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65. Weltpflügermeisterschaft

Das Ballett der Pflüge

Das war die perfekte Furche. Das war der perfekte Tag für zwei Männer von der Insel: Eamonn Tracey (Irland) und Thomas Cochrane (Nordirland) wurden Weltmeister bei den 65. Weltpflügermeisterschaften auf dem Hofgut Einsiedel. An den beiden Wettbewerbstagen verfolgten rund 30.000 Besucher das Spektakel rund um die schönste Scholle.

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Sebastian Murkowski zeigte vollen Einsatz bei seiner Heim-WM.
Sebastian Murkowski zeigte vollen Einsatz bei seiner Heim-WM.Fischer
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Gegen 23 Uhr standen am vergangenen Sonntag endlich die Sieger fest: Eamonn Tracey und Thomas Cochrane, beide alte Hasen der Pflügerszene mit jeweils über zehn Weltmeisterschaftsteilnahmen, konnten sich die Titel und damit auch die begehrten Trophäen sichern. Der Siegerehrung vorgeschaltet war eine spannende, interessante und abwechslungsreiche Woche.

Bereits eine Woche vor Beginn der Wettbewerbe wurden die 53 Teilnehmer aus 28 Nationen auf dem Hofgut Einsiedel (Landkreis Tübingen) in Empfang genommen. Schon am ersten Abend mussten sich die Teilnehmer dem Losglück stellen: Die Parzellen für das offizielle Training wurden verlost. Jede Nation bekam ein Stück Stoppel und Grasland. Klare Vorgaben gab es zur Bearbeitung: Es durften pro Teilnehmer maximal zwei Spalt- beziehungsweise Schlussfurchen gezogen werden. Wie das Beet sonst aufgeteilt wurde, lag im Ermessen der Teilnehmer.

Bevor die Pflügerinnen und Pflüger endlich die Chance bekommen sollten, ihre Wettbewerbsgespanne an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen, erhielten sie bei einer Exkursion einen Einblick in das landwirtschaftliche und kulturelle Baden-Württemberg: Ein Milchviehbetrieb, das Schloss Hohenzollern sowie das Haupt- und Landgestüt Marbach wurden von den Baden-Württemberger Pflügerorganisationen in Szene gesetzt.

Ins Schwitzen geraten

Eine Parzelle, zwei Pflüger und vier Tage Zeit. Das hört sich nach einem erholsamen Arbeitsalltag in der Trainingswoche an. Doch weit gefehlt. Nicht nur der Sonnenschein, sondern auch der äußerst harte Boden trieb den Teilnehmern den Schweiß auf die Stirn. Die Pflüge wollten nicht in den Boden einziehen, die Maße aus der Vorbereitungsphase zu Hause waren nahezu unnütz. Schrauben, Messen, Flexen, Schweißen – alles Maßnahmen, die dazu dienen sollten, dass das Anbaugerät eine möglichst gute Arbeit macht. Bis zum Ende des Trainingszeitraums waren die Vertreter der Nationen meist zufrieden mit dem Erreichten. Während die einen auf dem Acker trainierten, funktionierten über 100 ehrenamtliche Helfer der Pflügergemeinschaften aus dem gesamten Bundesgebiet – von Bayern bis Schleswig-Holstein, vom Saarland bis Sachsen – einen landwirtschaftlichen Betrieb in eine Wettkampfarena um.

Ein letztes Mal durften die Arbeitsgeräte am Freitag aus der Startaufstellung geholt werden. Mit Putzen, Schärfen und Polieren wurden die Vorbereitungen zum Wettbewerb abgeschlossen. Es war an der Zeit, die 65. Weltpflügermeisterschaften zu eröffnen. Pünktlich zum Beginn der „Spiele“ kam der Wetterumschwung. Lange Zeit haben Landwirte und Pflüger auf den dringend benötigten Regen gewartet, nun kam er auf dem Einsiedel an. Was des Bauern Freud, ist des Pflügers Leid. Wieder waren die eingestellten Maße hinfällig.

