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Allgäuer Emmentalerkäserei e.G. Leupolz

Leupolz plant eigenen Markenauftritt

Die Käserei in Leupolz, bei der rund 90 Prozent der angelieferten Milch zu Emmentaler Hart- und Bergkäse verarbeitet wird, hat sich im schwierigen Jahr 2015 gut behauptet. Trotz Umsatzrückgang gegenüber Vorjahr um rund zehn Prozent, wurde ein Gewinn von knapp 70.000 Euro (Vorjahr: 50.000 Euro) erwirtschaftet. Mit Hilfe eines eigenen regionalen Markenauftritts will die Käserei künftig ein weiteres Standbein aufbauen.
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Starkes Team in Leupolz: Die neu- und wiedergewählten Gremiumsmitglieder mit den Geschäftsführern Michael Welte (rechts) und Charlotte Fießinger (Mitte).
Starkes Team in Leupolz: Die neu- und wiedergewählten Gremiumsmitglieder mit den Geschäftsführern Michael Welte (rechts) und Charlotte Fießinger (Mitte). Borlinghaus
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"Das niedrige Milchpreisniveau sorgt momentan für eine extrem niedrige Einkommenssituation – teilweise existenzgefährdend“, berichtete Erhard Nonnenmacher, Vorstandsvorsitzender der Allgäuer Emmentalerkäserei Leupolz e.G. auf der Versammlung am 8. September. Deshalb sei es dringend notwendig, so schnell wie möglich wieder ein höheres Preisniveau zu erreichen. Erst in den letzten Wochen konnten wieder leichte Preiserhöhungen durchgesetzt werden, meinte Nonnenmacher, den die Mitglieder bei den Wahlen mit überwältigender Mehrheit für weitere drei Jahre in seinem Amt bestätigten. Erfreulich im vergangenen Jahr, so Nonnemacher, war die Einweihung der Kühlhalle und des Verladebereichs. „Diese Investition war absolut notwendig“, so der Vorsitzende. Er bedankte sich bei allen Mitgliedern und Mitarbeitern für die gute Zusammenarbeit und das große Engagement sowie bei allen Beteiligten fürs Ausrichten der erfolgreichen Gläsernen Produktion mit über 3000 Besuchern, namentlich bei den Betrieben Stützenberger und Peter.

Regionale Marke
„Der Vorstand sieht in den nächsten Jahren die Möglichkeit, mit einer regionalen Marke ein zusätzliches Standbein zu schaffen. Durch unsere handwerkliche Käseproduktion und regionale Erfassung, versuchen wir uns so weiter vom Standardmarkt abzusetzen“, erläuterte Nonnenmacher die Strategie der nächsten Jahre. Gleichzeitig werde die überregionale Spezialitäten-Vermarktung weiter ausgebaut und gefestigt. Auch die Produktion von Standardware bleibe Bestandteil des Sortiments. So könne man in Zeiten von hohen Spotmarktpreisen mitprofitieren. Durch die Umstellung der gesamten Milch auf GVO-frei ab Januar 2017 gehe man auf die Anforderungen des Handels ein. Das helfe dem Unternehmen langfristig, das Profil als regionale Spezialitäten-Molkerei für den Endverbraucher weiter zu schärfen. Diese Einführung werde auch helfen, die geplante Marke besser am Markt zu positionieren. Die Genossenschaft verzeichne einige Neuzugänge, so Nonnenmacher, es gebe Anfragen von Milcherzeugern sowohl aus dem konventionellen Bereich als auch aus dem Biobereich. „Der Vorstand hat beschlossen, weitere Mitglieder aufzunehmen“, so Nonnenmacher. Für ihn zeige dieses rege Interesse an der Molkerei, dass man mit dem Unternehmen auf dem richtigen Weg sei.


