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Ökologischer Landbau

Landessortenversuche Bio-Getreide 2015

Extreme Witterungsbedingungen und Krankheitsbefall -- diesen zwei großen
Herausforderungen stehen die Züchter von Bio-Getreide in diesem Jahr gegenüber.
Welche Sorten und Linien bestehen können und welchen Weg die Züchter künftig
einschlagen, beschäftigte die rund einhundert Zuhörer, die am 30. Juni 2015 nach
Crailsheim-Beuerlbach gekommen waren, um sich über die Ergebnisse der
Öko-Landessortenversuche 2015 zu informieren.

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Steinhauer
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Die Sortenversuche in Hohenlohe auf den Feldern des Demeter-Betriebs von Johanna Faure
in Crailsheim-Beuerlbach gehören mit zu den langjährigsten. Seit 23 Jahren treffen
sich hier an den Versuchsfeldern Getreidezüchter und -verarbeiter, Landwirte und
interessierte Endverbraucher, um die jährlichen Ergebnisse zu begutachten, auszuwerten und
Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Die Öko-Landessortenversuche werden vom
Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) koordiniert. Reiner Schmidt
vom Beratungsdienst Ökolandbau Schwäbisch Hall stellte die diesjährigen Ergebnisse vor.

Herausforderung 1: Steigende Temperaturen
„Die zunehmende Hitze verkürzt die Phase der Kornfüllung des Getreides und der Ertrag
geht zurück‘‘, erklärt Reiner Schmidt die aktuelle Problematik. Laut Aussagen des Deutschen
Wetterdiensts ist die Temperatur in der entscheidenden Phase der Kornfüllung seit 1982 um
drei Grad gestiegen, was diese um zehn Tage verkürzt. Hier ist die Züchtung gleich doppelt
gefragt: Es geht darum Sorten zu finden, die mit der Trockenheit und einer kürzeren
Kornfüllungsphase zurechtkommen, ohne dass Ertrag und Qualität zurückgehen.

Herausforderung 2: Anwachsender Krankheitsbefall
Mit den klimatischen Bedingungen hängt auch der steigende Befall des Getreides durch
Krankheiten wie dem Gelbrost zusammen. Gelbrost kann je nach Befall zu einem reduzierten
Ertrag von bis zu 50 Prozent führen. „Wie 2014 war auch der diesjährige Winter sehr mild,
so dass sich der Gelbrost vermehren konnte und bei Weizen- und Dinkelsorten nun auch im
zweiten Jahr wieder auftritt‘‘, so Reiner Schmidt. Da das Ausmaß ähnlich wie im letzten Jahr
ist, gehen die Experten davon aus, dass es sich um die gleiche Gelbrost-Rasse handelt. „Es ist
jedoch zu erwarten, dass die Rassen sich im Laufe der kommenden Jahre verändern und
aggressiver werden. So können sie auch Getreidesorten angreifen, die wir bisher für resistent
hielten‘‘, so Reiner Schmidt.

Drei Möglichkeiten
Im Fall des Gelbrosts und anderen Krankheitsbefällen gibt es für die Getreide-Züchtung drei
Möglichkeiten: Die erste ist es, die einzelnen Sorten resistenter zu machen. Diese
Vorgehensweise ist allerdings fragwürdig, da nicht vorherzusehen ist, wie sich der Gelbrost
seinerseits verändert. Die zweite Alternative ist es, die einzelnen Sorten widerstandsfähiger zu
machen. Das erzielt zwar gesündere Pflanzen, ihre Resistenz ist jedoch nicht gezielt auf
bestimmte Krankheiten abgestimmt. Die dritte Variante sind Sortenmischungen. Diese haben
den Vorteil, dass sie die Genotypen verschiedener Pflanzen, die unterschiedlich resistent sind,
beinhalten. So trifft eine Krankheit zum Beispiel nur eine von vier Linien, der Befall fällt
schwächer aus ebenso wie der Ertragsrückgang.

