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Landessortenversuche 2024

Ergebnisse für Roggen und Triticale

Die Ernte 2024 zeigt in Baden-Württemberg bei Winterroggen und Wintertriticale ein Ertragsminus im Vergleich zum Vorjahr. Extreme Wetterereignisse und Krankheiten führten zu erheblichen Ertragseinbußen. Besonders betroffen waren die Standorte mit überdurchschnittlichen Niederschlägen.

von Maria Müller-Belami erschienen am 02.09.2024
Der Winterroggen in den Landessortenversuchen Krauchenwies. © Maria Müller-Belami
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Die Anbaufläche von Winterroggen in Baden-Württemberg verzeichnet 2024 mit 9000 ha einen leichten Rückgang, während die Wintertriticale den Flächenumfang um 3000 ha auf 27.700 ha ausbauen kann. Wie bei allen anderen Getreidearten zeichnet sich 2024 ein unbefriedigendes Bild bei der Ernte ab: Laut Statistischem Landesamt (Stand Ende August 2024) belaufen sich die Erträge auf 45,5 dt/ha bei Winterroggen (2023: 51,2 dt/ha) und 58,7 dt/ha bei Wintertriticale (2023: 68,4 dt/ha) und liegen damit deutlich unter dem mehrjährigen Mittel. Diese Werte beruhen auf Daten des Statistischen Landesamts und des Gemeinsamen Antrags 2024.

Frühe Pilzinfektionen

Winterroggen und -triticale werden in den Landessortenversuchen zweifaktoriell geprüft: In Variante 2 (V2) kommen, angelehnt an die Vorgaben des integrierten Pflanzenschutzes, Fungizide und Wachstumsregler zum Einsatz; in der reduzierten Variante (V1) wird auf diese Pflanzenschutzmaßnahmen verzichtet. Die baden-württembergischen Versuche wurden bei guten Bedingungen Ende September/Anfang Oktober gesät. Der Aufgang war einheitlich. Aufgrund des milden Winters gab es keinerlei Auswinterungen, und die Bestände konnten vorzeitig in die Vegetation starten. Mäßige Temperaturen und überdurchschnittliche Niederschläge beherrschten das Frühjahr, sodass sich früh Pilzinfektionen etablieren konnten. Dominierende Krankheiten waren bei Winterroggen Rhynchosporium und Braunrost, in der Triticale neben Rhynchosporium vor allem Blattseptoria. Gelb- und Braunrost traten in einzelnen Sorten auf, spielten aber nur eine untergeordnete Rolle. Ein kurzer, heftiger Kälteeinbruch im Frühjahr sorgte bei einigen Sorten für partielle Taubährigkeit. Mutterkorn und vor allem Ährenfusarium waren in dieser Saison an verschiedenen Standorten ein Thema. Die Bestände blieben lange standfest, erst durch Gewitterereignisse und Niederschläge kam es zu sortendifferenziertem Lager kurz vor der Beerntung. Die Ernte erfolgte an fast allen Standorten bei trockenem Wetter und guten Bedingungen. Am Standort Kupferzell hatte die Anwendung eines Vorauflaufherbizids sowohl bei Roggen als auch bei Triticale stärkere phytotoxische Wirkung und dünnte die Parzellen sichtbar aus. Eine zeitige Andüngung und wüchsige Vegetationsbedingungen konnten die Verluste gut kompensieren.

Wie bei den anderen Winterungen auch, wurde der Ertrag 2024 maßgeblich durch die zum Teil extremen Wetterereignisse in der Kornfüllungsphase bestimmt.

Mutterkorn und vor allem Ährenfusarium waren in dieser Saison beim Roggen an verschiedenen Standorten ein Thema.
Mutterkorn und vor allem Ährenfusarium waren in dieser Saison beim Roggen an verschiedenen Standorten ein Thema. © Maria Müller-Belami

