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Afrikanische Schweinepest (ASP)

ASP in Deutschland angekommen

Die Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist in Deutschland angekommen: In Brandenburg wurde die Krankheit bei inzwischen sechs Wildschwein-Kadavern im Landkreis Spree-Neiße festgestellt.

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BMEL
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Bundesministerin Julia Klöckner informierte am Donnerstag, 10. September, über den ersten Fall, nachdem das nationale Referenzlabor, das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems, eine entsprechende Probe positiv getestet hatte. Die Probe war am Vortag vom Landeslabor Berlin-Brandenburg untersucht worden. Inwischen wurden weitere fünf infizierte Wildschwein-Kadaver unweit des Auffindortes des ersten Wildschweins entdeckt.

Die Ministerin betonte, dass die Tierseuche für Menschen ungefährlich sei und auch vom Verzehr von gegebenenfalls kontaminierten Fleisch keine Gefahr für die Gesundheit ausgehe. Allerdings, so Klöckner, sei die ASP für Schweine in jedem Fall tödlich.

Was sind die nächsten Schritte?

Klöckner informierte, dass nun zunächst die Vorgaben der nationalen Schweinepest-Verordnung greifen. Die zuständige Behörde in Brandenburg müsse alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, die erforderlich sind, um einen Überblick über die Seuchensituation vor Ort zu erhalten und um eine Weiterverbreitung der Seuche zu verhindern.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft berufe zudem den zentralen Krisenstab Tierseuchen ein, informiere die Europäische Kommission und nehme Kontakt mit den handelsrelevanten Drittländern bezüglich einer Regionalisierung auf.

Präventions- und Aufklärungsarbeit durch das BMEL

Bereits im Vorfeld hatte das BMEL eigenen Angaben zufolge neben umfangreicher Präventions- und Aufklärungsarbeit, Vorbereitungen für den Ernstfall getroffen. Es habe mit Änderungen im Tiergesundheits- und im Bundesjagdgesetz dafür gesorgt, dass die zuständigen Behörden im Ausbruchsfall folgende Anordnungen treffen könnten:

  • Einschränkung des Personen- und Fahrzeugverkehrs innerhalb bestimmter Gebiete.
  • Absperrung eines bestimmenden Gebietes.
  • Beschränkungen oder Verbote der Jagd.
  • Beschränkungen oder Verbote der Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen, um eine Auswanderung von Wildschweinen zu vermeiden.
  • Anlegen von Jagdschneisen und die vermehrte Fallwildsuche, um die Infektionsmöglichkeiten gesunder Wildschweine zu minimieren.
  • Möglichkeit, dass gegebenenfalls Dritte (zum Beispiel Forstbeamte oder Berufsjäger) beauftragen werden können, eine verstärkte Bejagung durchzuführen.
     

Seuchengeschehen seit langem eine Gefahr

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) tritt seit 2014 in verschiedenen Ländern der EU auf. Diese für Schweine und Wildschweine sehr bedeutsame Tierseuche verbreitet sich - ausgehend von östlich an die EU angrenzenden Ländern - zusehends in Europa.

Das Hauptverbreitungsgebiet der ASP sind afrikanische Länder südlich der Sahara. Vermutlich wurde die ASP aus Afrika nach Georgien eingeschleppt. Im Juni 2007 wurden die ersten ASP-Ausbrüche aus Georgien gemeldet. Als Ursache wird die illegale Entsorgung von Speiseabfällen vermutet, die den ASP-Erreger enthielten. In der nachfolgenden Zeit breitete sich die ASP in Georgien und von dort aus immer weiter westwärts aus.

Ein Eintrag des ASP-Virus nach Sardinien im Jahre 1978 hat bis heute dort zu immer wiederkehrenden Ausbrüchen bei Haus- und Wildschweinen geführt. Das Seuchengeschehen konnte aber bisher lokal begrenzt werden.

Keine Gefahr für Menschen

Bei der Afrikanischen Schweinepest handelt es sich um eine schwere Virusinfektion, die ausschließlich Schweine (Haus- und Wildschweine) betrifft und für diese tödlich ist. Für den Menschen stellt sie keine Gefahr dar.

Das Virus wird direkt über Tierkontakte oder indirekt, zum Beispiel über Fleisch oder Wurst von infizierten Tieren, übertragen. Unter ungünstigen Bedingungen können unachtsam entsorgte Reste von virushaltigem Reiseproviant ausreichen, um die Seuche einzuschleppen. Solche Essensreste sollten daher vermieden oder für Wildschweine nicht zugänglich entsorgt werden.

Für Haus- und auch für Wildschweine besteht seit Jahrzehnten ein Verbot der Verfütterung von Küchen- und Speiseabfällen. Da das Virus außerordentlich lange ansteckungsfähig bleibt, kann es auch durch Gegenstände wie Werkzeuge, Schuhwerk oder Kleidung sowie Transportfahrzeuge weiter verbreitet werden. Deshalb sollten Reisende - auch Jagdreisende - und Transporteure sich besonders vorsichtig und verantwortungsvoll verhalten und Hygienemaßregeln beachten.