Zahlen und Fakten
Unternehmenszahlen und Einschätzungen zum Markt gab es von Geschäftsführer Michael Welte. Der Milchauszahlungspreis für konventionelle Milch (einschließlich auch der Emmentalermilch) lag 2015 bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß im Durchschnitt aller Qualitäten bei 34,60 Cent brutto (32,34 netto). Bei Demetermilch (4,1 Mio. kg) bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß wurden 55,56 Cent brutto ausbezahlt (51,92 netto), für Naturlandmilch (3,4 Mio. kg) gab es 51,76 Cent brutto (48,37 Cent netto). Im Jahr 2015 wurden 40,9 Mio. kg Milch angeliefert, 5,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Von Partner-Molkereien zugekauft wurden 3,2 Mio. kg Milch, so dass in Leupolz insgesamt 44,6 Mio. kg verarbeitet wurden (+4,6 Prozent). Der Anteil der Biomilch (+3 Prozent) an der verarbeiteten Milchmenge betrug 18,6 Prozent. Trotz der mehr verarbeiteten Milchmengen gingen die Umsatzerlöse wegen der schlechten Milchpreise um rund 10,3 Prozent zurück, von 20,8 Mio. Euro auf 18,7 Mio. Euro. „Der 2015 erzielte Markenwarenanteil war gut“, freute sich Welte. Die Käseproduktion insgesamt sei gegenüber Vorjahr um 58 t verringert, sie lag bei 3776 t. Die Produktion von Butter stieg um 18 t auf 531 t. Insgesamt 131 Milcherzeuger (Vorjahr 137) lieferten ihre Milch nach Leupolz. Die Zahl der Mitglieder (10 Abgänge, 3 Zugänge) ging auf 181 zurück.

Markteinschätzungen
Im laufenden Jahr mussten in der ersten Jahreshälfte weitere Preisabschläge hingenommen werden. Die Preise lagen zum Teil deutlich unter Produktionsniveau, am Spotmarkt für Milch für 15 Cent gehandelt. Mittlerweile haben geringere Anlieferungsmengen und die Intervention für eine Entlastung gesorgt. Der Milchversand nach Italien war im laufenden Jahr stark. Im Juni und Juli sei bei einigen Produkten, die Nachfrage sprunghaft angezogen, was dafür spricht, dass Einkäufer versucht hätten, sich noch schnell mit Ware einzudecken, bevor die Preise wieder steigen. Milchfett und Schnittkäse gehe seit einigen Wochen stark nach oben. Bei Hartkäse und Trockenprodukten blieben die Preisanstiege bislang jedoch noch schwach. Der Handel versuchte in den letzten Wochen langfristige Kontrakte abzuschließen, so Welte. Teilweise würden bereits Kontrakte zu höheren Preisen abgeschlossen, große Mengen steckten aber noch bis Herbst oder länger in den alten Kontrakten vom Mai fest. In den nächsten Wochen stünden weitere Verhandlungen an und es sei schon ziemlich deutlich, dass sich Milchpreisniveau in den kommenden Wochen erhöhen dürfte. Wie stark und vor allem wie nachhaltig dieser Aufschwung ausfallen werde, lasse sich jedoch nicht voraussagen.

Starker Wettbewerbsdruck
„Wir konnten durch die Verringerung des Zukaufs von Milch unsere Bestände auf einem niedrigen Niveau halten. So musste man im April und Mai keine Ware auf dem Spotmarkt unterbringen“, schilderte Welte die Lage im Frühjahr 2016. Dennoch sei die Preissituation am Emmentalermarkt völlig unbefriedigend gewesen. Große Verarbeiter hätten versucht, Mengen aus anderen Verwertungen am Markt zu platzieren. Dies führte bei Reibeware zu Preisen unter 2 Euro pro kg. „Das habe ich in meiner aktiven Zeit noch nicht erlebt“, veranschaulichte Welte die schwere Preiskrise. Bedrohlich sei eine strategische Ausrichtung großer Konzerne in Richtung Emmentalerkäse. Da seien die Unternehmen bereit, Verluste bewusst in Kauf zu nehmen, um ihren Marktanteil auszubauen und so andere Unternehmen unter Druck zu setzen. Auch Mozzarella-Hersteller würden zunehmend in den Wintermonaten auf Hartkäse umstellen, was die Konkurrenzsituation verschärfe. Dies habe sich in diesem Frühjahr deutlich bemerkbar gemacht. Auch die Nebenprodukte wie Molke sorgten für einen Erlösrückgang. Zusätzlich wird die Bilanz in Zeiten der Preisrückgänge durch eine niedrigere Bewertung der Lagerbestände belastet. Drei Monate Reifezeit, rund 800 t auf Lager: Die Bestände mussten um 1,2 Mio. Euro abgewertet werden.

