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Futterfermentation

Saurer macht sauberer

Das Futter für Schweine anzusäueren, kann die Rationskosten auf größeren Schweinebetrieben senken. Futterfermentation nennt sich das Verfahren, das auch hierzulande schon einige Ferkelerzeuger praktizieren. Teuer, aber effizient, so das Fazit von Experten und Praktikern.

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Das Futter für die Schweine zu fermentieren, ist für Dr. Stephan Schneider vom Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im bayerischen Grub „keine Revolution in der Fütterung, aber für einige, wenige Betriebe ein interessantes Verfahren“, machte er vor kurzem auf einer Fachtagung in Ulm-Seligweiler deutlich.

Dort diskutierte der Fütterungsexperte mit den Teilnehmern der von dem Veterinärpharmafirma MSD Tiergesundheit initiierten Infoveranstaltung über die Vor- und Nachteile des eine Zeitlang gepushten Fütterungsverfahrens, um das es inzwischen wieder ruhiger geworden ist. „In Dänemark haben sich inzwischen 75 Prozent der Betriebe wieder von der Fermentation verabschiedet“, zitiert Schneider den dänischen Fermentations-Pionier Jens Legarth. Allerdings hätten diese Betriebe allesamt kontinuierlich in einem Behälter fermentiert.

Komplexer biologischer Prozess

Mehr Erfolg verspricht sich Schneider vom sogenannten Batch-Verfahren, bei dem ein Behälter fermentiert, der andere Behälter füttert. Vergleichbar mit einer Biogasanlage, die immer wieder aufs Neue hochfährt.

Wie funktioniert die Fermentation? Damit das Futter später angesäuert ist, wird zunächst ein Teil des Wassers mit 65 bis 80 Grad in den Fermentationsbehälter gepumpt, danach die Futterkomponenten wie Weizen und Rapsschrot, Milchsäurebakterien und erneut Wasser hinzu gegeben, damit das Futter-Wasser-Gemisch 36 bis 38 Grad warm ist. Wichtig: Damit die Ansäuerung funktioniert, muss der Futterbrei 40 bis 50 Prozent Getreide enthalten. Schließlich wird die Wasser-Futtermischung gerührt und fermentiert (Batch-Verfahren).

Das Futter ist vollständig angesäuert, wenn:der pH-Wert unter 4,0 gesunken ist,der Milchsäureanteil mindestens 2,0 Prozent in der Frischmasse ausmacht,der Essigsäureanteil unter 0,3 Prozent in der Frischmasse, der Ethanolgehalt unter 0,6 Prozent in der Frischmasse liegt,Hefen nur minimal aktiv sind.

„Für uns rechnet sich die Futterfermentation. „Die Schweine sind gesünder. Sie fressen mehr von dem homogenen und hygienischen Fut terbrei. Der Magen-Darm-Trakt der Sauen, Ferkel und Mastschweine wird entlastet“, erläutert Bernhard Wiest. Vor sich auf dem Esszimmertisch liegt ein Aktenordner, in dem der 43-jährige Dipl. Ing. (FH) alles zusammengetragen hat, was er an Informationen über die Futterfermentation für Schweine finden konnte. Das Verfahren, bei dem Milchsäurebakterien den Futterbrei durchsäuern, interessierte den oberschwäbischen Landwirt, der in Schwendi (Landkreis Biberach) 450 Zuchtsauen im geschlossenen System hält.

Futterbrei setzt sich weniger ab

„Allerdings“, das macht Wiest an diesem Vormittag deutlich, „wurde uns bei näherem Hinsehen klar, dass wenn wir in eine solche Anlage investieren zwei direkt befüllende Fermentierungsbehälter aufstellen wollten“, sagt er. Normalerweise werden diese Fermentierungsbehälter über eine Flüssigfütterungsanlage befüllt. Das Futter in der Flüssigfütterungsanlage anzumischen, sei für sie nicht in Frage gekommen, erläutert der Landwirt. „Wir befürchteten, dass das Futter dadurch verkeimen könnte.

“Vielmehr, so der Plan, wollten sie das Futter in zwei Fermentierungsbehältern direkt ansäuern, um die Starter-/Impfkultur aus dem milchsäurebak-terienhaltigen Trockengranulat mehrfach verwenden zu können. Das sollte die Verfahrenskosten senken und das angesäuerte Futter wirtschaftlich machen. Das Futter läuft deshalb nicht über den Anmischbehälter, sondern wird direkt in einen der Fermentierungsbehälter geschrotet.

„Es muss hygienisch ablaufen. Dann funktioniert der eingesparte Arbeitsgang“, erläutert Wiest. Schließlich eilte dem Verfahren der Ruf voraus, nur für sehr große Betriebe rentabel zu sein. Die Idee des Schweinehalters nimmt Fahrt auf, als Wiest vor knapp zwei Jahren günstig an zwei gebrauchte Tanks einer Molkerei kommt. Ein Zufall, der schließlich den Startschuss für die Fermentationsanlage gibt.Weil die ehemaligen Rahmtanks mit Wassertaschen ummantelt sind, können sie die Wärme, die bei der Änsäuerung des Futters entsteht, nutzen.

Sparpotenzial für kleinere Betriebe

Wiest kommt auf die Idee, diese Abwärme für das Aufheizen des Frischwasserbehälters zu nutzen. Eine weitere Chance, das Verfahren preiswerter zu machen, die Kosten der Was-sererwärmung um rund 50 Prozent zu senken, wie der Landwirt ausgerechnet hat. Das Einsparpotenzial des bis zu vier Mal verwendeten Granulats beziffert Wiest derweil auf 75 Prozent. Der Grund: Bei jeder Fermentation gehen vier Prozent der verwendeten Milchsäurebakterien in den zweiten Behälter, um den Futterbrei ein weiteres Mal anzusäuern.

Seit 1,5 Jahren läuft die Anlage auf dem ausgesiedelten Betrieb. Investiert hat der Schweinehalter rund 50.000 Euro in die gebrauchten Tanks, 35.000 Euro für die PC gesteuerte Technik, die Flüssigfütterung und Fermentierung miteinander koppelt und abstimmt sowie 70.000 Euro für ein zusätzliches Gebäude und die Wasservorbereitung. Macht unterm Strich: 140.000 Euro. Pro Tonne fermentiertes Flüssigfutter entsteht ein Energieverbrauch von 13,7 kWh. „Das ist ungefähr die Hälfte, von dem was man normalerweise benötigt“, erklärt er.

Heruntergebrochen auf das einzelne Mastschwein fallen für die Warmwasserbereitung 35 Cent und 30 Cent für die verwendeten Bakterien pro gemästetem Tier an. Unterm Strich 65 Cent zusätzliche Kosten, die fixen Kosten nicht eingerechnet. „Aber die fallen bei uns durch die gebraucht gekauften Tanks erheblich niedriger aus als wenn man eine komplett neue Anlage kauft“, macht Wiest klar.

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