Zusammen stark

Der Parlamentarische Staatssekretär vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Hans-Joachim Fuchtel, erklärte in seiner Rede: „Ich freue mich, dass sich die Weltbesten unter den Pflügerinnen und Pflügern nach 20 Jahren wieder zu einer Weltmeisterschaft in Deutschland treffen. Vertreterinnen und Vertreter aus 29 Nationen messen sich auf dem Hofgut Einsiedel in Baden-Württemberg in den Sparten ‚Stoppel‘ und ‚Grasland‘. Die spannenden Wettkämpfe im Pflügen demonstrieren nicht nur die enorme Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft und moderner Landtechnik, sie sind für mich auch ein lebendiger Beitrag zum internationalen Wissens- und Erfahrungsaustauch sowie zur interkulturellen Zusammenarbeit.“ Dem konnte auch der Vorsitzende der Weltpflügerorganisation, Colin Millar, nur wenig hinzufügen: „Ein solcher Wettbewerb findet nur durch den Einsatz der Veranstalter und Organisatoren, der Sponsoren und Wettbewerbsteilnehmer sowie der Besucher aus allen Teilen der Welt statt. Nur durch den Einsatz eines jeden einzelnen Helfers wird dieses Event möglich.“ Mit den Worten „pax arva colat“ – der Friede bestelle das Land – eröffnete Millar anschließend die Meisterschaft und bat zum Hissen der Flaggen, dem offiziellen Beginn.

Die Spannung steigt

Der Wettbewerb: Die Konzentrationsphase eines jeden Teilnehmers beginnt mit dem Betreten des „Marshalling Yards“, dem Abstellplatz der Pfluggespanne. Die Schritte bis zum Startsignal – Schlepperparade, Ausfluchten der Spaltfurche, Abtragen des Strohbesatzes, Positionieren des Schleppers und Kontrolle der Pflugeinstellungen – nimmt man nur unterbewusst wahr, erklärt Beetpflüger Florian Sander, der erstmals an einer WM teilnimmt. Die Anspannung steigt bis zum Ende der ersten Fahrt. „Blickt man dann zurück und hat eine flache, geräumte und gerade Furche hinter sich liegen, ist die Welt wieder in Ordnung, man atmet durch und kann nahezu entspannt in den eigentlichen Wettbewerb starten“, fügt Drehpflüger Sebastian Murkowski hinzu.

Im Mittelfeld gelandet

Mit ihren Spaltfurchen waren die beiden deutschen Teilnehmer an beiden Wettbewerbstagen zufrieden. Allerdings haben sich beim Weiterpflügen immer wieder kleine Fehler eingeschlichen, die von den Richtern mit Punktabzug bestraft wurden. Im Feld der Weltbesten konnten sich die jungen Pflüger gut behaupten: Florian Sander erreichte mit 286,5 Punkten den 14. Platz in der Gesamtwertung der Kategorie Beetpflügen, Sebastian Murkowski landete am Ende der beiden Wettkampftage bei den Drehpflügern mit 330,5 Punkten auf dem elften Platz. „Ich bin etwas enttäuscht über meine Platzierung“, gibt Murkowski mit feuchten Augen zu. „Mein großes Ziel bei meinem letzten Wettbewerb im Leistungspflügen war ein Platz unter den Top 10 der Welt. Das habe ich leider nicht geschafft.“

Deutlich besser gelaufen ist es für Eamonn Tracey und Thomas Cochrane, die beide als „alte Hasen“ der Szene gelten und auch schon mehrfach Podestplätze und Titel bei Weltmeisterschaften einfahren konnten. Zum einen hatten die beiden das Losglück bei der Vergabe der Wettbewerbsparzellen auf ihrer Seite, zum anderen konnten sie ihre Routine voll ausspielen, was auch am Gesamtpunktestand deutlich zu erkennen ist. Selbst erfahrene Pflüger taten sich schwer, Fehler in der Bearbeitung der Wettbewerbsparzelle zu finden. Mut bekamen Murkowski und Sander von den Insulanern zugesprochen: „Hut ab vor diesen jungen Männern, die sich über Nacht auf neue Bedingungen einstellen mussten. All die Trainingseinstellungen waren nach dem ausgiebigen Regen nicht mehr anwendbar, der Boden erzwang ein spontanes Handeln“, so Eamonn Tracey nach der Siegerehrung.

Unter den erstmals an einer WM teilnehmenden Pflügern wird der Titel des besten Nachwuchspflügers verliehen. Das war in diesem Jahr die erst 16-jährige Hailey Gruber, aus den USA, die sich in der Kategorie Beetpflügen mit 316,0 Punkten den sechsten Platz sichern konnte.

Impression zur Veranstaltung haben wir für Sie hier zusammengestellt.

 

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