Tierschutzbund kritisiert mangelnden Fortschritt
Der Deutsche Tierschutzbund wiederholt zur Halbzeit der verlängerten Frist seine Kritik an der Entscheidung des Bundesagrarministerium und kritisiert, dass praxistaugliche kastrationsfreie und damit tierschutzgerechte Alternativen zur betäubungslosen Kastration, wie die Immunokastration, immer wieder falsch dargestellt würden. Aus Sicht der Tierschützer fehle es an seriöser Aufklärungsarbeit und dem Willen der nachgelagerten Branche, bestehende vermarktungstechnische Hürden abzubauen.
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„Mit der Entscheidung, durch die ein beschlossenes Gesetz wieder gekippt wurde, haben die Verantwortlichen das Grundgesetz und damit das Staatsziel Tierschutz mit Füßen getreten", so Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
Immunokastration: Skepsis ist unbegründet
Obwohl mit der Ebermast, der Impfung gegen Ebergeruch (Immunokastration) und der Kastration unter Vollnarkose mittels Isofluran und Schmerzmittelgabe drei tierschutzgerechte und praktikable Alternativen zur Verfügung stehen, kursierten insbesondere über die Immunokastration weiter Vorbehalte. „Oftmals fällt der Begriff „Hormonfleisch“ - das ist schlichtweg falsch. Es handelt sich um eine handelsübliche Impfung, die die Bildung der Geschlechtshormone, die für den unangenehmen Ebergeruch verantwortlich sind, unterdrückt. Es entstehen keinerlei Rückstände im Fleisch, für Verbraucher ist die Methode also absolut unbedenklich“, erklärt Dr. Miriam Goldschalt, Referentin für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund.
Trotzdem herrsche dieser Methode gegenüber in der Branche eine nicht nachvollziehbare Skepsis. Vor allem der Lebensmitteleinzelhandel und die Schlachtbranche argumentierten damit, dass Verbraucher das Fleisch ablehnen würden, was jedoch mehrfach durch Verbraucherumfragen widerlegt wurde. Zudem gäbe es angeblich immer wieder Schweine, die trotz Impfung den Ebergeruch aufweisen. „Die Erfahrungen zeigen aber, dass die Immunokastration bei richtiger Anwendung wirksam und verlässlich funktioniert“, so Dr. Goldschalt.
Kritik an lokaler Betäubung
Die Branche testet zudem weiterhin lokale Betäubungsmethoden. Dabei belegten bereits zahlreiche Studien, dass die Injektion von Lokalanästhetika einen zusätzlichen Stress- und Schmerzfaktor darstellt und den Kastrationsschmerz nicht vollständig ausschalte. Damit stelle das Verfahren keine tierschutzgerechte und auch keine gesetzeskonforme Alternative dar. „Statt weiter in sich immer wiederholende und dadurch unnütze Forschungsprojekte zu investieren, sollte die Branche endlich in den Abbau der Hürden für kastrationsfreie Alternativen investieren“, fordert Dr. Goldschalt. „Nur so kann die Zeit bis zum Fristende sinnvoll genutzt und möglichst schnell auf die betäubungslose oder ganz auf die chirurgische Kastration verzichtet werden.“
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