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Pflanzenschutzversuche am KOB

Mittelpalette wird immer schmaler

Immer weniger Pflanzenschutzmittel, eine wachsende Zahl von Schädlingen und stetig steigende Anforderungen an die Produktqualität – das ist das Dilemma, dem der Obstbau mehr und mehr ausgesetzt ist. Lösungen von der Stange gibt es nicht. Ein breit angelegtes Versuchsprogramm soll helfen, die eine oder andere Lücke zu überbrücken. Hinweise dazu gab es beim Pflanzenschutzrundgang am Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee in Bavendorf.
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Mit dem Prototyp eines Webergeräts, ausgestattet mit zwei Lüftern, sucht Daniel Hagl nach den besten Einsatzbedingungen, die eine einseitige Schorfbekämpfung erlauben. Ein praxisreifes Gerät würde Zeit und Energie sparen.
Mit dem Prototyp eines Webergeräts, ausgestattet mit zwei Lüftern, sucht Daniel Hagl nach den besten Einsatzbedingungen, die eine einseitige Schorfbekämpfung erlauben. Ein praxisreifes Gerät würde Zeit und Energie sparen.Werner-Gnann
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Prekär ist die Lage bei den Herbiziden. Nach dem Wegfall von Basta und der Unsicherheit, ob Glyphosat langfristig zur Verfügung steht, wachsen die Probleme, Baumstreifen bewuchsfrei zu halten. Zwar gab sich Dr. Christian Scheer hoffnungsvoll, dass in Zukunft neben dem Wuchsstoff MCPA die Mittel Vorox, Stomp und Spectrum zur Verfügung stehen, doch sicher ist dies nicht. An neuen Strategien wird kein Weg vorbeiführen. Diese setzen zum einen auf den Einbau mechanischer Bekämpfungsmaßnahmen mit Hacke und Fadengerät, zum anderen auf das in diesem Jahr erstmals nach Artikel 53 zugelassene pelargonsäurhaltige Produkt Beloukha. Wichtig für eine ausreichende Wirksamkeit ist eine achtprozentige Konzentration, eine Temperatur von mindestens zehn Grad und eine gute Benetzung.


Neue Strategien im Baumstreifen


Während die Lücke nach dem Wegfall von Basta im Sommer unter Umständen noch mit Bodenherbiziden geschlossen werden kann, wobei deren Wirkung nicht immer zuverlässig ist, stellt sich die Frage nach der Vorgehensweise im Herbst. Alternativ zum Einsatz eines Wuchsstoffes könnte die Vorlage von Beloukha zum Abtöten von Wurzelschossern und anschließend zum Vegetationsende hin und damit so spät wie möglich ein glyphosat-haltiges Produkt erwogen werden. „Das wird im Alten Land und in Südtirol schon seit Jahren praktiziert“, meinte der KOB-Pflanzenschutzexperte. Allerdings ist im Spätherbst nicht mehr jedes glyphosathaltige Mittel erlaubt.
Schorfbehandlungen müssen witterungsbedingt oft unter hohem Zeitdruck erfolgen. Um den schützenden Belag bei wachsenden Betriebsgrößen zeitgerecht ausbringen zu können, wächst das Interesse an einer einseitigen Applikation von Pflanzenschutzmitteln. Allerdings vergrößert die dazu notwendige höhere Gebläseleistung damit die Abdriftgefahr. Hersteller wie die Firma Weber experimentieren derzeit mit neuen Geräten. KOB-Mitarbeiter Daniel Hagl hat einen Protoypen, der mit zwei Lüftern ausgestattet ist, in Bavendorf getestet. Um eine gute Verwirbelung des Sprühnebels im Baum zu erreichen, ist die Stellung dieser Lüfter ausschlaggebend. In Versuchen schnitt die Variante am besten ab, bei der der die vordere Lüfterposition um 30° und die hintere um 15° gedreht war. „Das Gerät scheint zu funktionieren. Der Schorfbefall war nicht stärker als bei einer Standardbehandlung, in der jede Reihe gefahren wird“, zog er als Fazit aus seinen Tests, auf die nun genauere Belagsuntersuchungen folgen sollten.
Zwar ist das Schadensausmaß durch die Kirschessigfliege in diesem Jahr – im Gegensatz zu 2014 und 2016 – nicht ganz so groß, Entwarnung wollte Dr. Lars Lehmberg vom KOB-Pflanzenschutzteam aber noch nicht geben. „Derzeit steigt der Fruchtbefall deutlich“, warnte er vorsorglich. Bei seinen Laborversuchen attestierte er Karate eine gute und für Exirel eine nicht ganz ausreichende Wirkung. In weiteren, mit dem Freiland allerdings noch nicht gleich zu setzenden Versuchen, war für das nicht ganz unumstrittene Combi protec eine Wirkung nachzuweisen. Dieser Lockstoff in Verbindung mit einem Pflanzenschutzmittel wie Calypso, Mospilan oder SpinTor ausgebracht, soll dafür sorgen, dass die Kirschessigfliegen den Wirkstoff besser aufnehmen.
So wie die Kirschessigfliege ist auch die Marmorierte Baumwanze ein eingewanderter Schädling, der sich seit zwei Jahren am westlichen Bodensee stärker ausbreitet. Wie bei der Rotbeinigen Baumwanze, deren Saugtätigkeit in Birnenanlagen immer häufiger zu deformierten Früchten führt, stehen wirkungsvolle Insektizide derzeit nicht zur Verfügung.


Schädlinge in Schach halten


Zunehmende Probleme beim Pflanzenschutz macht Martin Trautmann, der KOB-Experte für tierische Schädlinge, beim Apfelblütenstecher aus. Diese könnten sich noch auswachsen, sollten – und davon geht Trautmann aus – Calypso und eventuell auch die natürlichen Pyrethroide über kurz oder lang nicht mehr zur Verfügung stehen. Als bestes Produkt in Versuchen erwies sich erneut das bislang nicht zugelassene Exirel. Unabhängig vom Präparat hängt eine erfolgreiche Bekämpfung des Apfelblütenstechers stark vom Anwendungszeitpunkt ab. „Wichtig ist der Einsatz zu Beginn der Blüte. Bei Blühende ist es bereits zu spät“, meinte der Pflanzenschutzexperte.
Insgesamt, so seine Beobachtung, war und ist in diesem Frostjahr mit geringem Behang und triebigen Bäumen der Schaderregerdruck hoch. Nicht ganz so schlimm sieht es beim Schorf aus. Die wichtigsten Infektionsphasen in der Primärsaison waren am 16. und 26. April. Bedingt durch Resistenzen, Vorgaben des Lebensmittelhandels sowie auslaufende Zulassungen schrumpft auch hier die Mittelpalette. In den Versuchen von Dr. Scheer bestätigte sich erneut die gute Wirkung von Syllit, bei Merpan-Produkten zeigte sich kein Unterschied zwischen verschiedenen Formulierungen, ob flüssig oder fest und das neue Mittel Faban als Fertigformulierung aus Scala und Delan konnte überzeugen. Überraschend deutlich war in Versuchen die Wirkungsverbesserung durch Zugabe des Netzmittels Squall.
 

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