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Hans-Jörg Gebhard im Interview mit BWagrar

Kommt die Notfallzulassung für Neonicotinoide?

Die Zuckerrübenanbauer fordern die Notfallzulassung für Beizmittel mit Neonicotinoiden. Warum dies notwendig ist, erklärt Dr. Hans-Jörg Gebhard, Landwirt und Vorsitzender der Rübenanbauer, im Interview mit BWagrar (vgl. BWagrar 46/2020, S. 19; Landwirte fordern Notzulassung).

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  Dr. Hans-Jörg Gebhard, Landwirt aus Eppingen (Landkreis Heilbronn), ist Vorsit-zender des Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenanbauer (VSZ), der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) und des Aufsichtsrates der Südzucker AG. Im Interview mit BWagrar fordert er ein Bekenntnis zum Zuckerrübenanbau im Südwesten.
Dr. Hans-Jörg Gebhard, Landwirt aus Eppingen (Landkreis Heilbronn), ist Vorsit-zender des Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenanbauer (VSZ), der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) und des Aufsichtsrates der Südzucker AG. Im Interview mit BWagrar fordert er ein Bekenntnis zum Zuckerrübenanbau im Südwesten. WVZ
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BWagrar-Interview mit Hans-Jörg Gebhard

Kommt die Notfallzulassung für Neonicotinoide?


Dr. Hans-Jörg Gebhard, Landwirt aus Eppingen (Landkreis Heilbronn), ist Vorsitzender des Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenanbauer (VSZ), der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) und des Aufsichtsrates der Südzucker AG. Im Interview mit BWagrar fordert er ein Bekenntnis zum Zuckerrübenanbau im Südwesten. Gebhard erklärt zudem, warum der Rübenanbau in Baden-Württemberg auf dem Spiel steht, und erläutert, warum die Landwirte dringend die Notfallzulassung für Beizmittel mit Neonicotinoiden benötigen (vgl. BWagrar 46/2020, Seite 19; Landwirte fordern Notfallzulassung).

 

BWagrar: Herr Dr. Gebhard, warum sehen Sie den Zuckerrübenanbau und die gesamte Zuckerwirtschaft im Südwesten auf dem Spiel stehen?

Gebhard: Seitdem die Neonicotinoide als Beizmittel in Deutschland verboten sind, gibt es kei-nen wirksamen Schutz gegen die virenübertragenden Blattläuse. Deshalb machen uns die Vergilbungsviren von Jahr zu Jahr mehr zu schaffen. Auch in Baden-Württemberg sind 2020 viele Felder befallen. Dort rechnen wir mit Ertragsverlusten von 30 bis 40 Prozent. Wohin die Reise geht, wenn nichts passiert, sehen wir im Nachbarland Frankreich: Bis zu 50 Prozent Ertragsverluste gibt es dort fast flächendeckend dieses Jahr durch Vergilbung.

 

"Wir können nicht zulassen, dass es im Jahr 2021 bei uns noch schlimmer wird. In diesem unfairen Wettbewerb kann die deutsche Zuckerwirtschaft nicht überleben."

 

Wir können nicht zulassen, dass es 2021 bei uns noch schlimmer wird. Das wäre auch im europäischen Sinne total unvernünftig, weil es für Neonicotinoide bereits in fast allen Ländern mit Rübenanbau Notfallzulassungen gibt. Seit 2019 konnten Landwirte in 13 EU-Ländern Neonics einsetzen. Das bedeutet für sie mehr Ertrag und weniger Kosten für den Pflanzenschutz. 2021 kommt Frankreich als größter Zuckerhersteller der EU dazu. In diesem unfairen Wettbewerb kann die deutsche Zuckerwirtschaft nicht überleben.

BWagrar: Die Rübenanbauer-Verbände fordern seit langem die Notfallzulassung für Beizmittel mit Neonicotinoiden. Wie beurteilen Sie die Chance, dass sie kommt?

Gebhard: Ich kann nur hoffen, dass die Notfallzulassung kommt. Die Viren breiten sich nachweislich immer mehr aus. Alle amtlichen Stellen, zum Beispiel die Pflanzenschutzdienste, bestätigen die Vergilbungsschäden und die Unwirksamkeit der zugelassenen Insektizide. Fachlich haben wir also volle Unterstützung, aber die politischen Entscheidungsträger zaudern.

 

"Ich kann nur davor warnen, weiter auf Zeit zu spielen. Zusätzliche Ertragsverluste könnten hierzulande das endgültige Aus für den Rübenanbau und für manche Zuckerfabriken bedeuten."

 

Ich kann nur davor warnen, weiter auf Zeit zu spielen: Durch Dumpingpreise auf dem Weltmarkt und durch Subventionen für den Rübenanbau in anderen EU-Staaten ist der Wettbewerb schon jetzt massiv zu unseren Lasten verzerrt. Zusätzliche Ertragsverluste könnten hierzulande das endgültige Aus für den Rübenanbau und für manche Zuckerfabriken bedeuten. Welche Gründe braucht die Politik noch, um jetzt zu reagieren?

BWagrar: Was fordern Sie von der Politik im Land und im Bund?

 

"Es ist erfreulich, dass sich die Landesregierung für den Antrag auf Notfallzulassung von effektiven Rübenbeizen in Berlin ausgesprochen hat."

 

Gebhard: Von der Landesregierung fordern wir einen noch stärkeren Einsatz für die Zuckerwirtschaft mit ihren Beschäftigten im Werk Offenau und den über 2.000 Rübenanbauern im Land. Es ist erfreulich, dass sie sich für den Antrag auf Notfallzulassung von effektiven Rübenbeizen in Berlin ausgesprochen hat, so wie es andere Länder auch getan haben.

 

"Wenn wir für 2021 keinen Schutz vor Viren bekommen, werden sich die Wettbewerbsnachteile für die Zuckerwirtschaft in Deutschland existenzbedrohend verschärfen."

 

Jetzt muss die Bundesministerin und das zuständige Bundesamt zu einer schnellen Entscheidung angetrieben werden. Denn uns läuft die Zeit für die Vorbereitung des Saatguts weg. Wenn wir für 2021 keinen Schutz vor Viren bekommen, werden sich die Wettbewerbsnachteile für die Zuckerwirtschaft in Deutschland existenzbedrohend verschärfen.

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