Roggenertrag unterm Durchschnitt

Winterroggen wird aufgrund der wenigen Standorte länderübergreifend über 11 Versuche verrechnet. Seine hohe Leistungsfähigkeit konnte der Roggen in diesem Jahr nicht unter Beweis stellen: Das Ertragsmittel lag in der behandelten Variante bei 88 dt/ha (2023: 98 dt/ha). Durch den Verzicht auf Wachstumsregler und Fungizide verringerte sich die Sortenleistung um durchschnittlich knapp 14 % auf 76 dt/ha (2023: 89 dt/ha). Ertragsstärkster Standort in Baden-Württemberg war in diesem Jahr Kupferzell mit 83 dt/ha (V1) bzw. 98 dt/ha (V2). Krauchenwies hingegen verliert seine langjährige Vormachtstellung als roggenstärkster Versuchsstandort und musste aufgrund extremer Nässe deutliche Ertragseinbußen hinnehmen (79 dt/ha V1 bzw. 89 dt/ha V2). Profitieren von den Wetterverhältnissen konnte nur Rheinstetten-Forchheim: Mit 42 dt/ha (V1) und 62 dt/ha (V2) schnitt der sandige und trockene Standort um einiges besser ab als in den vergangenen Jahren. Die vorläufigen Fallzahlen sind, wie zu erwarten war, hoch und stabil. Die TKM ist gut und beim HL-Gewicht (74 kg) liegen alle Sorten über dem Erfassungsrichtwert (72 kg). Die bisher vorliegenden niedrigen Proteinwerte belegen, dass dem Roggen in diesem Jahr eine ausreichende Sonnenscheindauer gefehlt hat. Am Standort Boxberg wurde bei sieben von neun Prüfsorten eine Mutterkornbelastung festgestellt, die über dem neuen Grenzwert von 0,2 mg/kg liegt.

Regen drückt auf Triticaleertrag

Die LSV-Wintertriticale wurde über fünf baden-württembergische Standorte verrechnet. Auch die Triticale verliert im Vergleich zu 2023. Die Durchschnittserträge bewegen sich weit unter Vorjahresniveau und lagen unbehandelt bei 84 dt/ha (2023: 105 dt/ha) und behandelt bei 95 dt/ha (2023: 118 dt/ha). Wie schon beim Winterroggen konnte der Standort Kupferzell mit den höchsten Erträgen punkten (95 dt/ha V1; 108 dt/ha V2). 'Verlierer' war auch hier der Standort Krauchenwies: Mit 75 dt/ha (V1) und 87 dt/ha (V2) liegt der Ertrag in beiden Varianten etwa 40 dt/ha hinter den Ertragsleistungen von 2023, verursacht durch heftige und anhaltende Niederschläge. Das TKM erzielt 42 g, das HL-Gewicht kommt mit 70,7 kg nur knapp über die Anforderung des Handels (70 kg).

Ein kurzer, heftiger Kälteeinbruch im Frühjahr sorgte bei einigen Roggensorten für partielle Taubährigkeit.
Ein kurzer, heftiger Kälteeinbruch im Frühjahr sorgte bei einigen Roggensorten für partielle Taubährigkeit. © Maria Müller-Belami
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Winterroggensorten im Fokus

Beobachtungen aus den LSV Winterroggen Süddeutschland 2023/24 und Sortenbeschreibungen:

Anmerkung: KWS-Hybriden haben durch das PollenPLUS-System eine stärkere Pollenbildung gegen Mutterkorn. Bei Saaten-Union-Sorten werden bei Z-Saatgut für die Praxis 10 % Populationsroggen zur Mutterkornabwehr eingemischt.

Die Neuzulassung KWS Baridor geht mit einer hohen Ertragseinstufung (BSL 9/8) in die Sortenprüfung, bleibt aber 2024 mit 100 % (V1) und 99 % (V2) hinter den Erwartungen zurück. Blattgesundheit und Agronomie sind gut bis durchschnittlich, die Halmstabilität hervorragend.

KWS Emphor, ein neu zugelassener und beim Ertrag laut BSL (9/9) mit Höchstnote ausgezeichneter Roggen, kann im ersten Prüfjahr mit 99 % Relativertrag (V1/V2) noch nicht ganz überzeugen. Die Sorte ist durchschnittlich blattgesund, zeigt aber trotz kurzem Wuchs 2024 leichte Lagertendenzen. Mit hoher Fallzahl (BSL 8) und hohen Amylogrammwerten (BSL 8/9) ist KWS Emphor als hochwertiger Brotroggen einzustufen.

KWS Receptor EU erzielt in Baden-Württemberg mit etwa 100 % ein- und mehrjährig in beiden Varianten ansprechende Erträge. Der Roggen ist der lageranfälligste Kandidat im Sortiment und hat auch bei Halmknicken Probleme. Die Ährenstabilität ist sehr gut. Die Braunrostanfälligkeit (BSL 7) tritt 2024 nicht zutage, sollte bei der Bestandesführung aber grundsätzlich beachtet werden. Die Fallzahlen sind auch 2024 sehr hoch.

