Alvesta sehr strohstabil.

Die Neuzulassung Annabella besticht 2023 an fast allen Standorten mit äußerst guten Leistungen: Beim Korn- und Proteinertrag wurde sie mit der BSL-Bestnote 9 bewertet, was sie in kommenden LSV beweisen muss. Wegen der Langwüchsigkeit neigt sie etwas zu Lager. Annabella blüht lange und reift spät ab. Auf Metribuzin reagiert sie empfindlich.

Atacama EU ist die meistangebaute 00-Sojasorte in Österreich. Bezeichnend ist die ausgeprägte Trockentoleranz: Im trockenheißen Sommer 2022 war Atacama Spitzenreiter im Prüfsortiment Baden-Württemberg, 2023 liegt der Durchschnittsertrag bei 107 Prozent (über zwei Standorte). Der mehrjährige Proteinertrag ist beachtlich. Atacama ist die längste Prüfsorte im frühen Segment mit leichten Lageranfälligkeiten. Die Reifezeit ist verhältnismäßig kurz. Sie reagiert sensibel auf Metribuzin.

Delphie PZO hat 2023 mit 107 Prozent und mehrjährig mit 103 Prozent relativ beim Kornertrag ein beachtliches Potential. Trotzdem kommt die Sorte beim Proteinertrag mit 99 Prozent relativ nicht an die leistungsstarke Konkurrenz heran. Die lange Sorte mit hohem Hülsenansatz zeigt 2023 starke Lagertendenzen. Blüte und Abreife erfolgen spät. Mit 47 Tagen war die Blühdauer 2023 sehr lang.

ES Compositor präsentiert sich 2023 mit sehr guten Erträgen über alle Standorte. Auch mehrjährig wird das Leistungsniveau bei Korn- und Proteinertrag gehalten. Aufgrund der frühen Reife wird ES Compositor als 000-Sorte für Wärmelagen mit sicherer Abreife empfohlen. Die mittellange Pflanze ist 2023 sehr strohstabil bei ausgezeichneter Hülsenplatzfestigkeit. Auf Metribuzin sollte verzichtet werden.

ES Liberator erfüllt 2023 wie 2022 die Ertragserwartungen (BSL 8) nicht und fällt deutlich unter den Durchschnitt. In einem feuchteren, kühleren Jahr wie 2021 kann die Sorte dagegen ihr Potenzial beim Korn- und Proteinertrag ausspielen. Die etwas kürzere Pflanze beeindruckt mit Standfestigkeit und Hülsenstabilität. Der Ansatz der ersten Hülse ist niedrig.

Orakel PZO belegt nach einem schwachen Vorjahr mit über 46 dt/ha im 00-Sortiment den Spitzenplatz. Mehrjährig liegt das Ertragsniveau über dem Durchschnitt. Die hochwüchsige Sorte zeigt Schwächen bei Standfestigkeit und gleichmäßiger Abreife. Auffallend ist die lange Blühdauer. Die Sorte eignet sich aufgrund ihrer Abreife vorrangig für spätere Lagen.

Pocahontas wird der hohen Ertragseinstufung (BSL 8) mit schwankenden Erträgen nicht gerecht. Das Trockenjahr 2022 kam der Sorte mehr entgegen. Auch den hohen Rohproteinertrag (BSL 8) bestätigt die Sorte mehrjährig nicht. Pocahontas ist in Pflanzenlänge und Standfestigkeit mittelgut, bei der Reifeverzögerung über dem Durchschnitt.

RGT Sakusa EU platziert sich 2023 und mehrjährig bei Korn- und Proteinertrag im unteren Mittelfeld. Die mittellange Sorte mit hohem Hülsenansatz ist sehr standfest und reift recht früh ab. Auffällig ist 2023 die stärkere Reifeverzögerung. Laut Züchter kann die Sorte sensibel auf Metribuzin reagieren.

RGT Stumpa EU bevorzugt feuchte und kühle Bedingungen wie 2021 für Spitzenerträge. 2023 liegt die Sorte im unteren Mittelfeld mit Schwankungen nach oben und unten. Der Hülsenansatz ist niedrig, die Standfestigkeit ausgezeichnet. RGT Stumpa hat eine gleichmäßige Korn- und Strohabreife.

Die Neuzulassung Successor bleibt, mit Ausnahme des Standorts Friedberg (109 Prozent relativ), 2023 hinter den Ertragserwartungen (BSL 8) zurück. Mehrjährig und auf breiterer Datenbasis muss sich die Sorte noch durchsetzen. Successor ist außergewöhnlich standfest und hat eine gleichmäßige Abreife. Charakteristisch sind die langen, spitzen Blätter. Mit gelber Nabelfarbe wird sie im Futter- wie im Lebensmittelbereich verwendet. Auf Metribuzin sollte verzichtet werden, möglich ist eine Sensibilität gegenüber Metobromuron.

Die Ertragsergebnisse der Neuzulassung SU Cutena sind über alle Standorte beständig hoch bis sehr hoch und entsprechen im ersten Prüfjahr der Einstufung in der BSL (8). Die Bestnote 9 beim Rohproteinertrag in der BSL muss SU Cutena erst noch bestätigen. Trotz Wuchslänge und hohem Hülsenansatz erweist sich die Sorte als sehr standfest.  

Empfehlungssorten für den Anbau 2024 stehen zeitnah auf der Homepage des LTZ-Augustenberg.

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