Ordentliches Ergebnis
Im Jahr 2022 erzielte die Allgäuer Emmentalerkäserei Leupolz eG ein ordentliches Ergebnis, berichtete der Vorsitzende des Aufsichtsrats Karl Schneider auf der Versammlung am 12. Oktober. Das Marktumfeld und die externen Einflüsse auf die Molkerei seien bis heute herausfordernd und erforderten weiterhin große Anstrengungen.
- Veröffentlicht am

Nach der erfolgreichen Fertigstellung des Erweiterungsbaus im Jahr 2022 ist die Stimmung unter den Mitgliedern der Molkerei heute durchaus gemischt. Zum einen ist man erleichtert, dass der Bau noch vor der Zinswende durchgezogen wurde. Andererseits ist der Druck angesichts weiterhin hoher Kosten und wieder fallender Produkt- und Erzeugerpreise bis zuletzt sehr hoch gewesen. „Ich weiß nicht, ob wir den Bau bei den heutigen Zinsen so noch stemmen könnten“, meinte Geschäftsführer Michael Welte rückblickend.
Auf dem richtigen Weg
„Den Weg, den Sie eingeschlagen haben, war genau der richtige“, lobte Patrick Schmelzle vom Genossenschaftsverband. Er attestierte Geschäftsführung sowie Vorstand und Aufsichtsrat, eine hervorragende Arbeit. Die Effizienz der Molkerei sei auf einem sehr hohen Niveau, was angesichts des allgemeinen Kostendrucks eine gute Ausgangsposition für die Zukunft darstelle. Für den Vorsitzenden des Vorstands, Markus Stützenberger, war die Ertragssituation angesichts der Marktentwicklung gut. „Unser Markengeschäft im LEH sorgt in der Region bei Erzeugern und Verbrauchern eine positive Wahrnehmung,“ so Stützenberger. Überregional sei es deutlich aufwendiger, die Bekanntheit der Marke und den Absatz der Produkte weiter auszubauen.Die Bilanzsumme erhöhte sich angesichts des Erweiterungsbaus deutlich auf knapp 19 Mio. Euro gegenüber 13,7 Mio. Euro im Vorjahr, davon sind sieben Millionen Euro Eigenkapital. Die Eigenkapitalquote ging von 45 Prozent im Vorjahr auf rund 37 Prozent zurück, bei einem Jahresüberschuss von rund 549.000 Euro und einem Bilanzgewinn von rund 49.000 Euro. Davon gehen 500.000 Euro in die Rücklagen und 44.000 Euro in die Investitionszulage.
Auszahlungspreise unter Druck
Bei einem Auszahlungspreis von brutto 56,45 Cent für konventionelle Standardmilch bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß hielten die Leupolzer im Jahr 2022 beim Milchgeld mit dem Landesdurchschnitt einigermaßen Schritt. Es wurden 14,1 Cent pro kg mehr ausbezahlt als im Vorjahr, die Höhe des Milchgeldes insgesamt betrug 23,9 Mio. Euro. Als Grund für den etwas schwächelnden Auszahlungspreis bei Standardmilch nannte Patrick Schmelzle vom Genossenschaftsverband die „extrem hohe Produktionstiefe“ der Molkerei (Standard-Verwertungen waren 2022 klar im Vorteil) sowie einen eher ungünstigen Zeitpunkt für Kontraktabschlüsse im vergangenen Jahr. Insgesamt bezeichnete er die Ertragslage und den Milchauszahlungspreis als zufriedenstellend. Der Bio-Milchpreis lag bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß bei brutto 64,93 Cent pro kg, für Emmentaler-Milch gab es im Jahresschnitt 59,10 Cent pro kg.
Rekordpreisjahr 2022
Die Gesamtanlieferung der Bauern Käserei Leupolz im Geschäftsjahr 2022 mit ihren 151 Milcherzeugern lag mit 44,3 Mio. kg Milch um 1,5 Prozent über dem Vorjahr. Insgesamt wurden einschließlich Zukaufsmilch 46 Mio. kg Milch verarbeitet, mit einem Biomilchanteil von 32 Prozent. Der Umsatz lag mit 30,2 Mio. Euro um 6,8 Mio. Euro beziehungsweise knapp 30 Prozent über dem Vorjahr. Die Produktionsmengen lagen auf Vorjahresniveau. Die Erlöspreise bei den Standardprodukten sind im Schnitt um 1,50 Euro pro kg gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Allerdings: Deutlich weniger stark fielen die Preissteigerungen bei den Spezialitäten und bei Bioware aus, die in Leupolz einen großen Anteil haben.