KWS Tayo kann 2024 an die guten Vorjahresleistungen mit insgesamt 101 % (V1) und 102 % (V2) anknüpfen. An den Standorten Forchheim und Kupferzell bleibt die Sorte allerdings weit hinter ihren Möglichkeiten. Agronomisch ist der Roggen gut aufgestellt, die Krankheitstoleranzen sind durchschnittlich. KWS Tayo ist ein typischer Brotroggen mit sehr hohen Amylogrammwerten und einem großen Korn.

KWS Tutor bleibt ein- und mehrjährig der ertragsschwächste Prüfkandidat. Lager, Halmknicken und Braunrostbefall zeigen sich 2024 wieder deutlich. Fallzahl und TKM sind 2024 beachtlich.

Die Ertragsleistung der langjährig geprüften Sorte SU Cossani erreicht 2024 und mehrjährig ein nur unterdurchschnittliches Niveau. Bei Standfestigkeit, Halm- und Ährenstabilität ist die Sorte unauffällig. Dagegen ist der Befall mit Braunrost (BSL 6) höher.

Die Neuzulassung SU Erling stößt im ersten Prüfjahr mit 106 % (V1) und 104 % (V2) in neue Ertragsdimensionen vor (BSL 9/9). Die Standfestigkeit ist gut, die Resistenzeigenschaften liegen im Mittelfeld. Die Sorte besticht 2024 mit einem sehr guten HL-Gewicht. Negativ fällt die Sorte durch einen hohen Mutterkornbefall in Boxberg auf.

SU Karlsson gehört mit Relativerträgen von 101 % (V1) und 102 % (V2) in diesem Jahr zu den ertragsstärkeren Winterroggen. Aufgrund der Wuchslänge leiden Standfestigkeit und Halmstabilität, die Krankheitsresistenzen sind solide.

SU Perspectiv EU bestätigt 2024 und mehrjährig die Einstufung als Hochleistungssorte mit überdurchschnittlichen Kornerträgen in der behandelten Variante. In V1 bricht die Sorte in diesem Jahr ein und fällt ertraglich unter den Durchschnitt. Der Roggen neigt zu Lager, Halm- und Ährenknicken und zeigt sich anfällig für Rhynchosporium. Die Fallzahlen sind hoch.

Im Z-Saatgut der Sorten SU Cossani, SU Erling, SU Karlsson und SU Perspectiv sind 10 % Populationsroggen eingemischt. Die Sorten KWS Receptor, SU Cossani und SU Perspectiv sind nicht orthogonal geprüft.

Die Landessortenversuche Triticale in Döggingen.
Die Landessortenversuche Triticale in Döggingen. © Maria Müller-Belami
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Die Wintertriticale im Detail

Die Neuzulassung Bicross zeigt in ihrem ersten Prüfjahr 2024 in beiden Varianten das höchste Kornertragspotenzial aller Prüfsorten. Als längste Sorte verfügt sie auch über eine sehr gute Standfestigkeit. Bei der Blattgesundheit überzeugt Bicross mit guten Toleranzen, insbesondere gegenüber Gelbrost, Braunrost und Rhynchosporium. Die Triticale schiebt die Ähren früh bei mittlerer Abreife. Bicross generiert den Ertrag über viele und große Körner/Ähre – TKM und HL-Gewicht sind hoch.

Die Relativerträge von Charme bewegen sich ein- und mehrjährig im Mittelfeld. Die durchschnittlich standfeste und später abreifende Sorte zeigt sich 2024 anfällig für Blattseptoria und Rhynchosporium, am Standort Krauchenwies überdurchschnittlich fusariumbefallen. Rost- und Mehltautoleranzen dagegen sind gut. Das HL-Gewicht ist beachtlich, die TKM überdurchschnittlich.

Fantastico, eine neue Prüfsorte, präsentiert sich mit Ausnahme vom Standort Eiselau, in beiden Varianten sehr ertragsstark. Die Standfestigkeit der kurzwüchsigen Triticale ist hervorragend, die Resistenzausstattung gegenüber Blattkrankheiten ausgewogen. Fantastico schiebt die Ähren relativ spät. Das erste Prüfjahr lässt auf ein hohes HL-Gewicht und eine gute TKM schließen.

