Ist die Ohrstanzprobe weiterhin nötig?
Seit nun fast zehn Jahren wird die BVD/MD-Erkrankung des Rindes in Deutschland staatlich bekämpft und ist die Untersuchung von Kälbern auf das BVD-Virus Pflicht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 2019 gab es deutschlandweit nur noch 75 Fälle, darunter einen in Baden-Württemberg.
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Die Untersuchung auf BVD/MD wird mit der Markierung der neugeborenen Kälber in Form der bekannten Ohrstanze kombiniert, und das Ergebnis steht wenige Tage nach Versand der Probe in HIT zur Verfügung. Durch die Einführung der Ohrstanztechnik 2010 war die flächendeckende Untersuchung der Kälber mit vertretbarem Aufwand erst möglich geworden. Doch ist das Verfahren bei der geringen Zahl von Fällen heute noch nötig?
Ein Sonderfall
Will man die zur BVD-Kontrolle bewährte Ohrstanzprobe durch eine Tankmilchprobe ersetzen, so müssen zuvor noch etliche Probleme gelöst werden. Zur Erinnerung: Die Bovine Virus Diarrhoe/Mucosal Disease (BVD/MD) ist eine Infektion des Rindes mit einem Pesti-Virus, die gegenüber allen anderen Infektionen des Rindes eine Besonderheit aufweist. Das „Angehen” der Infektion ist auf ungeborene Kälber in den ersten vier Trächtigkeitsmonaten beschränkt. Solche Kälber scheiden lebenslang große Virusmengen aus und halten damit die Infektionskette aufrecht. Sie selbst sind in der Regel zunächst unauffällig, sterben aber zum größten Teil im zweiten Lebensjahr unter starkem Durchfall und hohem Fieber nach kurzer Krankheit. Einige werden jedoch so alt, dass sie zum Abkalben kommen, ihre Kälber sind dann immer auch Virus-Dauerausscheider.
Bei Infektionen nach den ersten vier Trächtigkeitsmonaten und nach der Geburt können die Tiere zwar auch infiziert werden, sind aber nur für einige Tage Virusträger. So kommt es neben den direkten Tierverlusten auch zu großen Schäden durch Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit, durch Verkalbungen und allgemein durch die Belastung des Immunsystems. Durch die rasche Tötung der positiven Tiere, in der Regel Kälber, konnte die Virusbelastung massiv zurückgedrängt und die Zahl der positiven Tiere von Jahr zu Jahr reduziert werden. Zusätzlich wurden betroffene Betriebe vom Rindergesundheitsdienst auf ihre Durchseuchung untersucht. Ist diese nur gering, so ist die von der Tierseuchenkasse unterstützte Bestandsimpfung ein wichtiges Instrument, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Lesen Sie den gesamten Beitrag von Dr. Albrecht Schwarzmaier vom Rindergesundheitsdienst Freiburg in der kommenden Ausgabe 29/2020 von BWagrar.
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