Vorsichtiger Optimismus
Seit Juni 2016 laufe es auch auf dem Emmentalermarkt wieder besser. Preisrückgänge vom Mai konnten rückgängig gemacht werden. Für August wurden leichte Erhöhungen durchgesetzt, ab September wurden bereits deutliche Erhöhungen umgesetzt. Für Oktober und November werde gerade verhandelt, mit dem Ziel einer weiteren Erhöhung. „So wird sich in den nächsten Monaten unsere Milchpreis wieder erhöhen,“ versprach Welte. Im August müsse man das bisherige Niveau mit einem Basispreis von knapp 25 Cent pro kg netto allerdings noch belassen.

Biogeschäft läuft solide
Bei der ÖMA Beer GmbH, an der die Käserei mit rund 410.000 Euro beteiligt ist und über die der Leupolzer-Biokäse im Wesentlichen vermarktet wird, ist der Umsatz mit 30,3 Mio. Euro um 0,8 Mio. Euro gegenüber Vorjahr gestiegen, berichtete Welte. Trotz Einmalkosten wegen des Umzugs von Kißlegg nach Lindenberg konnte ein positives Jahresergebnis erzielt werden. Im laufenden Jahr seien die Umsätze stabil und das Jahresergebnis werde sich aus heutiger Sicht weiter verbessern. Die Marktlage bei Bio sei weiterhin stabil. Allerdings gebe es zunehmend günstige Angebote aus dem Ausland. „Spannend wird, wie viel zusätzliche Milch durch Umsteller-Betriebe auf den Markt kommen wird. Dies kann kurzfristig zu gewissen Marktturbulenzen führen“, so Welte. Langfristig sollte der Biomarkt drei bis fünf Prozent pro Jahr weiter wachsen, so dass die Mengen gut aufgenommen werden können.

Preise müssen unbedingt hoch
Den Jahresüberschuss (Gewinn) bezifferte der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Gletter auf 69.000 Euro von denen 8000 Euro in die gesetzliche Rücklage und 61.000 Euro der Ergebnisrücklage zugewiesen werden. Dies dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Milchpreise im konventionellen Bereich viel zu niedrig waren. „Versuchen Sie am Markt höhere Preise durchzusetzen“, so die dringende Bitte des Aufsichtsratsvorsitzenden. Vom politischen Ziel, einer paritätischen Einkommensentwicklung der Landwirtschaft gegenüber der gewerblichen Wirtschaft, könne derzeit keine Rede mehr sein. „Hier besteht dringend Nachholbedarf“, so Gletter.

Wahlen in die Gremien
Bei den turnusmäßigen Wahlen wurden im Vorstand der Vorsitzende Erhard Nonnenmacher und sein Stellvertreter Markus Stützenberger sowie Ulrich Graf im Amt bestätigt. Neu in den Vorstand wählten die Mitglieder für Eugen Schmid, der wegen Betriebsaufgabe ausscheidet, Christoph Stauber. Für die Demeter-Liefergruppe wechselt der bisherige Aufsichtsrat Florian Kathan in den Vorstand. Er übernimmt das Amt von dem langjährigen Vorstand Alfons Notz, der altersbedingt ausscheidet.
In den Aufsichtsrat wurde Norbert Schnell neu gewählt, er vertritt dort jetzt die Demetergruppe. Wiedergewählt in den Aufsichtsrat wurden Karl Schneider, Bruno Diem, Florian Werder und Rumo Allespach.

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