Blick aufs laufende Jahr 2023
„Im laufenden Jahr sind die Rekordpreise von 2022 bereits längst schon wieder Geschichte“, so Welte. Die Preise für die Milchprodukte seien gefallen, wenn auch unterschiedlich stark. Beim Fettbereich für Käse und Butter bleiben die Preise stabiler als bei Pulver. Magermilchpulver wurde Ende September 2023 deutlich niedriger bewertet als im Schnitt der vergangenen zehn Jahre. Erst in den letzten beiden Wochen zogen die Pulverpreise wieder etwas an. So gingen auch in Leupolz die Absatzmengen zu Beginn 2023 deutlich zurück, begleitet von Preissenkungen. Die Preise für Schnittkäse gingen um über zwei Euro pro kg zurück. Viele Molkereien seien in der Verwertung auf Hartkäse umgestiegen und hätten den Markt mit Emmentalerkäse geflutet, was die Preise hier nochmals um 60 Cent nach unten drückte. Im Mai sei außerhalb der bestehenden Kontrakte keine zusätzliche Ware mehr am Markt unterzubringen gewesen. Die von vielen erwartete Trendwende am Milchmarkt zur Mitte des Jahres sei bislang ausgeblieben. „In den nächsten Wochen und Monaten wird es darum gehen, Preiserhöhungen durchzusetzen“, kündigte Welte an und fügte hinzu: „Uns ist bewusst, dass wir in der Pflicht stehen, für Sie einen besseren Milchpreis zu erwirtschaften“. Die Anlieferungsmenge im laufenden Jahr liegt in Leupolz bis einschließlich September um 4,4 Prozent über dem Vorjahr. Die neuen Produktionsanlagen laufen stabil. Die Bestände hätten bereits etwas abgenommen. Der Geschäftsführer zeigte sich zuversichtlich, dass es auch preislich wieder aufwärts geht.
ÖMA Beer
Die ÖMA erreichte 2022 einen Umsatz von 38,3 Mio. Euro, rund zwei Millionen weniger als im Vorjahr. Der Jahresüberschuss betrug rund eine halbe Million Euro. Auch im laufenden Jahr gingen die Umsätze noch zurück, allerdings blieben die Mengen deutlich unter dem Vorjahr. Seit einigen Wochen zeige sich der Biomarkt wieder stabiler. Welte rechnet auch 2023 mit einem positiven Ergebnis, welches allerdings schwächer ausfallen dürfte als 2022. Im Biobereich war die Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten am deutlichsten zu spüren.
Wahlen in die Gremien
Bei den turnusgemäßen Wahlen wurden Jürgen Baldauf, Sprecher der Laibachtaler Milchgenossenschaft Österreich und Gisela Gresser als neue Mitglieder in den Aufsichtsrat gewählt. Gresser übernimmt das Amt von Mario Reck, der in den Vorstand wechselt. Reck tritt im Vorstand die Nachfolge von Josef Hengge an, der altershalber ausscheidet. Hengge war 32 Jahre lang ehrenamtlich für die Genossenschaft aktiv. Für sein Engagement erhielt er die Raiffeisen-Schulze-Delitzsch-Medaille. Wiedergewählt in den Aufsichtsrat wurden die Brüder Gerhard und Norbert Schnell, Hubert Heim und Marion Bohner.
Danke an Josef Hengge
„Wer geht, hinterlässt Spuren“, bedankte sich der Vorstandsvorsitzende Markus Stützenberger bei Josef Hengge, der nach 32 Jahren aus dem Vorstand ausscheidet. Hengge war seit 1991 im Gremium tätig. Stützenberger lobte Hengge wegen dessen ruhigen, sachlichen und kompetenten Art. Stützenberger hat ausgerechnet, dass Hengge in den 32 Jahren umgerechnet 432 Arbeitstage für die Bauernkäserei im Einsatz war.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.