Wie läuft Bildungsarbeit in der Pandemie?
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Ivanka Seitz im Interview
Wie läuft Bildungsarbeit in der Pandemie?
Ivanka Seitz aus Tettnang (Bodenseekreis) ist seit Jahresbeginn 2020 neue Leiterin der Schwäbischen Bauernschule Bad Waldsee, des Bildungshauses des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg (LBV). Gleich im ersten Jahr Ihrer neuen Aufgabe erfordert die Pandemie Kreativität und neue Wege in der Bildungsarbeit. Wie sich das Team der Bauernschule den Herausforderungen stellt und was 2021 geplant ist, erklärt Ivanka Seitz im Interview mit BWagrar.
BWagrar: Frau Seitz, im vergangenen Jahr, dem ersten von Ihnen als neuer Leiterin, hat die Corona-Krise die Bauernschularbeit geprägt. Wie fällt Ihre Bilanz 2020 aus?
Seitz: In der Krise habe ich gelernt, wie wichtig es ist, darauf zu schauen, was mich die Krise lehrt.
„Ich konnte spüren, wie wichtig die Bauernschule als Begegnunsort ist und die Bedeutung von Lernen und Leben unter einem Dach selbst erleben.“
In diesen zweieinhalb Monaten konnte ich erstmals den Grundkurs erleben, die Seminare der Bauern- und Unternehmerschulung (BUS) und Gruppen wie die Klöpplerinnen sowie verschiedene Angebote für Landwirtinnen und Landwirte begleiten. In dieser Zeit konnte ich spüren, wie wichtig die Bauernschule als Begegnunsort ist und die Bedeutung von Lernen und Leben unter einem Dach selbst erleben.
„Für mich war ganz entscheidend, dass sich der Landesbauernverband in diesen schwierigen Zeiten nachhaltig zur Bauernschule bekannt und Investitionen in die Zukunft getätigt hat. Wir durften das Haus am See komplett renovieren.“
In den Höhen und Tiefen, die wir im vergangenen Jahr erlebt haben, von Schließung, Öffnung und wieder Schließung, war für mich ganz entscheidend, dass sich der Landesbauernverband (LBV) in diesen schwierigen Zeiten nachhaltig zur Bauernschule bekannt und Investitionen in die Zukunft getätigt hat. Wir durften das Haus am See komplett renovieren. Die Zimmer warten darauf, belegt zu werden.
Das langanhaltende Krisenmanagement hat uns aber auch aufgezeigt, wie viel wir noch lernen müssen, wenn Planbarkeit nicht möglich ist, sondern Unsicherheit den Alltag bestimmt. Das hat sich auf die Motivation aller Mitarbeitenden ausgewirkt. Es war und ist für uns alle sehr schwer auszuhalten, dass unser wunderbarer Gebäudekomplex über so eine lange Zeit immer nur leer steht.
Die Krise hat von uns gefordert, nicht nur darauf zu schauen, was nicht möglich ist, sondern vor allem auch darauf zu schauen, was wir überdenken müssen und wo wir auch Neues auf den Weg bringen können.
BWagrar: Neues denken, neue Wege aufzeigen, betonen Sie. Wie organisieren Sie die Bildungsarbeit jetzt, wo das Bildungshaus geschlossen ist. In welchem Umfang bieten Sie digitale Kurse und andere Formate an?
„Wir als Bauernschule werden uns sicher in der kommenden Zeit im Bereich der digitalen Bildungsangebote weiterentwickeln, aber unser Fundament bleibt das Leben und Lernen unter einem Dach.“
Seitz: Wir werden pandemiebedingt das Bildungshaus mindestens noch bis Ende Februar 2021 geschlossen haben, voraussichtlich noch darüber hinaus. Die Ungewissheit bleibt zunächst also.
In Bad Waldsee sind wir immer noch nicht an das Breitband angeschlossen. Das macht digitale Bildungsformate zu einer außerordentlichen Herausforderung. Wir wollen jetzt dennoch Ende Februar mit zwei digitalen Seminaren starten, zum einen Betriebswirtschaft für Bäuerinnen, zum anderen Hofübergabe gleich Anfang März.
Wir als Bauernschule werden uns sicher in der kommenden Zeit im Bereich der digitalen Bildungsangebote weiterentwickeln, aber unser Fundament bleibt das Leben und Lernen unter einem Dach.
„Die Schließungszeit nutzen wir für Fortbildung des Teams. Dabei prüfen wir digitale Tools, die wir auch in unseren Seminarbetrieb einbinden können.“
Die Schließungszeit nutzen wir für Fortbildung des Teams. Dabei prüfen wir digitale Tools, die wir auch in unseren Seminarbetrieb als unterstützendes Element einbinden können.
BWagrar: Aufgrund der Erfahrungen mit der Pandemie gehen Sie neue Wege der Bildungsvermittlung und bieten neue, digitale Angebote, wie sie ausführen ...
Seitz: ... ja, wir selbst erproben im Moment einiges im digitalen Raum. Zu schauen, welches Angebot könnte zu wem passen und wie können wir die einzelnen Angebote weiterentwickeln, wird für die Zukunft von entscheidender Bedeutung sein. Wir haben jetzt schon Anfragen zu hybriden Veranstaltungen und sind uns sicher, dass neben Präsenzveranstaltungen auch dauerhaft die Nachfrage nach Webinaren zunehmen wird.
„In der Krise gilt es, die Balance zu wahren und in unserem Bildungsangebot auch die Frage zu beantworten, wie wir Menschen befähigen, mit der Krise umgehen zu können.“
Zudem ist es wichtig, sich von der Ungewissheit zu befreien und nachzudenken, was wir aus der Krise lernen können. Im Menschen ist das Bedürfnis nach Sicherheit und Planbarkeit fest verankert. Da gilt es, in der Krise die Balance zu wahren und in unserem Bildungsangebot auch die Frage zu beantworten, wie wir Menschen befähigen, mit der Krise umgehen zu können.
Informationen zum Bildungsangebot auf www.schwaebische-bauernschule.de
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