SPD-Bundestagsfraktion schließt „Vierten Weg“ aus
Die SPD-Bundestagsfraktion hat Medienberichten zufolge die Ferkelkastration mit Lokalanästhesie, den sogenannten „Vierten Weg“, kategorisch ausgeschlossen. Es bleibe demnach beim Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration ab Januar 2019. Damit habe eine notwendige Gesetzesänderung keine Chance auf Mehrheit im Deutschen Bundestag, teilt der Deutsche Tierschutzbund jetzt in einer Pressemitteilung mit. Die Tierschutzorganisation appelliert deshalb an die Branche, sich auf die vorhandenen Alternativmethoden vorzubereiten.
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„Wir sind froh, dass die SPD-Bundestagsfraktion sich nochmal öffentlich zum Verbot ab 2019 bekannt hat. Diese Klarstellung war nötig. Wer darauf spekuliert, noch abzuwarten und dann im Herbst meint, sich darauf berufen zu können, dass nun die Zeit für Umstellungen zu knapp sei, der irrt“, betont Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Es gibt drei praktikable und tierschutzkonforme Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration und auf diese muss sich die Branche endlich vorbereiten.“
Die 2013 vorgenommene Änderung des Tierschutzgesetzes zur Beendigung der betäubungslosen chirurgischen Kastration männlicher Ferkel stelle einen wichtigen Schritt zu mehr Tierschutz in der Schweinehaltung dar. Aus Tierschutzsicht müssten Schweine bis zu ihrem Lebensende unversehrt bleiben. Ist ein Eingriff am Tier unvermeidbar, so müsse dieser unter Schmerzausschaltung erfolgen, Schmerzen nach der Operation müssten gelindert werden.
Drei Alternativmethoden zur betäubungslosen Ferkelkastration hätten sich bisher als praktikabel und tierschutzkonform herauskristallisiert: die Mast von unkastrierten Ebern, die Impfung gegen Ebergeruch (Immunokastration) und die chirurgische Kastration unter Vollnarkose und mit Schmerzmedikation. Der „Vierte Weg“ sei dagegen unabhängig vom verwendeten Lokalanästhetikum ausdrücklich abzulehnen.
Verschiedene Studien belegten, dass die Methode zusätzlich erhebliche Schmerzen und Stress verursache und den Schmerz während der Kastration nicht ausreichend ausschaltet. Zudem sei die Methodik technisch herausfordernd, da bei Fehlanwendung massive Nebenwirkungen, bis hin zum Tod des Tieres, auftreten könnten. Das oft von Verfechtern der Methode angeführte Argument, das Verfahren werde in anderen europäischen Staaten, etwa Norwegen oder Schweden, erfolgreich angewendet, versuche aus Sicht der Tierschützer über bestehende wissenschaftliche und praktische Erkenntnisse hinwegzutäuschen. Denn auch Experten dieser Staaten äußerten Kritik an Wirksamkeit und Praktikabilität.
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