Was steht in der Agrarpolitik 2021 an?
- Veröffentlicht am
Alois Gerig im Interview
Was steht in der Agrarpolitik 2021 an?
Alois Gerig, Landwirt aus Höpfingen (Neckar-Odenwald-Kreis), ist Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Ernährung und Landwirtschaft sowie forstpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Odenwald-Tauber bewertet im Interview mit BWagrar die Hilfen für Waldbesitzer. Zudem erklärt er wichtige anstehende Aufgaben und Herausforderungen in der Agrarpolitik der Bundesregierung im neuen Jahr 2021.
BWagrar: Herr Gerig, die Bundesregierung unterstützt die Waldbesitzer seit Ende November 2020 mit 700 Mio. Euro aus dem Corona-Konjunkturpaket. Bereits 2019 flossen 800 Mio. Euro Dürrehilfe. Kritiker sprechen von „Gießkannenförderung“. Was ist noch zu tun, um den Wald nachhaltig aufzuforsten und zukunftssicher zu machen?
Gerig: Die Lage der deutschen Wälder ist wegen der drei Trockenjahre dramatisch. Es stimmt, dass – zum Glück – nicht alle Gebiete gleichermaßen betroffen sind. Jedoch liegt der Holzmarkt durch das Überangebot insgesamt am Boden und somit stehen alle Forstwirtinnen und Forstwirte vor finanziellen Herausforderungen. Gerade jetzt sind aber überall Mittel nötig, um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu sichern. Das heißt investieren, aufforsten und bewirtschaften!
Die Förderung ist übrigens nicht bedingungslos: Sie ist an eine Zertifizierung für nachhaltige Waldbewirtschaftung geknüpft. Damit erreichen wir, dass die Wälder nicht einfach sich selbst überlassen werden. Denn nur ein bewirtschafteter Wald ist ein Klimaschützer und bindet Kohlendioxid (CO2) langfristig.
BWagrar: Wissenschaftler aus der EU wollen die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) ökologischer und sozialer ausrichten. Sie fordern, den Trilog dazu zu nutzen. Wie beurteilen Sie das?
Gerig: Allen Landwirtinnen und Landwirten ist klar: Die Landwirtschaft kann und muss ökologischer werden. Die erste Priorität bleibt, gute Lebensmittel zu produzieren. Aber Landwirtschaft kann auch wichtige Beiträge zu Umwelt-, Arten- und Klimaschutz leisten. Sie ist das soziale Rückgrat der ländlichen Gebiete.
„Ziel ist, flächendeckende Landwirtschaft in Europa zu erhalten. Nur so können wir nachhaltig produzieren und regional konsumieren.“
Die moderne Landwirtschaft ist multifunktional. Hier muss die EU den politischen Rahmen setzen und neue Instrumente beschließen, damit diese ökologischen Leistungen in ökonomische Erträge übersetzt werden. Damit kommt die Landwirtschaft meiner Einschätzung nach auch wieder aus der Defensive.
Ziel dabei muss es bleiben, die flächendeckende Landwirtschaft in Europa zu erhalten. Nur dann können wir nachhaltig produzieren und regional konsumieren.
BWagrar: Welche wichtigen Aufgaben der Bundesagrarpolitik sehen Sie in den nächsten Monaten?
Gerig: Da gibt es einiges zu tun.
- Zunächst müssen wir das Insektenschutzgesetz des Bundesumweltministeriums abfedern. Hier darf nicht über die erzielten Einigungen in Baden-Württemberg hinausgegangen werden.
- Dann muss ein zukunftsfähiger nationaler GAP-Strategieplan entwickelt werden.
- Und die Umsetzung des Green-Deal beziehungsweise der Farm-To-Fork-Strategie steht an.
- Die EU-Richtlinie der unlauteren Handelsbeziehungen müssen wir so umsetzen, dass ein faires Miteinander aller Marktteilnehmer möglich ist. Hier herrscht viel verständlicher Unmut unter den Landwirten.
- Eine entscheidende Aufgabe ist es, die Ergebnisse der Borchert-Kommission so umzusetzen, dass ein schrittweiser Systemwandel in der Nutztierhaltung bei möglichst gleichmäßiger Verteilung in Deutschland stattfinden kann.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.