Q-Fieber wird zu selten erkannt
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Das Q-Fieber, eine mit Ausnahme Neuseelands weltweit verbreitete Zoonose, wird in Deutschland zu selten erkannt. In der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ warnen zwei Experten vor den Folgen einer übersehenen Infektion.
Der Erreger der Infektion ist Coxiella burnetii. Übertragen wird es von infizierten Rindern, Schafen und Ziegen, bei denen die Erkrankung meistens nicht bemerkt wird. Das Bakterium ist im Fell und den Exkrementen der Tiere enthalten. Nach dem Eintrocknen gelangt es in die Luft. In den südlichen Niederlanden kam es zwischen 2007 und 2010 zum weltweit bisher größten Ausbruch mit mehreren Tausend erkrankten Menschen.
Ein Q-Fieber kann leicht mit einer Sommergrippe verwechselt werden. Es beginnt mit hohen Körpertemperaturen von bis 40 Grad Celsius, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit. Manchmal kommt es zu einer Lungenentzündung oder Gelbsucht. Eine Diagnose ist mit Antikörpertests oder durch den Nachweis von Erreger-DNA in einem Bluttest möglich. Wird das Q-Fieber rechtzeitig erkannt, kann es mit Antibiotika gut behandelt werden. Die meisten Patienten sind nach wenigen Wochen wieder gesund. Wird es nicht gleich erkannt, kommt es immer wieder zu Komplikationen und Todesfällen, schreibt der Oberfeldarzt Dr. Dimitrios Frangoulidis vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.
Etwa ein Prozent der Erkrankten entwickeln – nach einer nicht ausreichend behandelten akuten Infektion – ein chronisches Q-Fieber. Die Erreger können in vielen Organen überleben. Am häufigsten ist eine Endokarditis. Die Komplikation ist lebensgefährlich. Laut Dr. Frangoulidis sterben etwa 40 Prozent aller Patienten mit chronischem Q-Fieber an den Komplikationen. Oft sind es Menschen, die bereits vor der Infektion an Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten. Patienten sollten spätestens ein Jahr nach einer überstandenen akuten Erkrankung auf ein chronisches Q-Fieber hin untersucht werden, fordert Dr. Frangoulidis. Einige Menschen müssen nach dem überstandenen Q-Fieber über ein Jahr lang Antibiotika einnehmen, um eine chronische Infektion zu verhindern. Vor einer Herzklappen-Operation sollte bei allen Patienten nach einer Q-Fieber-Infektion als möglicher Ursache gefahndet werden.
Eine weitere, oft übersehene Folge der akuten Infektion ist das „Post-Q-Fieber-Fatigue-Syndrom“. Diese Patienten haben die Infektion überwunden. Dennoch leiden sie häufig noch über zwölf bis 24 Monate unter Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Muskelschmerzen und Nachtschweiß. Fast jeder Zehnte hat ein Jahr nach der akuten Infektion das Arbeits- und Leistungsniveau von vor der Erkrankung noch nicht wieder erreicht. Betroffen sind laut Dr. Frangoulidis vor allem junge Frauen mit Vorerkrankungen.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) hat die Zahl der Q-Fieber-Erkrankungen in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen. Im letzten Jahr wurden 262 Erkrankungen gemeldet. Das RKI konnte 2014 acht Ausbrüche mit im Durchschnitt 16 Erkrankungen ermitteln. Im Jahr 2015 ist es allein in Baden-Württemberg bereits zu 145 Erkrankungen gekommen.
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