Jüngste Entwicklungen der ASP-Situation

Ein seit der erstmaligen Feststellung der ASP bei Wildschweinen im Juni 2017 in Tschechien aufgetretenes ASP-Geschehen konnte durch die Ergreifung intensiver Maßnahmen eingedämmt werden, so dass Tschechien im Oktober 2018 in Bezug auf Vorgaben der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) das ASP-Ausbruchsgeschehen für erloschen erklärt hat. Seit Februar 2019 gilt Tschechien auch gemäß der EU-Regularien wieder als frei von ASP.

In der belgischen Provinz Luxemburg - im Dreiländereck Frankreich-Luxemburg-Belgien, etwa 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt - wurde am 13. September 2018 ASP bei tot aufgefundenen Wildschweinen festgestellt. Daraufhin wurden Restriktionszonen eingerichtet und unter anderem Wildzäune zur Abgrenzung des Geschehens - das allein die Wildschweinpopulation betrifft - errichtet. Den belgischen Behörden ist es bisher gelungen, dass Seuchengeschehen innerhalb des begrenzten Bereichs der Restriktionszonen zu halten und ein Übergreifen auf Hausschweinebestände zu verhindern.

Seit dem 14. November 2019 wurden Fälle von ASP bei Wildschweinen auch im Westen Polens (Verwaltungsbezirke Lebuski, Dolnoslaskie und Wielkopolskie) nachgewiesen. Die ersten Nachweise erfolgten etwa 80 Kilometer von der deutschen-polnischen Grenze entfernt. Nach weiteren Fällen nahe der deutsch-polnischen Grenze wurde am 10. September 2020 ein erster Verdachtsfall in Brandenburg bei einem Wildschwein bestätigt.

Das BMEL steht demzufolge nicht nur mit den Bundesländern, sondern auch mit den zuständigen polnischen Behörden in Kontakt. Seit fünf Jahren gibt es ein Seuchengeschehen bei Haus- und Wildschweinen im Osten Polens, das über 300 Kilometer von den aktuellen Wildschweinfällen im Westen Polens entfernt ist. Seit August 2018 wird darüberhinaus über ein massives Auftreten der ASP in China und weiteren asiatischen Staaten berichtet.

DBV fordert wildschweinfreie Zone entlang der Grenze

Vor dem Hintergrund eines Falles von Afrikanischer Schweinepest bei einem Wildschwein in Brandenburg hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, Politik und Behörden aufgefordert, alles daranzusetzen, diese Seuche einzudämmen und wieder aus Deutschland zu verdrängen. Dazu gehöre weiter die konsequente Bejagung von Schwarzwild und ein stabiler Zaun. „Wir brauchen zwingend eine wildschweinfreie Zone an der polnischen Grenze. Reisende dürfen Wurstbrote und andere Essensreste nicht unachtsam wegwerfen - denn auch darin kann das Virus überleben“, so Rukwied.

Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk hat die Wichtigkeit der Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen in schweinehaltenden Betrieben unterstrichen. Außerdem kündigte er ab Anfang Oktober ein freiwilliges Früherkennungsprogramm an. Dabei werden die Kontrolluntersuchungen des betriebsbezogenen Genehmigungsverfahrens vorverlegt. Die Ergebnisse können als spätere Genehmigungsvoraussetzungen anerkannt werden. Das Land übernimmt die Kosten für die wöchentlichen virologischen Untersuchungen der ersten beiden verendeten Hausschweine pro Betrieb im Alter von mindestens 60 Tagen in den Landesuntersuchungsämtern befristet bis zum Jahresende 2021.

Die Bundesrepublik ist nun nicht mehr ASP-frei. Südkorea und China haben bereits ein Importverbot für deutsches Schweinefleisch erlassen. Welche Folgen der Ausbruch für den Export dauerhaft hat, ist laut Klöckner nur schwer einzuschätzen. Innerhalb der EU könne der Handel mit Schweinen und Schweinefleisch weitgehend aufrechterhalten werden.

Am Schweinemarkt hat sich bereits Druck aufgebaut. Die Schlachtschweinenotierung wurde am 11. September außerordentlich um 20 Cent auf 1,27 Euro/kg gesenkt, auch die Ferkelpreise gaben stark nach. Der Bauernverband rief die Marktpartner zu einem fairen Verhalten auf. Die Krise dürfe von den Verarbeitern und vom Handel nicht zu Lasten der Bauern ausgenutzt werden, forderte Rukwied.

Weitere Informationen zur ASP und dem Thema Biosicherheit finden Sie hier.

Informationen zum freiwillige ASP-Früherkennungsprogramm von Baden-Württemberg finden Sie hier

Informieren Sie sich über die Afrikanische Schweinepest im BWagrar-Onlineseminar zum Nachhören

 

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