Ein solches Beispiel stellte Getreidezüchter Hartmut Spieß mit der Sorte „Brandex‘‘ vor, die
vier Linien von Weizen vereint. Diese Mischung ist seit letztem Jahr im Versuch mit dem
diesjährigen sehr positiven Ergebnis von hohem Ertrag und guter Qualität bei keinerlei
Gelbrostbefall.

Bewährte Methode
Auf Sortenmischungen zu setzen, um gesunde Pflanzen mit guten Erträgen zu bekommen, ist
im Öko-Anbau keinesfalls neu. Schon vor 100 Jahren war dieses Vorgehen üblich -- damals
allerdings vorrangig, um Witterungsextreme auszugleichen. Heute geht es zusätzlich darum,
den Krankheitsbefall der Pflanzen einzudämmen.
Im Bereich der Futterpflanzen sind Sorten- und Artenmischungen früher wie heute eine
bewährte Methode. Beim Backweizen jedoch setzten sich in den letzten Jahrzehnten reine
Sorten durch, weil die Müller damit die Qualität besser beurteilen konnten als bei
Mischungen und sortenreine Partien bevorzugen.
Neben den Getreidesorten ging es bei den Öko-Landessortenversuchen 2015 auch um die
Körnerleguminosen wie Ackerbohnen, Soja und Erbsen: Die angebauten Sorten stehen gut,
die Unkrautfreiheit vor allem bei den Sojabohnen ist hier die größte Herausforderung für die
Ökobauern.

Biodynamische Züchtungen am erfolgreichsten
Bemerkenswert auf den Versuchsfeldern in Crailsheim-Beuerlbach ist zudem der Erfolg der
biodynamischen Sorten und Linien: So sind beim Weizen von den insgesamt 37 Sorten und
Linien nur neun konventionell, alle anderen stammen aus biologisch-dynamischen
Züchtungen. Dieser Verdienst geht vor allem auf die erfolgreiche Arbeit von vier
Getreidezüchter zurück: Hartmut Spieß, Peter Kunz, Berthold Heyden und Karl-Josef Müller.
Das steigende Interesse an biodynamischen Züchtungen mit ihren Vorteilen wie guter
Backqualität trotz niedrigem Eiweiß-Gehalt ist ihrer erfolgreichen Arbeit zu verdanken.

Sortenversuche in Kleinhohenheim mit ähnlichen Ergebnissen
In Kleinhohenheim informierten sich am 29. Juni 2015 rund 40 Landwirte über die
Leistungsfähigkeit der insgesamt 118 Getreide- und Leguminosensorten im Öko-
Landessortenversuch. Erhard Gapp vom Beratungsdienst ökologischer Landbau Ulm
übernahm die Versuchsführung und Sortenansprache. Mitarbeiter der Getreidezüchter Peter
Kunz, Hartmut Spieß und Berthold Heyden stellten die biodynamischen Sorten und Linien
im Versuchssortiment vor. Die meist etwas empfindlichen Leguminosen zeigen dieses Jahr ein
vitales Wachstum, insbesondere die Körnererbsen. In Anpassung an den Klimawandel mit
milderen Wintertemperaturen werden in Hohenheim seit zwei Jahren auch Winter-
Ackerbohnen und Winter-Erbsen geprüft.

Die Versuche in Crailsheim und Klein-Hohenheim sind zwei von vier
Standorten der Öko-Landessortenversuche in Baden-Württemberg. Die Koordination und
Auswertung aller Versuche läuft über das Landwirtschaftliche Technologiezentrum
Augustenberg (LTZ): www.ltz-augustenberg.de

Kontakt für weitere Informationen:
Reiner Schmidt
Beratungsdienst Ökologischer Landbau Schwäbisch Hall e.V.
Eckartshäuserstr. 41, 74532 Ilshofen,
Tel.: 07904-941749
RSchmidt@bio-beratung.de

 

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