Lombardo erreicht ein- und mehrjährig mit 100 % Relativertrag in der behandelten Variante passable Ergebnisse. In der unbehandelten Variante leiden die Erträge unter der überdurchschnittlichen Anfälligkeit für Braunrost, Rhynchosporium und Lager. Die Widerstandsfähigkeit gegen Fusarium ist als mittel eingestuft, es zeigt sich aber am Standort Krauchenwies ein überdurchschnittlicher Befall. Die TKM ist hoch.

Lumaco kommt in der unbehandelten Variante 2024 nicht über 98 % relativ hinaus, mit Ausnahme von Boxberg und Eiselau, wo die Sorte einen guten Eindruck hinterlässt. Behandelt erzielt die Sorte in diesem Jahr mit 102 % hohe Erträge, mehrjährig bewegt sie sich im Mittelfeld. Wie schon im Vorjahr ist der Befall mit Rhynchosporium überdurchschnittlich hoch. Positiv hervorzuheben sind die guten Toleranzen gegenüber Rost, Mehltau und Ährenfusarium. Aufgrund ihrer Langstrohigkeit zeigt die Sorte Schwächen bei der Standfestigkeit. Bei TKM schneidet Lumaco schwach ab, das HL-Gewicht ist zufriedenstellend.

Die kurze und standfeste Sorte Presley bringt ein- und mehrjährig unterdurchschnittliche Erträge, wobei sie in der unbehandelten Variante aufgrund ihres soliden Gesundheitsprofils stärker einzuschätzen ist. Hervorzuheben ist die gute Toleranz gegen Braun- und Gelbrost. Die stärkere Mehltauanfälligkeit dagegen sollte beachtet werden. Die Fusariumresistenz ist als durchschnittlich einzustufen. Hervorzuheben ist das hohe HL-Gewicht.

In diesem Jahr fallen die Erträge von Ramdam unterdurchschnittlich aus. Mehrjährig sind die Relativerträge höher anzusetzen, vor allem in der behandelten Variante. Die langstrohige Sorte zeigt sich 2024 leicht lagergefährdet. Die Toleranzen gegenüber Braun-, Gelbrost und Rhynchosporium sind ausgeprägt. Auf die Anfälligkeiten für Blattseptoria, Mehltau und Fusarium ist zu achten. Ramdam bildet das Schlusslicht beim HL-Gewicht. Die TKM ist gut.

Die EU-Sorte Rivolt kann in der behandelten Variante ihr hohes Ertragspotenzial 2024 und mehrjährig voll ausspielen. Unbehandelt liegen die Kornerträge im Mittelfeld. Anfällig zeigt sich Rivolt für Blattseptoria und Rhynchosporium. Gut aufgestellt ist die Sorte bei Mehltau und Braunrost. Unbedingt beachten sollte man die schwache Einstufung bei Gelbrost (BSL 6). Gegenüber Ährenfusarium scheint die Sorte durchschnittlich tolerant zu sein. Rivolt schiebt die Ähren früh, hat im Prüfsortiment die kürzeste Reifezeit und ist durchschnittlich standfest. TKM und HL-Gewicht liegen 2024 unter dem Versuchsmittel.

Trias EU kann 2024 und mehrjährig, trotz guter Einstufung (BSL 7/7), im Ertrag bisher nicht überzeugen. Die Prüfsorte präsentiert sich standfest und durchschnittlich blattgesund. Auffallend ist 2024 der stärkere Befall mit Ährenfusarium. Die mittlere Einstufung bei Braunrost (BSL 5) lässt sich 2024 nicht belegen. TKM und HL-Gewicht sind unterdurchschnittlich.

Tributo ist eine Triticale, die die Ähren spät schiebt und auch spät abreift. In der unbehandelten Variante beeindruckt die Sorte 2024 mit hervorragenden 104 % Relativertrag aufgrund ihrer guten Resistenzen gegen alle Blattkrankheiten. Trotz mittlerer Einstufung bei Fusarium (BSL 5) zeigt sich Tributo relativ ähren-gesund. In der behandelten Stufe kann die Sorte mit den ertragsbetonten Triticalen und 94 % nicht mithalten. Bei der Strohstabilität zeigen sich leichte Mängel. Tributo ist eine Sorte, die schwach bestockt (BSL 2) und den Ertrag über ein hohes TKM generiert – 2024 liegt das TKM allerdings deutlich unter Durchschnitt. Tributo wird als sehr winterhart eingeschätzt.

Empfehlungssorten für 2024/2025
  • Winterroggen: KWS Tayo, SU Perspectiv EU
  • Wintertriticale: Charme, Rivolt EU
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